Anleihen: Rekordniedrigzins für Bundesanleihen

26. August 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Abwarten und Teetrinken, so scheinen Anleger die neuerlichen Kursverluste beim DAX zu verarbeiten. Market Maker berichten von einem ruhigeren Handel mit Anleihen. Die Blicke der Investoren richteten sich derzeit auf das am heutigen Freitag anstehende Jahrestreffen der US- Notenbank in Jackson Hole. Der Markt erhoffe sich von dem anschließenden Auftritt des Notenbankchefs Ben Bernanke die Ankündigung eines QE3-Programms. „Wahrscheinlich ist die Erweiterung der Politik des ultralockeren Geldes in den USA aber nicht“, glaubt Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft. Wie nervös der Markt insgesamt ist, lasse sich auch an den Kursbewegungen am gestrigen Donnerstag erkennen. „Binnen kurzer Zeit gab der DAX um rund 200 Zähler nach während der Bund-Future um gut 100 Punkte gegenüber dem Tagestiefststand zulegen konnte“, bemerkt ein Händler der Hellwig Wertpapierhandelsbank.

Unterstützung für Bund-Future


Daniel

Dem Zinsbarometer hätten zudem die Entwicklungen im Wochenverlauf Rückendeckung gegeben. Gerüchte um eine mögliche Herabstufung der Kreditwürdigkeit Deutschlands sei zum Teil für den Wirbel an den Aktienmärkten verantwortlich, obwohl die drei führenden Ratingagenturen Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch das bestehende AAA-Rating der Bundesrepublik sowie den stabilen Ausblick unterstrichen hätten. „In dem Fall hat bei so manchem Marktteilnehmer schlichtweg der gesunde Menschenverstand ausgesetzt“, bemerkt Gregor Daniel, der auf eine gezielte Streuung des Gerüchts zwecks Beeinflussung der Marktrichtung tippt. Denn bevor Deutschland herabgestuft würde, kämen zunächst andere Länder im Euroraum an die Reihe.

So habe der Bund jüngst zehnjährige Staatsanleihen im Wert von sechs Milliarden Euro zum Rekordniedrigzins von 2,15 Prozent erfolgreich platzieren können. „Das sind positive Effekte der Schuldenproblematik für den deutschen Fiskus“, glaubt Arthur Brunner. Denn die verminderte Zinslast schone Deutschlands Geldbörse.

Aufkauf der Staatsanleihen verringert Risikoaufschläge

Auch in der vergangenen Woche habe die EZB den Aufkauf von Staatsanleihen Italiens, Spaniens, Portugals und Irlands fortgesetzt. Dadurch hätten sich die Risikoaufschläge gegenüber den Bundesanleihen um sieben bis zehn Basispunkte verringert. „Die Aufkäufe im Wert von insgesamt 14,3 Milliarden Euro wurden mit einem Wochentender wieder neutralisiert“, weiß Brunner. Das sei so üblich und entziehe dem Markt die Liquidität wieder, um Inflationstendenzen entgegen zu wirken.

Renditen für griechische Bonds auf Rekordkurs


Brunner

Im Euroraum führe die anhaltende Debatte um die Hinterlegung von Sicherheiten für griechische Kredithilfen zu Abgabedruck bei den Hellenen-Bonds. „Diese Forderung hat für Empörung gesorgt“, berichtet Arthur Brunner von ICF Kursmakler. Neben Finnland debattierten nun auch die Niederlande, Österreich und die Slowakei über eine Hinterlegung zusätzlicher Sicherheiten für Ihre Griechenlandhilfe. „Das stellt die planmäßige Umsetzung des zweiten Rettungspakets für Griechenland in Frage und zeigt, dass die Staaten im Euroraum nicht an einem Strang ziehen“, ergänzt Gregor Daniel. Zudem haben laut Brunner bisher erst 50 Prozent der privaten Gläubiger einem freiwilligen Forderungsverzicht zugestimmt, erforderlich seien 90 Prozent.

Auf Renditen von 45 Prozent kämen derzeit etwa griechische Anleihen mit zweijähriger Restlaufzeit. „Zu Beginn der Woche lagen die Werte noch bei 38 Prozent“, beobachtet Daniel. Die Rendite zehnjähriger Griechenlandanleihen erreiche aktuell rund 18 Prozent. „Auch die Versicherungen gegen den Ausfall griechischer Staatsanleihen legten erneut zu“ weiß Arthur Brunner. Um eine Summe von zehn Millionen Euro abzusichern, müssten 2,3 Millionen Euro gezahlt werden. Dies seien 162.000 Euro mehr als am Mittwoch.

Commerzbank-Anleihe verliert an Boden

Weniger aktiv ist derzeit der Primärmarkt für Corporate Bonds. Diskussionen über eine mögliche Rezession erhöhten in den Augen der Anleger das Ausfallrisiko bei den Konzernen, glaubt die Baader Bank. Damit werde es für Unternehmen zunehmend schwieriger sich zu refinanzieren.

Im Handel hätten Anleihen etwa der Commerzbank deutlich Federn lassen müssen. Innerhalb eines Monats um 10 Prozent auf 83 Prozent nachgegeben habe beispielsweise der Kurs einer bis März 2019 laufenden nachrangigen Schuldverschreibung des Finanzhauses (WKN CB83CE) mit einem Kupon von 6,375 Prozent. Beide Seiten gespielt werden laut Hellwig Wertpapierhandelsbank zwar bei Hybrid-Anleihen der Deutschen Bank (WKNs A0TU30, A1ALVC). Generell beobachte Klaus Stopp bei Bankanleihen aber für Anleger eher unattraktive und deutlich auseinander klaffende Geld-/Briefspannen.

Norwegische Kronen wieder gefragt

Auf viel Gegenliebe würden derzeit Emissionen deutscher Großunternehmen in Norwegischen Kronen (NOK) stoßen, nachdem diese zuletzt weniger begehrt waren. Erfolgreiche Platzierungen etwa von Daimler Bonds (WKN A1GUUR) mit Laufzeiten bis August 2013 und einem Kupon von 3,375 Prozent deuteten laut Daniel auf ein erhöhtes Absicherungsbedürfnis der Anleger hin.

Ebenfalls gut angenommen wurde der Baader Bank zufolge eine zweite NOK-Anleihe von Daimler (WKN A1GUY7) mit einer Fälligkeit von Januar 2015 und einem Zins von 3,625 Prozent. Mit einem Kupon von 3,375 Prozent und einer Fälligkeit im September 2016 sei zudem eine Anleihe der Deutschen Bahn (WKN A1GUZW) ebenso gefragt wie ein Angebot des norwegischen Kreditinstituts Kommunalbanken (WKN A1GUZS) mit einer Laufzeit bis September 2016 und einem Kupon von 3 Prozent.

© 26. August 2011/Iris Merker