Anleihen: Bundesanleihen verlieren Nimbus wieder

13. Mai 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Auch in dieser Woche bestimmt die Griechenlandkrise wieder die Schlagzeilen, auch wenn viele Börsianer langsam genug gehört haben. „Die permanente Beschallung mit Kommentaren zur Zukunft Griechenlands zermürbt“, kommentiert etwa Klaus Stopp von der Baader Bank. Jedenfalls ließen Gerüchte um einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone die Renditen griechischer Staatsanleihen nochmals ansteigen – trotz sofortiger Dementis. Auch die abermalige Herabstufung der Kreditwürdigkeit des Landes durch die Rating-Agentur Standard & Poor`s ließ nicht gerade Zuversicht aufkommen.

Zwischenzeitlich waren daher Bundesanleihen und US-Treasuries an den Rentenmärkten gefragt. Die starke Korrektur an den Rohstoffmärkten ließ Anleger ebenfalls wieder zu sicheren Anlagen greifen. Für Entspannung bei griechischen Anleihen sorgten dann aber Spekulationen über erneute Hilfen für Griechenland, genannt wurde die Summe von 60 Milliarden Euro. „Das ist ein Fass ohne Boden“, bemerkt Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft.

Bundesanleihen kaum fester


Daniel

Nach den deutlichen Kursgewinnen der Bundesanleihen in der vergangenen Woche geht es in dieser Woche – je nach Nachrichtenlage – mal hoch, mal runter. Unter dem Strich zeigt sich der Euro-Bund-Future gegenüber dem vergangenen Freitag nur etwas fester bei 124,12 Punkten. Zehnjährige Bundesanleihen bringen aktuell 3,11 Prozent, zwischenzeitlich war die Rendite unter 3,10 Prozent gerutscht und damit auf den tiefsten Stand seit Anfang März. „Von den Umsätzen her ist es insgesamt sehr ruhig“, berichtet Daniel. Unterdessen sind viele Rentenhändler mit der Umstellung des skontroführerbasierten Handels durch den Xetra-Spezialistenhandel beschäftigt, für den der Startschuss am 23. Mai fällt.

Nicht dauerhafte „Aura der Stabilität“

Die Commerzbank erwartet nicht, dass die jüngste Beliebtheit der Bundesanleihen von Dauer sein wird. „Geht man mit Blick auf das Ecofin-Treffen am 16. und 17. Mai von einer Entspannung in der Griechenland-Diskussion aus, so sollten die Bundesanleihen mit einer verringerten Verunsicherung an den Finanzmärkten die „Aura der Stabilität“ rasch wieder verlieren“, meinen Analysten. Die Zins- und Inflationserwartungen seien in den vergangenen Tagen aufgrund sinkender Rohstoffpreise zwar zurückgegangen.

In die gleiche Richtung habe die jüngste Wortwahl der EZB gewirkt, die als Hinweis auf den nächsten Zinsschritt erst im Juli interpretiert wurde. „Da die Frühindikatoren unverändert für eine stabile Konjunkturentwicklung in den USA und gleichermaßen im Euroraum sprechen, werden die Notenbanken ihre Geldpolitik aber weiter straffen – die Zins- und Inflationserwartungen sollten daher wieder ansteigen.“

Neuemissionen: Solides und Hochverzinsliches


Stopp

Nach der ruhigen Zeit um Ostern gibt es wieder viele Neuemissionen:

Bis heute Nachmittag kann über die Börse Frankfurt eine Anleihe des gemeinnützigen fränkischen Wohnheimbetreibers SeniVita Sozial gGmbH gezeichnet werden, die – mit einer anlegerfreundlichen Stückelung von 1.000 Euro – bis 2016 läuft und mit 6,5 Prozent verzinst wird. Das Unternehmen hat ein A- Rating der Creditreform, die Nachfrage der Anleger ist bislang hoch.
Ab Dienstag ist eine Anleihe des Immobilienunternehmen DIC Asset im Handel. Das Papier, das auch in Frankfurt gezeichnet werden konnte, läuft ebenfalls bis 2016 und wird mit 5,875 Prozent verzinst.

Gestern erstmals gehandelt wurde eine Anleihe des Schrauben-Handelsunternehmens Würth (A1GQ5N), wie Gregor Daniel meldet. Die Anleihe im Volumen von 500 Millionen Euro läuft bis 2018 und hat einen Kupon von 3,75 Prozent, die Stückelung ist mit 1.000 Euro privatanlegerfreundlich. Klaus Stopp von der Baader Bank bezeichnet Würth als „sehr soliden Schuldner“ und verweist auf die gute Bonitätseinstufung von A/A-.

Ebenfalls neu am Markt ist eine Ungarn-Anleihe mit einer Laufzeit bis 2019 und einem Kupon von 6 Prozent (WKN A1GQ11), wie Daniel außerdem meldet. Die Mindestanlagesumme beträgt hier ebenfalls 1.000 Euro. Auch hier sieht die Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft bislang nur kleinere Umsätze.

Aus dem Bereich der hochverzinslichen Anleihen gibt es ebenfalls Neuigkeiten. Der Rüstungskonzern Heckler & Koch (WKN A1KQ5P) wagte sich wieder einmal an den Markt. 9,5 Prozent zahlt das Unternehmen für die Anleihe, die bis 2018 läuft. „Ausgestattet mit den Bonitätsnoten Caa1/CCC+ ist der Bond jedoch hoch spekulativ“, bemerkt Stopp. Aufgrund der Mindestanlagesumme von 100.000 Euro sei die Schuldverschreibung für viele Privatanleger aber ohnehin ungeeignet.

Norwegische Kronen-Anleihen begehrt

Die anhaltende Schuldenkrise in der Eurozone und die fehlende Aussicht auf einen baldigen zweiten Zinsschritt belasten den Euro stark. Im Rentenhandel äußert sich das in einem besonderen Interesse an Fremdwährungsanleihen. Nachgefragt werden etwa Anlagen in norwegischen Kronen, wie Klaus Stopp registriert. „Für viele Anleger stellen norwegische Kronen eine attraktive Alternative zu Euro- oder US-Dollar-Anlagen dar.“ Das Land besteche durch einen soliden Staatshaushalt, zudem zähle die norwegische Krone mittlerweile zu den stabilsten Währungen der Welt.
Daneben seien Stopp zufolge auch Anleihen in neuseeländischen, amerikanischen und australischen Dollar sowie türkischen Lira gesucht.

Emissionen der Autobauer im Fokus

Besonders gesucht nach den Beobachtungen von Stopp Unternehmensanleihen. „Nicht umsonst haben etwa die beiden deutschen Autobauer Daimler und Volkswagen erst Mitte April 2011 zwei bis 2014 laufende Bonds emittiert, die bei einem Kurs von 100,70 mit 4,00 Prozent beziehungsweise 100,60 und 4,02 Prozent rentieren“, erklärt Stopp (WKN A1GQAA, A1GP33).

© 13. Mai 2011 / Anna-Maria Borse