Anleihen: Selbst Bundesanleihen unter Druck

25. November 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Von Entspannung kann an den Märkten nach wie vor nicht die Rede sein. Gestern sorgte ein erneutes Nein Angela Merkels zur Einführung von Eurobonds für Enttäuschung, zudem beunruhigte die Herabstufung Portugals durch die Ratingagentur Fitch. Renditen von Euro-Krisenländern kletterten wieder nach oben. „Zehnjährige italienische Anleihen rentieren aktuell mit 7,23 Prozent. Das ist das Niveau, auf dem Irland und Portugal die Refinanzierung nicht mehr selbst schultern konnten“, bemerkt Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft. Auch im kurzlaufenden Segment sieht es nicht anders aus, wie Arthur Brunner von ICF Kursmakler erklärt: „Heute musste Italien bei der Auktion von kurzlaufenden Anleihen mit 6,5 Prozent für 6 Monate und 7,814 für 22 Monate Rekordzinsen zahlen.“

Unterdeckung bei deutscher Auktion kein Drama

Darüber hinaus sitzt der Schock über die mangelnde Nachfrage nach einer Sechs-Milliarden-Staatsanleihe Deutschlands am Mittwoch Rentenhändlern noch in den Knochen. „Für den Bund-Future ist es eine rabenschwarze Woche“, kommentiert Brunner. Bei der Versteigerung im Volumen von 6 Milliarden Euro gingen nur Gebote in Höhe von 3,9 Milliarden ein. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen ist daraufhin kräftig angestiegen.

„Das ist allerdings nicht die erste Unterdeckung in diesem Jahr“, erklärt ein Händler der Hellwig Wertpapierhandelsbank. Ungewöhnlich sei das ohnehin nicht. „Das war ein Warnschuss, aber nicht so dramatisch, wie das zum Teil dargestellt wird.“ Laut Brunner bedeutet dies zwar das schlechteste Auktionsergebnis seit Einführung des Euro. „Es war die Rede davon, dass die Investoren Deutschland die kalte Schulter zeigen könnten, und aus den zuletzt stark gescholtenen Peripheriestaaten gab es hämische Kommentare.“ Vermutlich habe sich der Bund allerdings lediglich beim Preis verpokert.

Der Euro-Bund-Future liegt aktuell bei 134,36 nach 136,67 in der Vorwoche. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen beläuft sich auf 2,13 Prozent nach 1,89 vor einer Woche – ein Anstieg von über 20 Basispunkten in nur sieben Tagen.

Hitzige Diskussion um Eurobonds


Daniel

Anleger setzen sich Daniel zufolge zunehmend mit dem Auseinanderbrechen der Eurozone auseinander. „Es könnte soweit kommen, dass Angela Merkel dem Druck in Richtung Eurobonds nachgeben muss“, meint Daniel. Dann läge der Bund-Future viel zu hoch. Die Variante einer gesamtschuldnerischen Haftung für alle Euro-Länder wäre laut Helaba möglicherweise das, was den Finanzmärkten ein umfassendes Vertrauen zurückgeben würde. „Es ist aber auch die am schwierigsten durchzusetzende Idee.“ Abgesehen von Widerständen der Länder, die künftig höhere Zinsen zu zahlen hätten, und der Anreizproblematik stelle vor allem die rechtlich-institutionelle Dimension eine Hürde dar. Die EWU-Verträge müssten geändert werden, und solche Prozesse nähmen vermutlich einige Jahre in Anspruch.

Volatiler Handel bei Heidelberger Druck

Unternehmensanleihen tendierten in dieser Woche insgesamt etwas leichter, wie Händler berichten. „Vor dem Jahresende halten sich institutionelle Anleger zurück und gehen zumindest keine größeren Engagements mehr ein“, erklärt Rainer Petz von Close Brothers Seydler. Recht volatil zeigten sich dem Händler zufolge zuletzt Anleihen von Heidelberger Druck (WKN A1KQ1E). Der Grund: Die drohende Konkurrenz des Druckmaschinenbauers Manroland. Bei Heidelberger Druck positionierten sich Anleger in beide Richtungen. „Einerseits macht Manroland die Probleme der Branche deutlich, andererseits würde mit einer Insolvenz ein Konkurrent von Heidelberger Druck wegfallen.“

Herbe Verluste bei Thomas Cook-Anleihe


Petz

Große Umsätze gab es laut Petz zudem bei der bis 2020 laufenden HeidelbergCement-Anleihe (WKN A1C90N). Diese sei von 98,60 Euro am vergangenen Freitag auf aktuell 94,86 gefallen. „Das ergibt eine Rendite von 8,36 Prozent.“ Heftig abgestraft wurden darüber hinaus Thomas Cook-Papiere. Das Unternehmen, in Deutschland mit Neckermann und Öger Tours auf dem Markt, gab Mitte der Woche bekannt, dringend Geld zu benötigen. Die Aktie brach daraufhin zeitweise um 70 Prozent ein. Auch für die Anleihen (WKN A1AWFR) ging es rasant nach unten, und zwar von 85 auf rund 35 Prozent. Auch andere Anleihen aus der Tourismusbranche bekamen das zu spüren, etwa TUI (WKN TUAG15, TUAG11).

Praktiker stabilisiert sich

Ebenfalls auf Talfahrt ging es zuletzt für Praktiker-Anleihen (WKN A1H3JZ). „Das war ohne erkennbaren Grund bei sehr niedrigen Umsätzen“, erklärt Petz. „Von 71 Prozent Anfang der Woche verlor das Papier bis auf ein Tief von 55.“ Nach der Ankündigung von Restrukturierungsmaßnahmen habe sich der Titel dann aber stabilisiert. Die Baumarktkette hatte am gestrigen Donnerstag bekannt gegeben, mehrere Filialen schließen zu wollen, daneben soll der Vorstand verkleinert und die Konzernzentrale nach Hamburg verlegt werden. Auf diesem Wege sollen 300 Millionen Euro eingespart werden.

© 25. November 2011 / Anna-Maria Borse