Anleihen: Fast schon ein Evergreen

15. Juli 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Schuldenberge im Euroraum und in den USA bleiben an den Märkten auch in dieser Woche bestimmend. Zuletzt ist mit Italien die drittgrößte europäische Wirtschaft ins Blickfeld der Ratingagenturen gerückt. Zudem gebe es innerhalb der EU Verzögerungen bei der Einigung über das zweite griechische Rettungspaket, berichtet die HSH Nordbank. Dies habe wiederum Zweifel an der Fähigkeit der europäischen Regierungen geweckt, die Krise zu beherrschen. Dem Euro-Bund-Future hätten die Diskussionen aber deutlich auf die Beine geholfen. „Vier Punkte im Plus an einem Tag“, bemerkt Klaus Stopp von der Baader Bank. Das habe der Euro-Buxl-Future, der die Entwicklungen der langlaufenden Bundesanleihen widerspiegelt, noch nie geschafft.

In den USA werde die politische Einigung über eine Anhebung der Schuldengrenze derweil dringender. „Nach Moody’s haben nun auch Standard & Poor’s und die chinesische Ratingagentur Dagong die Aberkennung der Top-Bewertung in Aussicht gestellt“, berichtet Gregor Daniel. Bis zum 2. August müsse das Schuldenlimit von derzeit 14.300 Milliarden US-Dollar angehoben sein. „Sonst sind die Amerikaner technisch zahlungsunfähig“, bemerkt der Händler der Wertpapierhandelsgesellschaft Walter Ludwig. Auch sonst bleibe es spannend. „Denn heute steht die Veröffentlichung des europäischen Bankenstresstests auf der Agenda.“

Paniklevel bestimmt Richtung von Euro-Bund-Future


Stopp

Derzeit eine verlässliche Prognose für den weiteren Verlauf des Rentenbarometers zu erstellen hält Stopp für unseriös. Denn im Jahresverlauf habe das Zinsbarometer ohne Berücksichtigung des Rollovers seit dem 11. April über 11 Punkte bis auf 130,91 Prozent zugelegt. „Sollten die Märkte schnell wieder zur Ruhe kommen, so richtet sich der Blick wieder zum Ausgangspunkt der letzten Panikattacke bei 126,27 Prozent“, glaubt der Rentenexperte. Bei weiteren Unruhen im Markt hält Stopp für den Bund-Future ein Überschreiten der Marke von 132 Prozent für möglich.

Eine gewisse Entspannung werde mit der Einigung über das zweite griechische Rettungspaket eintreten, vermutet die HSH Nordbank. Wenn die gefundene Lösung auch noch eine längere Halbwertszeit hätte und auf andere Krisenländer anwendbar wäre, könnten auch die Bund-Renditen wieder steigen.

Kurzfristige Griechenland-Bonds erfolgreich platziert

Zumindest kurzfristig bekomme Griechenland dennoch weiterhin Geld am Kapitalmarkt. „Die Platzierung von halbjährlichen Anleihen war kein Problem“, beobachtet Arthur Brunner. Anstatt der geplanten Summe von 1,25 Milliarden Euro hätten die Hellenen gar 1,625 Milliarden Euro im Markt eingesammelt. „Und das bei einem Zinssatz von 4,90 Prozent gegenüber 4,96 Prozent bei der letzen Auktion“, bemerkt der Händler von ICF Kursmakler. Insgesamt 7 Milliarden Euro mit Anleihen unterschiedlicher Lauzeiten zwischen 5 und 15 Jahren erfolgreich im Markt platziert habe zudem Italien. „Die Zinssätze lagen mit 4,93 Prozent etwa für fünfjährige Bonds aber deutlich über denen der letzten Auktionen“, weiß Brunner. Vor einem Monat seien die Italiener noch mit 3,9 Prozent erfolgreich gewesen.

Lieber solide Großkonzerne

Im Handel vertrauten Investoren in dieser Woche eher Unternehmensanleihen gegenüber den Problemländern im Euroraum, beobachtet Stopp. „Trotz deutlich höherer Renditen für die Euro-Bonds einzelner PIIGS-Staaten überlassen Anleger im Zweifel ihr Geld lieber einem Konzern mit gutem Ruf“, berichtet der Rentenexperte. Corporate Bonds von Bosch (WKN A0Z12Q) etwa mit einer Laufzeit bis Juni 2013 und einer derzeitigen Rendite von 2,03 Prozent legen sich Anleger ins Depot. An einer Daimler-Anleihe (WKN A1C9VP) beispielsweise mit einer Laufzeit bis Juli 2013 und einer Rendite von 2 Prozent finden Investoren ebenfalls Gefallen. Einen Kaufüberhang registriert die Baader Bank zudem für eine im August 2013 fällig werdende SAP-Anleihe (WKN A1EWFC) mit einer Rendite von derzeit 2,05 Prozent. „Anleger kalkulieren mit dem Betriebsvermögen, das es im Falle einer Insolvenz immer gibt“, vermutet Stopp.

Eurobonds aus der zweiten Reihe unter Druck


Brunner

Auch der zwischenzeitliche Anstieg der Renditen auf italienische Staatsanleihen habe die Finanzminister nicht zu einer schnelleren Lösung für Griechenland bewegen können. „In der Spitze rentierten die zehnjährigen italienischen Staatsanleihen bei über 6 Prozent und damit auf dem höchsten Stand seit Einführung des Euro“, berichtet Arthur Brunner.

Anleihen der Problemländer finde man auch deshalb gegenwärtig eher auf der Verkaufsseite. Lieber die Finger lassen manche Anleger etwa von einer Griechenland-Anleihe (WKN A0TS58) mit einer Laufzeit bis August 2013 und einer Rendite von rund 60 Prozent. Wenig Überzeugung zeige zudem eine im September 2013 fällig werdende portugiesische Anleihe (WKN 231785) mit einer aktuellen Rendite von 16,5 Prozent. Anleger trennten sich zudem tendenziell von spanischen Anleihen (WKN 843321) mit vergleichbarer Laufzeit bis Juli 2013 und einer derzeitigen Rendite von rund 4 Prozent.

Starke Währungen gesucht

Mit dem Wackeln des Euro gewinnen Währungen wie der Schweizer Franken, der australische Dollar und die norwegische Krone beim Anleger an Bedeutung. Tendenziell einen Kaufüberhang registriert Daniel etwa für Währungsanleihen auf Kronen (WKN A1A6EV, A1E8VW) und auf den australischen Dollar (WKN A16S0N). „Den Schweizern gefällt die Erstarkung ihrer Währung aber gar nicht“, weiß der Händler. Denn das mache Schweizer Produkte für das Ausland teurer und damit unattraktiver.

Eyemaxx begibt Unternehmensanleihe

Noch bis zum 22. Juli kann über die Deutsche Börse eine Anleihe der Amictus AG, zukünftig Eyemaxx Real Estate AG (WKN A1K0FA) in einer Stückelung von 1.000 Euro gezeichnet werden. Das Immobilienentwicklungsunternehmen mit Fokus auf Gewerbeimmobilien möchte so bis zu 25 Millionen Euro über den Kapitalmarkt einsammeln. Handelbar wird die mit einem Kupon von 7,5 Prozent und einer Fälligkeit bis 25. Juli 2016 ausgestattete Anleihe an der Börse Frankfurt erstmals am 26. Juli.

© 15. Juli 2011 / Iris Merker