Anleihen: Bund-Future weiter fest

3. Juni 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Im Rentenhandel bleibt die Euro-Schuldenkrise Thema Nummer eins, der Druck auf die Renditen der Bundesanleihen hält an. „Mehr und mehr zeichnet sich ab, dass ein neues Hilfspaket geschnürt wird. Zusätzliche Hilfen werden nötig, da eine Rückkehr Griechenlands an den Kapitalmarkt bereits 2012 höchst unrealistisch ist“, bemerkt die Commerzbank. Für Marktbewegung sorgen in dieser Woche Presseberichte, nach denen Deutschland von seiner harten Linie abweiche und zu einer Ausweitung der Hilfen bereit sei, aber auch die Herabstufung Griechenlands durch die Rating-Agentur Moody`s von B1 auf Caa1, auch als „Ramschstatus“ bezeichnet. Zum Wochenende warten die Marktteilnehmer gespannt auf das Ergebnis des Prüfberichts von IWF, EU und EZB. Die Experten hatten untersucht, ob das Land genügend spart, um die nächste Rate aus dem laufenden Rettungspaket erhalten zu können.

„Am Rentenmarkt war wieder die Flucht in – vermeintlich und hoffentlich – sichere Häfen angesagt“, fasst ein Händler der Hellwig Wertpapierhandelsbank die Woche zusammen. Unter dem Strich zeigt sich der richtungsweisende Euro-Bund-Future mit 125,47 nach 125,59 Prozent in der Vorwoche allerdings kaum verändert. Die Rendite fürzehnjährige Bundesanleihen bewegte sich weiter um 3 Prozent, vor wenigen Wochen waren es noch 3,25 Prozent gewesen. Auch die Renditen für 1,5-jährige griechische Anleihen pendeln unverändert um 25 Prozent, meldet der Hellwig-Händler.

Rüge für die USA

Brunner
Brunner

Arthur Brunner von ICF Kursmakler sorgt sich auch um die USA und verweist auf den dortigen Immobilienmarkt, die „katastrophalen“ Zahlen vom Arbeitsmarkt und das Auslaufen des Anleihekaufprogramms der US-Zentralbank. „Kein Wunder also, dass trotz einer möglichen Einigung über weitere Griechenlandhilfen der Bund-Future auf Jahreshöchststand notiert“, meint Brunner. Nach Standard & Poor`s hatte mit Moody`s gestern eine weitere Rating-Agentur angekündigt, die AAA-Note für die USA auf den Prüfstand zu stellen. „Offenbar sind die Probleme in Europa doch nicht so gravierend wie in den USA“, bemerkt Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft.

Norwegische Kronen weiter beliebt

Aufgrund der Euro-Krise suchen Anleger weiter nach Alternativen zur Gemeinschaftswährung: Besonders Staatsanleihen in australischen Dollar und türkischen Lira sind gefragt, wie Klaus Stopp von der Baader Bank berichtet, aber auch – nach wie vor – Anleihen in norwegischen Kronen. Zu den Umsatzspitzenreitern bei der Baader Bank zählten norwegische Staatsanleihen mit Laufzeiten von 2013 bis 2017 (WKN 858524, A0BC8F, A0GS9C). „Weiterhin gefragt ist unter anderem auch eine VW-Anleihe in norwegischen Kronen, die bis 15.4.2014 läuft und mit 3,95 Prozent rentiert“, ergänzt Stopp (WKN A1GP33). Die ersten drei Plätze der auf australische Dollar lautenden Bonds hätten in dieser Woche Emissionen von Mercedes-Benz Australien (WKN A1GPR3), der Rabobank (WKN A1A2TW) und von Nestlé (WKN A1GLH8) belegt.

Währungsrisiken bei türkischer Lira

Stopp
Stopp

Bei den Anleihen in türkischer Lira ist Stopp zufolge allerdings zu beachten, dass die hohen Renditen auch das Risiko einer schwachen Währung widerspiegelten. „So hat die türkische Lira seit Jahresbeginn deutlich an Wert verloren.“ Unter den Anleihen in dieser Währung hätten die Emissionen der Weltbank mit Laufzeit bis 2013 und einer Rendite von 7,10 Prozent (WKN A1ASK3), der Europäischen Investmentbank mit Laufzeit bis 2014 und einer Rendite von 7,94 Prozent (WKN A1AZED) und der Rabobank mit Laufzeit bis 2015 und einer Rendite von 7,84 Prozent (WKN A1GKX1) beim Umsatz die Nase vorn gehabt.

„Für neue Investments boten sich außer hochverzinslichen Unternehmensanleihen und Anleihen in Fremdwährungen wie norwegische Krone und australischem Dollar wenig Alternativen an“, erklärt Arthur Brunner. Größere Käufe seien daher nur in diesen Anlageklassen zu beobachten gewesen. „Anleihen von Nokia kamen nach einer Gewinnwarnung des Unternehmens im Wochenverlauf leicht unter Druck“, berichtet der Händler (WKN A0T6DF).
Risikofreudige Anleger hätten darüber hinaus wieder Multicredit-Anleihen, die das Kreditrisiko aller Eurostaaten inklusive Griechenlands tragen, gekauft (WKN DZ1G5T). Gut nachgefragt wurde Gregor Daniel zufolge eine Merck-Anleihe (WKN A1C982), aber auch ein bis 2014 laufender Bond Zyperns (WKN A0DAA7). „Offenbar macht es den Anlegern nichts aus, dass Fitch Zypern gerade von AA- auf A- zurückgestuft hat“, meint Daniel. Die Anleihe hat einen Kupon von 4,375 Prozent. Der Hellwig Wertpapierhandelsbank zufolge trennten sich Investoren von einer Hybrid-Anleihe der TUI (WKN TUAG05).

OMV mit Hybridanleihe

Für großes Aufsehen sorgte die Neuemission des österreichischen Mineralölkonzerns OMV (WKN A1GRKB), wie Klaus Stopp registriert hat. „Der Bond war rasch platziert und verteuerte sich seitdem um rund 20 Basispunkte, so dass er derzeit mit rund 6,63 Prozent rentiert.“ Die Hybridanleihe im Volumen von 750 Millionen Euro ist nachrangig besichert, der Kupon liegt bei 6,75 Prozent. „Die Rendite fällt damit um rund 2,5 Prozent höher aus als die einer vergleichbaren vorrangigen OMV-Anleihe“, erläutert Stopp. Daneben emittierte der Brauerei-Konzern Anheuser-Busch InBev einen 10-jähigen Bond mit einem Kupon von 4 Prozent und einer Stückelung von 1.000 Euro (WKN A1GRYY), wie Stopp weiter meldet. Teuer, aber weiterhin gefragt sei die Unternehmensanleihe von Volkswagen (WKN A0JCCQ). „Investoren verlangten gerade einmal 3,375 Prozent an Zinsen, um der Leasinggesellschaft 750 Millionen Euro über fünf Jahre an frischem Kapital zu überlassen.“ Die Mindestanlagesumme beträgt hier allerdings 100.000 Euro.

© 3. Juni 2011/Anna-Maria Borse