Anleihen: Anhaltender Renditeanstieg

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31. Mai 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der Trend steigender Zinsen hat sich auch in der laufenden Woche fortgesetzt – zumindest bis zur Wochenmitte. „Im Monat Mai zogen die Renditen fast aller Industriestaaten im zehnjährigen Bereich um circa 40 Basispunkte an, trotz ultralockerer Geldpolitik der Notenbanken“, stellt Arthur Brunner von ICF Kursmakler fest. „Die Zeit neuer Renditetiefststände scheint vorerst hinter uns zu liegen.“  

Zur Wochenmitte setzte allerdings eine kleine Gegenbewegung ein: Der Euro-Bund-Future kletterte wieder nach oben. Am heutigen Freitag notiert das Rentenbarometer bei 144,25 Punkten, vor einer Woche waren es 144,47 Prozent. Deutlicher wird die Entwicklung bei zehnjährige Bundesanleihen: Diese werfen aktuell 1,494 Prozent ab nach 1,454 Prozent am vergangenen Freitag.

Für Deutschland wird es teurer

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Brunner

Wie Brunner berichtet, platzierte Italien als einziger Kandidat aus der Europeripherie in dieser Woche Anleihen. „Bei den fünf- und zehnjährigen Papieren musste das Land 16 beziehungsweise 20 Basispunkte mehr zahlen als bei den vorherigen Auktionen. Dafür war die Nachfrage nach wie vor stabil.“ Die Refinanzierungskosten Deutschlands haben laut Klaus Stopp von der Baader Bank übrigens mittlerweile ein Dreimonatshoch erreicht. „Nachdem im April und März lediglich 1,28 beziehungsweise 1,36 Prozent für die zehnjährige Mittelaufnahme zu zahlen waren, musste jetzt eine Durchschnittsrendite von 1,41 Prozent akzeptiert werden.“

Umstritten: negative Zinsen

Vor der EZB-Sitzung am kommenden Donnerstag wird im Übrigen verstärkt über negative Einlagezinsen diskutiert. „Die Erfahrungen in Dänemark zeigen, dass das Ziel, mehr Geld in die Wirtschaft zu schleusen, nicht erreicht wird“, kommentiert Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft. Vielmehr hätten die Banken dort die Zinsen für ihre Kredite angehoben, um die durch den Negativzins bei der Zentralbank entstandenen Kosten auszugleichen.

Unternehmensanleihen: Continental gesucht

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Stopp

Bei den Corporate Bonds war einmal mehr eine Anleihe von Thyssen-Krupp (WKN A1R08U) gefragt, wie Stopp festgestellt hat, ebenso ein Titel der Lufthansa (WKN A0Z15N). Weiterhin gut an komme die neue Anleihe der österreichischen Strabag (WKN A1HJ12), die im Mai 2020 fällig ist und eine Rendite von rund 2,5 Prozent aufweist.

Daniel zufolge war in dieser Woche Continental (WKN A1AY2A) gesucht. „Anleger sollten allerdings bedenken, dass der Schuldner die Möglichkeit hat, die Anleihe am 15. Juli zu 104,25 Prozent zurückzuzahlen. Allerdings glaubt da niemand dran.“ Aktuell wird das Papier zu 105,10 gehandelt. Die bis 2017 laufenden Solarworld-Anleihen (WKN A1CR73) präsentierten sich nach Bekanntgabe tiefroter Quartalszahlen etwas schwächer, wie Rainer Petz von Close Brothers Seydler registriert hat. „Ganz gut erholt“ habe sich hingegen Praktiker (WKN A1H3JZ). „Die Anleihe war von 47,5 Prozent vergangenen Freitag auf 41 gefallen und notiert jetzt wieder bei 46 Prozent.“

Kursexplosion bei Hypobank Frankfurt

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Daniel

Aufregung gab es um Papiere der Hypothekenbank Frankfurt, wie Arne Hellwig von der Hellwig Wertpapierhandelsbank berichtet: „Nach der Bekanntgabe eines Urteils des Bundesgerichtshof brannten die Genussscheine (WKN 556838) ein Kursfeuerwerk ab.“ Zur Eröffnung habe der Kurs noch bei Pari gelegen, nach Bekanntgabe des Urteils sei er bei guten Umsätzen auf über 126 Prozent geklettert. „Es ging um die Frage, ob Genussscheinbedingungen nach dem Abschluss eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags angepasst werden müssen“, erläutert Hellwig. Das Gericht habe zugunsten der Kläger entschieden, die eine Anpassung für notwendig halten. Auch Eurohypo-Anleihen mit unbegrenzter Laufzeit hätten bei lebhaftem Handel deutlich zugelegt, obwohl beide Emissionen nicht direkt vom Urteil betroffen seien (WKN A0DZJZ, 542376).

Verfall der Fluchtwährungen

Schwierig gestaltet sich die Lage bei den lange beliebten Fremdwährungsanleihen. Brunner meldet kräftige Einbußen in südafrikanischen Staatspapieren. „Die Währung verlor in dieser Woche über 8 Prozent gegenüber dem Euro.“ Einige Anleger sehen das offenbar schon wieder als Kaufgelegenheit: „Der südafrikanische Rand, die türkische Lira und der brasilianische Real sind so stark unter Druck, dass Anleger schon wieder einsteigen“, erklärt Daniel und nennt als Beispiele Anleihen der Europäischen Investitionsbank in Rand (WKN A1HBQ8) sowie Papiere der KfW in Lira (WKN A1RE81).

Stopp zufolge stehen bei der Suche nach Diversifizierung der Depots zwar weiterhin noch Anleihen auf australische Dollar, US-Dollar und norwegische Kronen im Fokus. Allerdings zeige sich auch der australische Dollar angeschlagen. „Schlechte Konjunkturdaten haben die Währung auf Talfahrt geschickt. Der Euro konnte zum Austral-Dollar kräftig zulegen und mit 1,3486 Dollarein neues 18-Monats-Hoch erreichen.“

Weiter viele neue Anleihen

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Wie Stopp berichtet, hält die rege Emissionstätigkeit an. „Am Dienstag platzierte die deutsche Leasinggesellschaft Grenke Finance eine vierjährige Anleihe (WKN A1HLS3) mit Fälligkeit im Juni 2017“, erklärt der Händler. „Erwartet wurde ein Kupon von circa 2,25 Prozent, der finale Kupon wurde allerdings wegen des großen Anlegerinteresses mit glatten 2 Prozent fixiert.“ Brunner meldet eine neue Anleihe der Stada Arzneimittel AG (WKN A1TNEC). „Die Laufzeit beträgt fünf Jahre und der Kupon 2,25 Prozent“, konkretisiert der Händler.

Einer durchaus guten Nachfrage erfreut sich nach Einschätzung von Petz die Anleihe des Schiffahrtkonzerns Rickmers (WKN A1TNA3), die seit Montag gezeichnet werden kann. Neu im Handel sei daneben eine privat platzierte Anleihe des Bettenzubehöranbieters Sanders (WKN A1TNHD), die bis 2014 läuft und 9 Prozent im Jahr abwirft.

© 31. Mai 2013 / Anna-Maria Borse