11. Januar 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Euro-Peripherie ist der eindeutige Gewinner dieser Woche, fassen Spezialisten das Marktgeschehen im Rentenhandel zusammen. „Nicht nur spanische, auch italienische und portugiesische Staatsanleihen haben Boden gut gemacht, während der vermeintlich sichere deutsche Bundeshafen gemieden wurde“, erklärt Arthur Brunner von der ICF Kursmakler und verweist zur Begründung unter anderem auf die jüngste Sitzung der Europäischen Zentralbank am gestrigen Donnerstag. „Von Seiten der EZB kam eindeutig ein positives Signal: Die Notenbank hat sich verhalten optimistisch für die konjunkturelle Entwicklung gezeigt und sieht sich aktuell nicht gezwungen den Leitzins weiter zu senken oder weitere Anleihekäufe anzukündigen.“
Brunner
Ganz ähnlich sieht das Ulrich Wortberg von der Helaba: Die EZB habe keine Zinsänderung vorgenommen und auch keine Hinweise für eine spätere Lockerung der Geldpolitik gegeben, was den deutschen Rentenmarkt belaste. „Ohnehin ist es seit Jahresbeginn zu einem Renditeanstieg gekommen, der in dieser Woche nur kurzzeitig korrigiert wurde. Die Entspannung rund um die Schuldenkrise ist dafür verantwortlich, dass sichere Anlagen derzeit weniger gefragt sind“, argumentiert Wortberg. Es sei aber auch denkbar, dass Banken etwas beherzter bei risikoreicheren Assets zugriffen, nachdem der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht in der vergangenen Woche beschlossen habe, die Institute müssten die Mindestliquiditätsquote schrittweise erst bis 2019 statt 2015 aufbauen.
„Alles in allem hat der Renditeanstieg zu einer Ausweitung des Bund-spread geführt. Der seit Ende 2011 bestehende Abwärtstrend ist aber weiterhin intakt“, ergänzt der Analyst. Der Bund-Spread ist die Renditedifferenz zwischen zehn- und zweijährigen Bundesanleihen, eine Ausweitung bedeutet eine steilere Zinsstrukturkurve, d.h. steigende Zinsen am längeren gegenüber dem kurzen Ende.
Bund-Future weiter im Aufwärtstrend
Stopp
Im Aufwärtstrend sieht den Bund-Future auch Klaus Stopp von der Baader Bank. „Gerüchte um die bonitätsmäßige Herabstufung Frankreichs und die Unsicherheit der konjunkturellen Entwicklung in der EU, den USA und Japan haben das Zinsbarometer wieder zurück in den langfristigen Aufwärtstrend gebracht. Dieser Trend ist weiterhin als intakt zu bezeichnen, aber dennoch wächst die Gefahr, dass sich bei den aktuell zu erzielenden Renditen die Investoren risikoreicheren Anlageformen zuwenden“, warnt der Rentenhändler jedoch. Dies bewirke sicherlich keinen „Winterschlussverkauf“ von deutschen Staatsanleihen, aber mit Inkrafttreten des ESM zum Jahreswechsel und den vergleichsweise hohen Renditen in Anleihen der Euro-Sorgenkinder, sei die Bereitschaft gewachsen, „Tauschoperationen“ durchzuführen. „Solche Transaktionen können sehr schnell die Futures-Kontrakte unter Druck setzen. Charttechnisch liegt die erste Unterstützung bei 142,52 Prozent. Nach oben gilt es, den psychologisch wichtigen Bereich um 144Prozent und 144,90 Prozent zu beobachten“, fügt Stopp hinzu.
Am Freitagmittag notiert der Bund-Futurer bei 142,49 Prozent.
Auktion spanischer Anleihen stimmt optimistisch
Für neuen Optimismus in Puncto Schuldenkrise sorgt aber nicht nur die EZB, wie Brunner berichtet. „Auch die erste Anleiheauktion Spaniens in diesem Jahr ist sehr gut verlaufen: Das Land konnte mehr platzieren als geplant, trotzdem sanken die Renditen“, erklärt der Händler. Die Auktion wurde mit Spannung verfolgt, da seit Jahresbeginn für frisch begebene Anleihen der Eurozone neue Regeln gelten, die – auf Deutsch –kollektiven Handlungsklauseln. Diese ermöglichen im Pleitefall die gerichtsfeste Zwangsenteignung von Anlegern. Bei der spanischen Auktion am Donnerstag betraf dies eine neue Serie Titel mit Laufzeit von zwei Jahren.. Die ebenfalls begebenen Titel mit Laufzeiten bis 2018 bzw. 2026 waren Aufstockungen älterer Serien und fielen noch nicht unter die neue Regelung. „Aber gerade die zweijährigen Papiere wurden stark nachgefragt und machten den Bärenanteil der Auktion aus“, ergänzt Brunner.
Einiges los am Primärmarkt für Unternehmensanleihen
Am Primärmarkt für Corporate-Bonds gab es laut Baader Bank gleich zum Jahresbeginn einige interessante Neuemissionen. „Den Startschuss gab die Volkswagen International Finance N.V. am Montag dieser Woche. Sie emittierte eine siebenjährige Anleihe mit einem Volumen von 1 Milliarde Euro. Als Garantiegeberin fungiert bei dieser Emission die Muttergesellschaft Volkswagen AG“, berichtet Stopp. Die Anleihe wurde bei einem Kurs von 99,69 Prozent begeben und ist mit einem Kupon von 2,00 Prozent ausgestattet.
Daneben trat unter anderem General Electric, einer der weltweit größten Mischkonzerne, mit einer fünfjährigen und einer zehnjährigen Neuemission am Primärmarkt auf. Für die im März 2018 fällige Tranche wird ein Kupon von 1,625 Prozent, bei einem Emissionspreis von 99,913 Prozent bezahlt.
Daneben hat Fresenius eine im Jahr 2006 begebene Anleihe (WKN A0GMAY) mit einem Kupon von 5,5 Prozent und einer Laufzeit bis 2016 vorzeitig gekündigt. Laut Brunner herrschte über diesen Schritt bisher Unklarheit am Markt. Die Anleihe mit einem Nennwert von 650 Millionen Euro wird zu einem Kurs von 100,916 Prozent zuzüglich aufgelaufener Zinsen zum 7. Februar 2013 vollständig zurückgezahlt. „Allerdings hat der Gesundheitskonzern auch gleich eine neue Anleihe im Volumen von 500 Millionen Euro und einer Laufzeit bis 2020 begeben, die auf rege Nachfrage traf“, merkt der Market Maker an. Das neue Papier hat einen Kupon von 2,875 Prozent.
© 11. Januar 2013 / Karoline Kopp