Anleihen: Immer höhere Risikoaufschläge für Griechenland

17. Juni 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Griechenland kommt nicht aus den Schlagzeilen heraus. „Elf Millionen Griechen halten die Welt in Atem“, fasst Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft die aktuelle Situation zusammen. Anfang der Woche ging es mit der Herabstufung des Landes durch die Rating-Agentur Standard &Poor`s auf CCC los. „Das ist mit vier bis fünf anderen Ländern weltweit die schlechteste Einstufung für Staatsschulden“, erläutert ein Händler von der Hellwig Wertpapierhandelsbank. Daneben scheiterte ein Treffen der EU-Finanzminister, am kommenden Montag soll weiterverhandelt werden. Zudem kündigte die Rating-Agentur Moody`s an, die Herabstufung europäischer, insbesondere französischer, Banken zu überprüfen..

Die politische Situation in Griechenland ist mittlerweile so fragil, dass der Ministerpräsident die Vertrauensfrage stellen will. „Scheitert die Regierung Papandreou und kann Griechenland kein neues Sparprogramm bis zum Ende des Monats auf den Weg bringen, droht die Auszahlung der nächsten EU/IWF-Tranche auszufallen. Es wäre dann wohl nur eine Frage der Zeit, wann der griechische Staat Forderungen und Auszahlungen nicht bedienen, beziehungsweise leisten kann“, kommentieren Viola Stork und Ralf Umlauf von der Helaba. Die Insolvenz drohe – mit allen negativen Konsequenzen für die griechische Volkswirtschaft und den Euroraum im Ganzen.

Portugal, Irland und Spanien in Mitleidenschaft

Brunner
Brunner

Die Querelen blieben an den Rentenmärkten nicht ohne Folgen: „Nahezu jeden Tag der Woche wurden in den Spreads der Ausfallprämien neue Höchststände, nicht nur für Griechenland, sondern auch für die anderen Peripheriestaaten, gemeldet“, berichtet der Hellwig-Händler. Diese Ausfallprämien, kurz CDS für Credit Default Swaps, gelten als gute Risikobarometer. Besonders getroffen waren Portugal, Irland und auch Spanien. Eine bis 2012 laufende Griechenland-Anleihe (WKN A0T6US) rutschte abermals deutlich ab: Während sie Anfang vergangener Woche noch bei über 89 Prozent notierte, waren es am Freitagmorgen nur noch 80 Prozent. Wie Arthur Brunner von ICF Kursmakler berichtet, konnte die spanische Bank Santander einen mit Forderungen an spanische Regionen besicherten Pfandbrief im Volumen von einer Milliarde Euro nur zur Hälfte am Markt platzieren. Und auch die Renditen der spanischen Staatsanleihen seien innerhalb einer Woche um durchschnittlich 16 Basispunkte gestiegen.

Bund-Future weiter fest

Anleger suchten daher weiter den „sicheren Hafen“, also Bundes- oder Franken-Anleihen. US-amerikanische Treasuries sind ebenfalls begehrt, die Renditen sanken wieder klar. „Konjunkturängste sind dort zuletzt aufgekommen und haben die ohnehin weit in der Zukunft liegende Erwartung einer Straffung der Geldpolitik weiter nach hinten verschoben“, erklärt die Helaba. Der Euro-Bund-Future präsentiert sich gegenüber der Vorwoche nochmals fester und notiert aktuell bei 126,28 nach 125,93 Punkten, das ist der höchste Stand seit einem halben Jahr. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen hat sich unter der Marke von 3 Prozent etabliert, zuletzt lag sie bei 2,92 Prozent.

Hochverzinsliches verliert in der Gunst

Petz
Petz

Selbst beim Handel von Unternehmensanleihen war Brunner zufolge die Vorsicht der Marktteilnehmer spürbar, teilweise sei es zu deutlich breiteren Geld-Brief-Spannen gekommen. „Panik gibt es zwar keine, die Rallye ist aber definitiv zu Ende“, meint Rainer Petz von Close Brothers Seydler. „Schlechte Qualität hat gelitten, gute hat besser abgeschnitten“, erklärt Gregor Daniel. Gesucht waren bei den „guten“ Adressen ihm zufolge vor allem Kurzläufer wie eine bis 2013 laufende Siemens-Anleihe (WKN A0T6Y8). Endlos laufende Anleihen seien hingegen „mächtig unter Druck“ geraten.

Auch Hybrid- und Nachranganleihen der Banken und Versicherungen wurden zum Verkauf gestellt, ohne eine entsprechende Nachfrage zu finden, wie der Hellwig-Händler meldet. „Ergebnis war ein deutlicher Preisrückgang in diesem Segment.“ Ganz ähnlich sieht es bei den zuletzt durchaus beliebten High Yieldern, also den hochverzinslichen Papieren, aus. Petz nennt als Beispiel eine Hapag-Lloyd-Anleihe (WKN A1EWQL) mit Laufzeit bis 2015 und einem Kupon von 9 Prozent. „Die ist innerhalb einer Woche von 103 auf 100,25 Prozent gefallen.“ Aktuell notiert die Anleihe bei 100,5 Prozent. Nennenswerte Neuemissionen gab es den Händlern zufolge zuletzt keine.

Abschlag für irische Banken

Den irischen Banken machte indes nicht nur Griechenland zu schaffen. Inhaber vorrangiger Anleihen der Anglo Irish Bank und der Irish National Building Society sollen dem irischen Finanzminister zufolge nun doch an den Verlusten der Unternehmen beteiligt werden – anders als bisher verlautbart worden war. Die Bank of Irland und die Allied Irish Bank sind aber wohl nicht betroffen. Anleihen der Anglo Irish Bank gingen auf Tauchkurs, wie Rainer Petz meldet, an der Börse Frankfurt waren mehrere Papiere betroffen (WKN A0G03C, A1GJRX, A1AV45).

© 17. Juni 2011/Anna-Maria Borse