Anleihen: Höhenflug des Bund-Future beendet

30. September 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Kräftige Kursgewinne bei Aktien, heftige Kursverluste bei Bundesanleihen: Das war das Fazit dieser Woche – zumindest bis heute. „Nachdem sich erstmals seit langem eine gewisse Hoffnung ergeben hat, die Finanz- und Schuldenkrise sei doch im Zaum zu halten, wagten sich Investoren wieder aus dem sicheren Hafen heraus“, berichtet Klaus Stopp von der Baader Bank. Bundesanleihen wurden verkauft, gleichzeitig konnten sich Anleihen europäischer Peripheriestaaten erholen. Zwar hat heute eine Gegenbewegung eingesetzt, der Euro-Bund-Future, der am vergangenen Freitag noch ein neues historisches Hoch von 139,19 Prozent markiert hatte, notiert aber immer noch bei im Wochenvergleich niedrigen 136,30 Prozent. Für zehnjährige Bundesanleihen erhalten Anleger aktuell eine Rendite von 1,931 Prozent, am vergangenen Freitag war mit 1,634 Prozent ein Minusrekord erzielt worden.

Zweifel an Lösung der Krise


Daniel

Auch wenn sich der Bundestag gestern klar für eine Ausweitung des EFSF-Rettungsschirms ausgesprochen hat: Dass in Sachen Eurokrise die Kuh vom Eis ist, glaubt kaum jemand. „An den harten Fakten hat sich nichts geändert“, kommentiert etwa Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft. „Die Politik verschafft sich nur weitere Zeit.“ Er nennt das mögliche Veto der Slowaken als Risiko. Auch die Helaba bleibt skeptisch: „Wir halten die Hoffnungen der Marktteilnehmer, dass die Schuldenproblematik in den Griff zu bekommen ist, für überzogen.“ Insbesondere Vorschläge, nach denen der EFSF mit einem Hebel ausgestattet werden könnte, seien kaum durchsetzbar. „Insofern ist Enttäuschungspotenzial vorhanden. Vor diesem Hintergrund stehen die jüngsten Spread-Rückgänge auf tönernen Füßen.“ Gleichzeitig gehen die Analysten nicht davon aus, dass die EZB – wie von manchen erwartet – in der kommenden Woche die Zinsen senken wird. Die Teuerungsrate in der Eurozone sei noch zu hoch, außerdem habe EZB-Präsident Trichet eine solche Maßnahme nicht vorbereitet.

Bank-Anleihen wieder gefragter

Dennoch mehrten sich zuletzt Anzeichen einer Normalisierung. Nicht nur Aktienmärkte haussierten, auch bei Bank-Anleihen wurde erstmals wieder zugegriffen, wie Klaus Stopp meldet. Er verweist etwa auf eine ab Dezember 2019 kündbare Anleihe der Unicredit Group (WKN A1AQM0), die plötzlich wieder nachgefragt werde. „Der mit 8,125 Prozent verzinste Bond hat sich von einem Kursniveau von unter 50 Prozent Anfang September wieder auf 68 Prozent hochgearbeitet“, konkretisiert der Händler. Dieser Trend sei auch bei einer nachrangigen Anleihe der Allianz (WKN A0GNPZ) zu beobachten, die inzwischen bei 91 Prozent notiere, nachdem es vor wenigen Tagen nur 86,50 Prozent gewesen seien. Gregor Daniel zufolge würde auch eine WestLB-Anleihe (WKN WLB27H) gesucht, „zaghaftes Kaufinteresse“ hat er außerdem bei einer Hochzinsanleihe von Heidelberger Druck (WKN A1KQ1E) beobachtet. Abgegeben worden sei hingegen ein bis 2013 laufender Floater von Daimler (WKN A1GQ9S).

Fremdwährungen weiter gesucht


Stopp

Die Suche nach Alternativen zu Euro-Anleihen setzte sich allerdings fort, wie die Baader Bank berichtet. „Im Fokus der Privatanleger bleiben Anleihen auf schwedische und norwegische Kronen, amerikanische, australische und neuseeländische Dollar sowie auf türkische Lira und südafrikanische Rand“, erklärt Stopp. Gesteigerte Handelsaktivitäten hat er auch in auf kanadische Dollar lautenden Papieren festgestellt, wobei hier die niedrigen Zinsen Anleger zögern ließen. „So rentiert ein Bond der niederländischen B.N.G. in kanadischen Dollar bei einer Laufzeit bis 2016 mit nur 1,65 Prozent. Bei einer bis 2014 laufenden Anleihe der KfW liegt die Rendite bei nur 1,05 Prozent“, ergänzt Stopp (WKN A1GK1N, A0Z1ZU).

Ausverkauf bei SolarWorld

Stark unter Druck geraten ist die SolarWorld-Anleihe (WKN A1CR73) mit Laufzeit bis 2017 und einem Kupon von 6,125 Prozent, wie Rainer Petz von Close Brothers Seydler berichtet. „Anfang September wurde sie noch zu 88 Prozent gehandelt, jetzt sind es nur noch 62 Prozent. Das ergibt eine Rendite von 17,95 Prozent.“ Die Solarbranche steht derzeit unter massivem Druck: Zum einen lässt die Nachfrage aus den Kernländern aufgrund der Krisenstimmung zu wünschen übrig, zum anderen macht Konkurrenz aus Asien den europäischen und US-amerikanischen Solarunternehmen schwer zu schaffen. Auch die im TecDax notierte SolarWorld-Aktie war zuletzt eingebrochen.

Neues von Peugeot und HeidelbergCement


Petz

Der Primärmarkt belebt sich unterdessen – zumindest ein bisschen. Rege nachgefragt wird Petz zufolge etwa eine Neuemission von Peugeot (WKN A1GVY7), die bis 2016 läuft, einen Kupon von 6,875 Prozent aufweist und ab der kommenden Woche an der Börse Frankfurt gehandelt werden soll. Mit einer Stückelung von 1.000 Euro ist sie auch privatanlegerfreundlich. „Die Anleihe wird recht gut angenommen.“ Sogar im hochverzinsten Segment wagen sich Unternehmen wieder vor: Gleich gut gelaufen sei etwa eine neue Hochzinsanleihe von HeidelbergCement (WKN A0GV10). Hier liegt der Kupon bei 9,5 Prozent, die Laufzeit geht bis 2018. Allerdings betrage die Stückelung 50.000 Euro, wie Petz ergänzt.

© 30. September 2011 / Anna-Maria Borse