Anleihen: Die Ruhe trügt

30. Dezember 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). In der letzten Handelswoche des alten Jahres geht es, wie erwartet, im Anleihehandel eher ruhig zu, die meisten Anleger haben ihre Bücher bereits geschlossen. „Viele bereinigen nur noch ihre Positionen zum Jahresultimo“, erklärt Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft.

Dennoch ist die Stimmung alles andere als weihnachtlich friedlich. „Unsicherheit und Misstrauen bestimmten das Geschehen an den Rentenmärkten zwischen den Jahren“, meint Arthur Brunner von ICF Kursmakler. Das Damoklesschwert Eurokrise hängt weiter über den Märkten, das Misstrauen der Banken untereinander ist extrem hoch. „Die Banken haben ihre Liquiditätsreserven, die hauptsächlich aus der Geldspritze der EZB in der letzten Woche stammen, fast ausschließlich wieder bei der selbigen zum Niedrigzins von 0,25 Prozent geparkt“, erklärt Brunner. Die Übernachteinlagen bei der Zentralbank beliefen sich in der Spitze auf einen Rekordbetrag von 455 Milliarden Euro.

Italiens Bond-Auktion enttäuscht

Die letzte Auktion italienischer Staatsanleihen in diesem Jahr war nicht wirklich von Erfolg gekrönt. Gut liefen die Versteigerungen sechsmonatiger und zweijähriger Papiere. Das Ergebnis der Auktion drei- und zehnjähriger Bonds enttäuschte aber, die Renditen gingen hier nicht so deutlich zurück. „Das war auch der Grund, weshalb sich bei den wenigen Akteuren, die zwischen den Jahren aktiv waren, die Angst breit machte, dass es im neuen Jahr gerade bei Italien zu neuen Turbulenzen kommen könnte“, kommentiert Brunner.

Der Euro-Bund-Future hat auf Wochensicht jedenfalls zugelegt. Aktuell liegt er bei 138,99 Punkten und damit nicht mehr weit von seinem Allzeithoch bei 139,58 entfernt. Vor einer Woche waren es noch 137,56. „Ob diese Entwicklung begründet war oder ob es lediglich an dem geringen Handelsvolumen lag, wird sich spätestens in der übernächsten Woche zeigen, wenn alle Marktteilnehmer wieder aus den Ferien zurück sind“, erklärt Brunner. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen beträgt zum Jahresschluss 1,84 Prozent.

Griechenland-Spekulation geht weiter


Daniel

Bei der zuletzt rege gehandelten Griechenland-Anleihe, die im März 2012 fällig wird (WKN A0T6US), geht nach wie vor viel um, auch wenn nicht mehr ganz so viel wie zuvor, wie Daniel meldet. „Laut einem Bericht im Handelsblatt von heute ist die Umschuldung bald unter Dach und Fach. Wie mit den Privatanlegern verfahren wird, ist allerdings immer noch unklar.“ Momentan sehe es so aus, als könnten diese nicht zum Tausch gezwungen werden

Der Schuldenschnitt, der bei den derzeit stattfinden Verhandlungen privater Banken mit Griechenland ausgehandelt wird, soll wahrscheinlich nur für die Institute gelten, die Mitglied im verhandlungsführenden Bankenverband IIF sind, nicht für private Investoren. Spekulative Kleinanleger setzen daher darauf, dass sie die Anleihe zu pari zurückbekommen.

Australische Dollar begehrt

Die jüngste Euro-Schwäche lässt Anleger wieder verstärkt zu Fremdwährungsanleihen greifen, wie Daniel außerdem registriert hat. „Besonders australische Dollar sind gefragt.“ Der Euro sackte gestern auf 1,2858 US-Dollar und damit den tiefsten Stand seit September 2010. Gesucht war aber auch eine Kroatien-Anleihe (WKN A0AYA2), die auf Euro lautet. Ohnehin sind die meisten Devisenexperten für die Gemeinschaftswährung durchaus positiv gestimmt: Einer Umfrage der FAZ zufolge wird für das Jahresende 2012 im Durchschnitt mit einem Wechselkurs von 1,35 US-Dollar zum Euro gerechnet.

Kurssturz nach Solar Millenium-Pleite

Unterdessen gab es erneut schlechte Nachrichten aus der Solarbranche: Nach der Pleite des Berliner Unternehmens Solon (WKN A0S9JG) Mitte Dezember stellte kurz vor Weihnachten auch Solar Millenium (WKN A1C94H) aus Erlangen einen Insolvenzantrag. „Die Anleihe ist danach stark gefallen und pendelte sich im mittleren einstelligen Bereich ein“, berichtet ein Händler der Hellwig Wertpapierhandelsbank. Heute ging das Papier zu 5 Prozent über den Tisch. „Es gibt allerdings kaum Umsätze.“

Solar Millenium kommt seit einiger Zeit nicht aus den Schlagzeilen heraus: Die bisherige Führungsmannschaft hat Probleme mit der Justiz, zudem verließ der bekannte Manager Utz Claasen das Solarunternehmen nach kurzer Zeit und erhebt seitdem schwere Täuschungsvorwürfe.

Daneben hat Daniel noch Abgaben bei einer Toyota-Anleihe beobachtet (WKN A0VXWY), die 2013 fällig wird und deren Kupon bei 4,625 Prozent liegt.

Achmea und Eyemaxx kommen gut an


Brunner

Außerdem war Brunner zufolge eine Nachranganleihe des niederländischen Versicherers Achmea (WKN A0TVM9) stark nachgefragt. Diese hat einen Kupon von 8,375 Prozent und läuft bis 2049. „Allerdings hat die Emittentin ab 2013 jährlich ein Kündigungsrecht. Sollte sie von diesen Recht Gebrauch machen, ergäbe sich eine Rendite von 12,39 Prozent.“ Auch eine Anleihe des Immobilienentwicklers Eyemaxx (WKN A1K0FA) war diese Woche gesucht. „Der Preis konnte von 97,5 auf 99 zulegen.“

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© 30. Dezember 2011/Anna-Maria Borse