Anleihen: Beliebte Bundesanleihen

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16. Mai 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Enttäuschende Wachstumszahlen aus der Eurozone treiben Anleger zurück in sichere Häfen. Während Staatsanleihen der Euro-Peripherie angesichts vergleichsweise hoher Renditechancen noch bis vor kurzem bei vielen Investoren hoch im Kurs standen, wird nun Kasse gemacht und in vermeintlich sichere Anlagen umgeschichtet. „Noch am gestrigen Donnerstag waren die Renditen für spanische und italienische Staatstitel nicht zuletzt wegen Spekulationen über weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen in der Eurozone auf Rekordtiefs gefallen. Seitdem geht es für die Risikoaufschläge aber wieder aufwärts“, meldet Arthur Brunner von der ICF AG.

So sind die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen Italiens seit gestern von 2,88 auf 3,12 Prozent gestiegen und auch spanische und portugiesische Titel rentieren aktuell rund 20 Basispunkte höher als am Vortag. Bei den als sicherer Hafen geltenden Bundesanleihen hingegen gibt die Rendite weiter nach. Der Euro-Bund-Future notiert am Freitagmittag bei 146,48 Prozent, vor einer Woche stand der Indikator für langfristige Zinserwartungen Woche bei 144,89. Zehnjährige Bundesanleihen werfen nur noch rund 1,30 Prozent Rendite ab, verglichen mit 1,45 Prozent am vergangenen Freitag.

Wachstumssorgen in Europa

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Förtsch

Auslöser für die jüngste Ausweitung der Renditeabstände zwischen deutschen und Peripherieanleihen sind aus Sicht von Spezialisten Wachstumssorgen um die Eurozone. „Die gestrigen BIP-Zahlen haben einmal mehr verdeutlicht, dass Deutschland zwar sehr gut dasteht, aber Frankreich, Portugal und vor allem Italien hinter den Erwartungen zurückbleiben und die Gefahr besteht, dass die Eurozone doch wieder in die Rezession zurückfällt“, kommentiert Daniel Förtsch von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft und spricht von steigender Unsicherheit am Markt.

Auch Arne Hellwig von der Hellwig Wertpapierhandelsbank macht die jüngsten Wachstumszahlen für die Trendwende bei den Euro-Renditen verantwortlich: „Die BIP-Datenveröffentlichung schürte wieder vehement die Spekulationen über angedeutete Maßnahmen der EZB und gab den Kursen von Bundesanleihen erneut einen kräftigen Schub nach oben. Die Kurse in der Euro-Peripherie litten dagegen unter massiven Kursverlusten.“

Die Wirtschaft der Eurozone ist im ersten Quartal nur um 0,2 Prozent gewachsen anstatt der erwarteten 0,4 Prozent. „Dabei waren die Zahlen aus Deutschland äußerst positiv, aber die BIP-Zahlen aus Frankreich und besonders Italien enttäuschten. Auch in den Niederlanden und Portugal ließ die Konjunkturentwicklung zahlenmäßig noch zu wünschen übrig“, fasst Hellwig zusammen.

Risiken bei russischen Anleihen

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Stopp

Auf dünnem Eis bewegen sich derzeit Anleger, die auf Anleihen der russischen Föderation setzen. So sieht das zumindest Klaus Stopp von der Baader Bank, der eine anziehende Nachfrage nach diesen Titeln beobachtet – egal, ob in Euro, US-Dollar oder Rubel notiert. „Vor dem Hintergrund des Konflikts um die Ukraine muss aber – ganz abgesehen von Währungsrisiken – jederzeit mit Rückschlägen gerechnet werden. Die Entwicklung in der Ost-Ukraine ist schließlich weiterhin hochexplosiv“, warnt der Spezialist jedoch.

Während auf Rubel lautende Titel im dreijährigen Bereich – am Beispiel einer bis Juni 2017 laufenden Staatsanleihe (WKN A1GTUZ) – mit rund 8,6 Prozent rentieren, werfen in US-Dollar gelistete Titel etwa 2,4 Prozent Rendite ab, genauso wie eine russische Staatsanleihe mit Laufzeit April 2017 (WKN A1G280). Im langfristigen Bereich von 14 Jahren Laufzeit liegt das Renditeniveau bei knapp 9 Prozent für eine Rubel-Anleihe (WKN A1HFLY) und 5,8 Prozent für einen auf US-Dollar lautenden und seitens des Gläubigers kündbaren Bond (WKN 248505).

