Anleihen: Schwächeanzeichen bei Bundesanleihen

16. September 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). An den Kapitalmärkten gibt auch weiterhin die Politik den Takt vor: „Nur durch ein deutliches Bekenntnis von Kanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Sarkozy zum Verbleib Griechenlands im Euro ist wieder etwas Ruhe eingekehrt“, berichtet Arthur Brunner von ICF Kursmakler mit Blick auf die hoch nervösen Märkte. Die Äußerungen von FDP-Chef Rösler zu einer möglichen geordneten Insolvenz Griechenlands hätten doch für viel Verwirrung und Ärger gesorgt. Positiv aufgenommen wurde aber auch die gemeinsame Aktion der Notenbanken zur Verbesserung der US-Dollar-Liquidität. „Zuletzt war es gerade für französische Banken fast unmöglich geworden, sich am Geldmarkt US-Dollar zu leihen“, erklärt Brunner.


Brunner

Der Bund-Future, der in der vergangenen Woche auf ein Rekordhoch von 138,91 Prozent geklettert war, setzte zwar Anfang dieser Woche zu einem neuen Höhenflug an, zeigt sich mittlerweile aber schwächer. Am Freitagmittag notiert das richtungsweisende Zinsbarometer bei 135,88 Punkten. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen liegt aktuell bei 1,932 Prozent und damit wieder deutlich über dem Rekordtief von Dienstag bei 1,677.

Startklar für Griechenlandpleite?


Daniel

Griechenland-Anleihen profitieren von der Entspannung: Eine bis 2020 laufende Emission (WKN A1AUMV), die Mitte der Woche zu rund 30 Prozent und damit so billig wie noch nie über den Tisch ging, wird heute zu 40 Prozent gehandelt. Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft sieht die konzertierte Aktion der Notenbanken von gestern allerdings als Vorbereitung auf einen Konkurs der Hellenen. „Die CDS-Kontrakte für griechische Anleihen, also die Kreditausfallversicherungen, lauten auf US-Dollar. Wenn sie in Anspruch genommen werden, muss ausreichende Liquidität in der US-Währung da sein.“

Teure Neuemissionen Italiens und Spaniens

Zwei andere Wackelkandidaten der Eurozone, Italien und Spanien, sind in den vergangenen Tagen mit frischen Anleihen auf den Markt gekommen. „Eine neue fünfjährige Anleihe Italiens wurde zu 5,6 Prozent zugeteilt – ein Rekordhoch in diesem Laufzeitsegment seit der Einführung des Euros, und auch die Zeichnungsquote von nur 1,28 enttäuschte“, meinen Viola Stork und Ralf Umlauf von der Helaba.

Gregor Daniel zufolge kursieren am Markt übrigens Gerüchte, dass die Rating-Agentur Moody`s die Einschätzung für Italien heruntersetzen werde. Spanien profitierte hingegen schon von der etwas besseren Stimmung: Das Land begab am Mittwoch langlaufende Anleihen im Volumen von knapp 4 Milliarden Euro bei robuster Nachfrage, ihre Verzinsung war aber noch hoch.

Unternehmensanleihen: Finger weg von schlechterer Qualität


Stopp

Als sehr schwierig gestaltet sich nach wie vor der Handel mit Unternehmensanleihen, wie Brunner meldet, in dieser Woche habe das sogar auch für gedeckte Anleihen gegolten. „Das ist ein deutliches Anzeichen dafür, dass man auf Bankenseite die Limite herunterfährt oder zumindest im Moment keine Ausweitung der Positionen will.“ Schlecht oder gar nicht geratete Unternehmensanleihen leiden weiter, wie Klaus Stopp von der Baader Bank bemerkt: „Wie der Teufel das Weihwasser meiden Anleger die Lieblinge des ersten Halbjahres 2011.“ Entsprechend groß seien die Abschläge. Als Beispiel nennt Stopp die bis 2018 laufende Air Berlin-Anleihe (WKN AB100B) mit einem Kupon von 8,25 Prozent, die heute bei 88 Prozent gehandelt wird.

Mittelstandsanleihen vergleichsweise fest

Doch auch andere hochverzinsliche Anleihen konnten sich von dem im Juli einsetzenden Kurseinbruch noch nicht wirklich erholen, etwa Papiere von Hapag-Lloyd (WKN A1EWQC), A.T.U. Auto-Teile-Unger (WKN A1EWTK) oder Heidelberger Druck (WKN A1KQ1E). Im Gegensatz dazu schlagen sich die Mittelstandsanleihen im Entry Standard verhältnismäßig gut und haben damit zumindest einen ersten Stresstest bestanden: Etwa wird die bis 2017 laufende Anleihe von KTG Agrar (WKN A1H3VN), die einen Kupon von 7,125 Prozent aufweist, aktuell zu 97,80 Prozent gehandelt, das Papier von DIC Asset (WKN A1KQ1N) mit einer Laufzeit bis 2016 und einem Kupon von 5,875 Prozent zu 94,50.

Kein guter Zeitpunkt für Neuemissionen

Der Primärmarkt für Unternehmensanleihen bleibt unterdessen schwieriges Terrain: „Der August wird als erster Monat seit drei Jahren in die jüngere Börsengeschichte eingehen, in dem keine Unternehmensanleihe in Euro platziert wurde“, erklärt Klaus Stopp. Mit Fresenius Medical Care zeige allerdings nun eine bekannte Adresse, dass es doch noch gehe: Das DAX-Unternehmen habe zwei Tranchen in Euro (WKN A1GVFF) und US-Dollar mit einem Kupon von jeweils 6,5 Prozent erfolgreich am Markt untergebracht. Close Brothers Seydler zufolge läuft die Anleihe in Euro sehr gut, im Moment werde sie zu 104 Prozent gehandelt.

Bankanleihen kommen besser weg als 2008

Anleihen von Banken mussten zwar Federn lassen, die Situation ist Klaus Stopp zufolge aber nicht mit 2008 zu vergleichen. Er verweist auf ein nachrangiges Papier der Deutschen Bank mit einem Kupon von 8 Prozent (WKN A0TU30), das im Zuge der Lehman-Pleite auf rund 45 Prozent gefallen war. Das Tief in dieser Woche lag bei rund 87 Prozent, aktuell notiert das Papier schon wieder bei 96. „Die Lage ist zwar ernst, aber sie war schon schlimmer. Somit scheint das Vertrauen in die Kapitalisierung der Banken noch vorhanden zu sein.“

Umschichtungen in skandinavischen Währungsanleihen

Bei den jüngsten Favoriten des Anleihenmarktes, Anleihen in norwegischen Kronen, sind erste Gewinnmitnahmen zu sehen, wie die Baader Bank außerdem registriert. „Oft war zu beobachten, dass in Titel auf schwedische Kronen reinvestiert wurde.“

16. September 2011/Anna-Maria Borse