Anleihen: Portugal-Renditen auf neuen Hochs

25. März 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach der für die Kapitalmärkte rabenschwarzen Vorwoche kam es in den vergangenen Tagen zu einer deutlichen Beruhigung: Dividendentitel konnten zumindest einen Teil der Verluste wieder wettmachen, Anleihen gerieten unter Druck. Von den Umsätzen her ging es im Rentenhandel in dieser Woche relativ ruhig zu, wie Arthur Brunner von ICF Kursmakler berichtet. „Die Katastrophe in Japan ist aus Sicht der Anleger schon etwas in den Hintergrund getreten. Auch das militärische Eingreifen der westlichen Allianz in Libyen beunruhigt die Akteure an den Finanzmärkten nicht mehr mit der Vehemenz wie noch zu Beginn der Volksaufstände in den Nordafrikanischen Staaten.“

Zurücklehnen ist allerdings noch nicht angesagt. „Die Frage, ob aus Fukushima weißer oder schwarzer Rauch aufsteigt, wird darüber entscheiden, ob die Märkte noch ein gewaltiges Nachbeben erleben werden oder nicht“, kommentiert Klaus Stopp von der Baader Bank. Das Gros der Anleger am Bondmarkt verharre derzeit in einer Art Paralyse, während sich eine Minderheit mit dem „Bottomfishing“ beschäftigte. „In der Hoffnung, eine Bodenbildung erreicht zu haben, baut diese Gruppe derzeit Positionen auf – hauptsächlich bei Staatsanleihen, speziell die der PIIGS-Staaten.“ Der Euro-Bund-Future zeigt sich gegenüber der Vorwoche schwächer und notiert aktuell bei knapp unter 122 Prozent, die Renditen für 10-jährige Bundesanleihen sind im Laufe der Woche von 3,2 auf 3,26 Prozent gestiegen.

Muss Portugal unter den Rettungsschirm?

Brunner
Brunner

Zwar ist der atomare GAU in Japan immer noch nicht ganz ausgeschlossen und ein Ende der Kämpfe in Libyen nicht abzusehen, zuletzt erregte aber vor allem die Euro-Schuldenkrise die Gemüter. „Aus Sicht der Rentenanleger war die europäische Finanzkrise „das“ Thema dieser Woche“, bemerkt Arthur Brunner. Vom Sorgenkind Portugal kommen immer wieder schlechte Nachrichten. Der Rücktritt des Regierungschefs José Sócrates, der für das Sparpaket stand, und die Herabstufung des Landes durch die Rating-Agentur Fitch ließen die Zinsen für Portugalanleihen auf neue Höhen klettern. Die Renditen 10-jähriger Papiere erreichten gestern zwischenzeitlich 7,99 Prozent. „Am Markt wird erwartet, dass Portugal unter den Rettungsschirm schlüpfen muss“, kommentiert Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft. Heute setzten sich die Hiobsbotschaften fort: Standard &Poor`s gab bekannt, die langfristige Kreditwürdigkeit des Landes von A- auf BBB zu senken.

Aus Griechenland kamen hingegen bessere Nachrichten, wie Daniel weiter meldet: „Athen will Staatseigentum im Wert von 50 Milliarden Euro versilbern.“ Unabhängig davon sei eine bis zum kommenden Jahr laufende Griechenland-Anleihe (WKN A0T6US) zuletzt gut nachgefragt worden. „Am 20. März war Kupontermin. Wer jetzt kauft, muss kaum Stückzinsen zahlen“, begründet Daniel dies. Die EU-Finanzminister hatten im Übrigen zu Anfang der Woche den Weg frei gemacht für eine Aufstockung des Europäischen Rettungsschirms auf insgesamt 700 Milliarden Euro, gestern Abend verabschiedeten die EU-Staats- und Regierungschefs die dauerhafte Einrichtung eines Rettungsfonds.

EZB bereitet Zinsanhebung vor

Der Euro-Krise zum Trotz: Die Zinsanhebung der EZB, die einige Marktteilnehmer durch die Katastrophe in Japan in Frage gestellt hatten, wurde zuletzt wieder wahrscheinlicher. „Die Zinswende wird vorbereitet“, erklärt etwa Gregor Daniel und verweist auf die gestrige Aussage von EZB-Direktoriumsmitglied Stark, dass die Zinsen in der Eurozone nicht zu lange niedrig bleiben dürften. Marktteilnehmer gehen mittlerweile fest davon aus, dass die Zentralbank im April die Zinsen hoch setzen wird.

Privatanlegerfreundliche Südzucker-Anleihe

Stopp
Stopp

Bei den Unternehmensanleihen gibt es unterdessen eine interessante Neuemission von Südzucker: Der Mannheimer Zuckerproduzent bietet für eine Laufzeit bis 2018 4,125 Prozent (WKN A1GNRQ). „Aufgrund der geringen Mindestanlagesumme von 1.000 Euro ist die Anleihe auch für Privatinvestoren interessant“, erklärt Klaus Stopp. Die Hellwig Wertpapierhandelsbank hat gleichzeitig eine gute Nachfrage nach einer bereits älteren Hybridanleihe von Südzucker (WKN A0E6FU) festgestellt.

Von Renault (WKN A1AUW8) hätten sich Anleger hingegen kurz nach dem Zinstermin getrennt. „Kontinuierliche Nachfrage besteht bei einer neuen nachrangigen Commerzbank-Anleihe“, erklärt der Hellwig-Händler weiter (WKN CB83CE). Diese sei im Rahmen des Umtauschs älterer Hybridanleihen begeben worden, laufe bis März 2019 und notiere bei etwa 92,70 Prozent. „Das entspricht einer Rendite von knapp unter 7,65 Prozent.“ Bei den infolge der Japan-Katastrophe in der Vorwoche noch stark gehandelten Versorger-Anleihen, ein Beispiel ist RWE (WKN A1EWR0), sind die Volumina hingegen wieder rückläufig, meldet Gregor Daniel außerdem.

Norwegische Kronen im Aufwind

Währungsanleihen sind wieder etwas beliebter, wie die Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft berichtet. „Vor allem australische Dollar und US-Dollar sind gefragt.“ Der Baader Bank zufolge standen außerdem noch Anleihen in norwegischen Kronen, türkischen Lira und südafrikanischen Rand im Fokus der Anleger. „Norwegen gilt inzwischen wie der Schweizer Franken als Krisenwährung, denn das Land gehört zu den rohstoffreichsten Ländern der Erde und ist darüber hinaus die fünftgrößte Ölfördernation der Welt“, erklärt Stopp. Der Euro habe gegenüber der Norwegischen Krone ein neues Zwölf-Monats-Tief markiert.

© 25. März 2011 / Anna-Maria Borse