24. Januar 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Ein paar weniger gute Konjunkturdaten haben in dieser Woche für eine Rückkehr von Anlegern in sichere Häfen gesorgt. „Offenbar wurde der Markt von schwächer als erwarteten Daten aus China und den USA auf dem falschen Fuß erwischt. Von dem verhaltenen Optimismus zu Beginn des Jahres, war in den vergangenen Tagen jedenfalls nicht mehr viel zu spüren“, kommentiert Arthur Brunner von der ICF AG. Laut des von Markit erhobenen Einkaufsmanagerindex ist die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe der USA ist zu Jahresbeginn deutlich langsamer gewachsen als erwartet. In China zeigte der Einkaufsmanagerindex der HSBC für Januar sogar ein Schrumpfen an – erstmals seit sechs Monaten.
„Das hat einige Gewinnmitnahmen in riskanteren Titeln bewirkt und die Bundesanleihen beflügelt“, ergänzt Brunner. Der Euro-Bund-Future als Indikator für langfristige Zinserwartungen zog im Verlauf der Woche von 141,30 auf aktuell 142,65 Punkte an. Zehnjährige Bundesanleihen rentieren mit 1,66 Prozent so tief wie seit vergangenem November nicht mehr. Noch vor einer Woche warfen die deutschen Benchmarkpapiere 1,75 Prozent ab, zum Jahreswechsel gar um die 1,90.
Raus aus Türkei-Anleihen
Daniel
Die politische Krise in der Türkei und der rasante Verfall der Lira kurbelt nach Auskunft von Gregor Daniel, Spezialist der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft, den Umsatz mit Fremdwährungsanleihen an. „Der überwiegende Teil zieht derzeit die Reißleine und verkauft. Nur wenige Mutige ringen sich zu Käufen durch“, berichtet der Händler und beobachtet unter anderem in einer auf türkischer Lira lautenden KfW-Anleihe (WKN A1RE8Q) erhöhte Abflüsse.
Die türkische Lira hat seit Beginn der politischen Krise im vergangenen Dezember bereits 10 Prozent an Wert verloren und fiel am heutigen Freitag ein neues Rekordtief zum Euro von 3,18. Erst am Dienstag hatte sich die türkische Zentralbank dazu entschlossen, den Leitzins nicht zu erhöhen, um die Währung zu stützen.
Aus Sicht von Klaus Stopp von der Baader Bank fragen sich derzeit viele Investoren, wann der richtige Zeitpunkt für einen Wiedereinstieg in türkische Lira gekommen sein könnte. Wichtige Daten seien dabei die Lokalwahlen am 30. März sowie die Präsidentschaftswahlen im Sommer.
Irlandpapiere profitiert von besserem Rating
Gesucht sind laut Arne Hellwig von der Hellwig Wertpapierhandelsbank hingegen irische Staatsanleihen, nachdem das Land den Euro-Rettungsschirm verlassen hat und sich seit Beginn des Jahres wieder selbst am Kapitalmarkt finanziert. „Irland wurde jetzt auch durch die dritte große Ratingagentur, Moody’s, heraufgestuft, wovon die Staatsanleihen des Landes profitierten“, ergänzt Hellwig. Aktuell liegt die Rendite zehnjähriger irischer Anleihen bei 3,3 Prozent.
Angst vor einem schlechteren Rating hat unterdessen Frankreich. Am heutigen Freitag will die Ratingagentur Moody’s ihre Bewertung französischer Staatsanleihen aktualisieren. Während S&P seit Anfang 2012 Frankreich bereits zweimal abgewertet hat, senkte Moody’s seine Note bisher nur einmal und stuft die Anleihen aktuell mit „Aa1“ ein.
Valensina auf Tauchgang
Petz
Im Segment der Unternehmensanleihen brachen die Anleihen des Fruchsaftherstellers Valensina regelrecht ein, nachdem die Frankfurter Sonntagszeitung über einen möglicherweise bevorstehenden Verkauf der Firma berichtet hatte. „Das Papier sackte von rund 103 Prozent am vergangenen Freitag auf 73 Prozent im Tief ab“, meldet Rainer Petz von Close Brothers Seydler. Mittlerweile hat sich die Anleihe allerdings wieder auf rund 93 Prozent erholt, nachdem das Unternehmen den Verkauf dementiert hat. Wie es von der Gruppe hieß, suche Valensina lediglich nach einem strategischen Partner mit dem Ziel der weiteren Entwicklung und Expansion.
Unterdessen verabschieden sich die Anleihen der Solarworld AG am heutigen Freitag in ihrer bisherigen Form von der Börse. „Voraussichtlich ab kommenden Montag werden analog zu der Handhabung an der Heimatbörse in Luxemburg die Anleihen vom Handel ausgesetzt und es beginnt das von der Gläubigerversammlung beschlossene Restrukturierungsverfahren“, weiß Hellwig.
Hoffen auf vorzeitige Kündigung
Nach der vorzeitigen Kündigung der Nachranganleihe der Eurohypo Cap Funding Trust I (WKN 542376) waren laut Hellwig diese Woche die Papiere der bisher noch nicht gekündigten „Schwester“-Anleihe Eurohypo Cap Funding Trust II (WKN A0DZJZ) stark gesucht. „Der Kurs zog bei sehr guten Umsätzen um gut 6 Prozentpunkte an“, meldet der Spezialist.
Wieder in knapp einstellige Preisgefilde zurückgefallen ist die bis 2015 laufende Anleihe der Windreich AG (WKN A1CRMQ). „Nach dem kurzen Kursfeuerwerk vor zwei Wochen bewegte sich der Kurs unter fallenden Umsätzen danach sukzessive wieder nach unten“, beobachtet Hellwig. Der Windparkentwickler hatte im September vergangenen Jahres einen Insolvenzantrag gestellt, die Anleihe war daraufhin regelrecht eingebrochen. Vor gut zwei Wochen hatte sich der Kurs der Anleihe zeitweise erholt, nachdem Unternehmens-Eigner Willi Balz den operativen Wiedereinstieg in sein Unternehmen angekündigt hatte.
von Karoline Kopp, Deutsche Börse AG
© 24. Januar 2014