Anleihen: Bundesanleihen gut unterstützt

20. Mai 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nachdem die EU-Finanzminister am vergangenen Wochenende das Hilfspaket für Portugal geschnürt haben, dreht sich wieder alles um Griechenland. Der Sprecher der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker, sprach zuletzt von einem „Reprofiling“ oder einer „sanften“ Umschuldung, gemeint ist damit die Streckung der Laufzeiten oder Reduzierung der Zinsen.

„Der Vorteil wäre, dass auf Bankenseite kaum Abschreibungen vorzunehmen wären, Griechenland aber durch die in die Zukunft geschobenen Schuldentilgungen die dringend benötigte Zeit bekäme, um Reformen durchzusetzen und Staatseigentum zu privatisieren“, erklärt Arthur Brunner von ICF Kursmakler.

Die Androhung von EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark, im Fall einer Umschuldung griechische Anleihen nicht länger als Sicherheit von den Banken zu akzeptieren, bedeutet für Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank allerdings auch, dass griechische Banken sich nicht mehr refinanzieren könnten und kollabieren würden. Durch die Haltung der EZB sei eine Umschuldung, „sanft“ oder „hart“, damit vom Tisch. „Griechenland bleibt nichts anderes übrig, als seine Reformen voranzutreiben.“

Kaum Käufer für griechische Anleihen


Brunner

Die Rendite von zweijährigen Anleihen aus Griechenland beträgt nach wie vor knapp 24 Prozent, wie Brunner berichtet. Das zeige, dass es im Moment kaum Käufer gebe. „Da zudem die Spannen zwischen An- und Verkaufskursen recht groß sind, ist das Verlustrisiko bei einem schnellen Verkauf recht hoch, was einen spekulativen Kauf unattraktiv macht.“

Ansonsten hätten die wieder gefallen Anleiherenditen die Anleger von Neuengagements abhalten – mit in der Folge dünnen Umsätzen. „Vereinzelt kauften Anleger MultiCredit-Anleihen auf die Eurozone in der Hoffnung, dass es in den nächsten beiden Jahren innerhalb der Eurozone zu keinem Kreditereignis kommt“, ergänzt Brunner (WKN DZ1G5T). Die Kurse portugiesischer Staatsanleihen zogen nach der Entscheidung über das Hilfspakets wieder an.

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Unsicherheiten bleiben Bundesanleihen gefragt, allerdings konnte der Euro-Bund-Future in den vergangenen Tagen nicht mehr viel zulegen und zeigt sich im Wochenvergleich bei 124,38 Punkten nur etwas fester. Zehnjährige Bundesanleihen bringen aktuell 3,12 Prozent.

Norwegen-Anleihen als „Kontrastprogramm“


Stopp

Unterdessen erlebt die Nachfrage nach Anleihen in norwegischen Kronen einen neuen Schub, wie Klaus Stopp von der Baader Bank berichtet – trotz einer leicht schwächeren Krone. Auch Gregor Daniel bestätigt eine rege Nachfrage nach den Bonds aus dem hohen Norden. „Norwegen bietet den Anlegern ein Kontrastprogramm zu der Schuldenkrise in Euroland“, bemerkt Stopp. Dabei habe sich das Interesse hin zu den Staatsanleihen aus Oslo verlagert. „Während vor Wochenfrist noch die auf norwegische Kronen lautenden Bonds von Daimler und VW als Favoriten galten, haben sich inzwischen norwegische Staatsanleihen zu Lieblingen der Anleger gemausert“, erklärt Stopp. Zu den Umsatzspitzenreitern unter den von der Baader Bank gehandelten Titeln zählten norwegische Staatsanleihen mit Laufzeit bis zum 15. Mai 2013 und einer Rendite von rund 2,37 Prozent (WKN 858524), mit Laufzeit bis zum 15. Mai 2015 und Rendite von 2,66 Prozent (WKN A0BC8F) sowie mit Laufzeit bis zum 19. Mai 2017 und einer Rendite von 2,95 Prozent (WKN A0GS9C).

Gerresheimer kommt gut an


Daniel

Bei den Unternehmensanleihen haben die Händler von Walter Ludwig gute Umsätze bei einer bis 2021 laufenden Fresenius Medical Care-Anleihe (WKN A1GLY6) mit einem Kupon von 5,25 Prozent sowie Rabobank-Bonds mit Laufzeit bis 2016 und einem Zinssatz von 3,875 Prozent (WKN A1GQAS), beziehungsweise 2015 und 3 Prozent (WKN A1ATJL) registriert. „Da gab es einiges an Käufen“, meldet Gregor Daniel.

Einen wahren Ansturm gab es der Baader Bank zufolge auf die Stücke der Gerresheimer AG (WKN A1H3VP). Die neue Anleihe des Herstellers für Verpackungen aus Glas und Kunststoff läuft bis 2018 und hat einen Kupon von 5 Prozent, die Stückelung liegt bei 1.000 Euro. „Die Anleihe überzeugte die Investoren und verteuerte sich um über 20 Basispunkte“, weiß Stopp.

Laut Gregor Daniel ist unter den Neuemissionen auch die Anleihe der Junta de Andalucia (WKN A1GQ5E), der Regierung der autonomen Gemeinschaft Andalusien, gut gehandelt worden. Hier liegt die Verzinsung bei 5,375 Prozent, die Laufzeit geht bis Mai 2013, allerdings ist die Stückelung mit 50.000 Euro nicht unbedingt privatanlegerfreundlich.

Unterdessen sind die Rentenhändler weiter mit der Umstellung des skontroführerbasierten Handels auf den Xetra-Spezialistenhandel am kommenden Montag beschäftigt. Auch für die Anleger ist das wichtig: „Sämtliche Order, die noch länger laufen, müssen dann erneut eingegeben werden“, erinnert Gregor Daniel. Sie können nicht automatisch auf das neue System umgezogen werden. Mehr zu der Umstellung erfahren Sie auf www.dasparkettderzukunft.de.

© 20. Mai 2011 / Anna-Maria Borse