Golden Gate schürt Skepsis

Aber nicht nur im Segment der Staatsanleihen, auch am Markt für Unternehmensanleihen ist laut Förtsch eine steigende Unsicherheit spürbar. Das zeige sich bereits seit Mitte der Woche an sich ausweitenden Spreads – also einem zunehmendem Abstand zwischen der An- und Verkaufsseite. „Positiv ist das nicht zu werten“, meint der Spezialist.

Im Fokus der Investoren steht nach wie vor die Anleihe des Immobilienentwicklers Golden Gate (WKN A1KQXX), deren Kurs in der vergangenen Woche wegen Liquiditätssorgen zeitweise bis auf 80 Prozent abgerutscht war. „Dank der Meldung, dass Objekte veräußert werden sollen, um die Zinszahlungen zu sichern, ist die Anleihe wieder angesprungen und notiert aktuell bei 92,50 Prozent. Dass das Unternehmen dann aber noch eine Pressemitteilung über ein Folgerating hinterhergeschoben hat, stößt bei Anlegern jedoch auf Skepsis“, weiß Förtsch und ergänzt, dass es geradezu danach aussehe, als versuche Golden Gate nach außen hin unbedingt gut auszusehen. „Angesichts einiger Pleiten von Unternehmen, denen es bis zuletzt vermeintlich gut ging, sind viele Investoren hellhörig geworden“, erklärt der Händler.

Anleger horchen auch bei Südzucker auf: „Nachdem die Hybridanleihe der Südzucker AG (WKN A0E6FU) in den vergangen Wochen kontinuierlich nach oben gelaufen ist, kam diese Woche die Trendwende. Der Emittent kündigte eine Dividendenkürzung von 0,90 auf 0,40 Euro an und erwartet eine schlechtere Geschäftsentwicklung. Dies führte zu Verkäufen der Anleihe und deutlich gesunkenen Notierungen“, weiß Hellwig. Der Preis ist im Verlauf der Woche von 100,75 auf unter 98 Prozent gefallen.

Turbulenzen um Depfa Bank

Die Ankündigung seitens der deutschen Regierung, dass der Verkauf der Depfa Bank plc gestoppt wird und stattdessen die Bank mithilfe der Bad Bank FMS Wertmanagement abgewickelt wird, hat zur Wochenmitte für heftige Turbulenzen bei den Preisen der drei Funding-Anleihen der Depfa (WKNs A0E5U8, 916788, A0LPRW) gesorgt. „Zum Handelsstart gaben die Notierungen zwischen 20 und 25 Prozent nach, konnten sich im Verlauf des ersten Handelstages aber wieder deutlich von ihren Tiefstständen erholen. Der Dienstagsschluss liegt aber noch ein gutes Stück oberhalb der aktuellen Notierungen“, merkt Hellwig an. Hauptsächlich wird nach Auskunft des Spezialisten in den beiden kleingestückelten Gattungen (WKNs A0E5U8, 916788) gehandelt, die Notiz mit 50.000er Stückelung (WKN A0LPRW) bleibe indes eher umsatzarm.

Weiterhin auf hohe Liquidität trifft laut Förtsch die in der vergangenen Woche emittierte Anleihe der Württembergischen Lebensversicherung (WKN A11QFG) mit Laufzeit bis 2044 und Kupon von 5,25 Prozent.

Neu in den Handel kam diese Woche die 2019 fällige Anleihe der Schäffler Finance BV (WKN A1ZH6Q). „Trotz der für Kleinanleger unhandlichen Größenordnung von 100.000 Euro gab es erste Umsätze, wobei sich Angebot und Nachfrage die Waage gehalten haben“, fasst Hellwig zusammen.

Neue Anleihe im Entry Standard

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Vom 19. bis voraussichtlich 30. Mai (12 Uhr) können Anleger eine Anleihe der HanseYachts AG (WKN A11QHZ) über die Börse Frankfurt zeichnen. Die Emission läuft bis 2019 und wird mit 8 Prozent verzinst.

von Karoline Kopp, Deutsche Börse AG
© 16. Mai 2014