Anleihen: Sicherheit wird wieder gern gesehen

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7. Februar 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Bundesanleihen, Treasuries oder auch japanische Staatsanleihen – die vermeintlich sicheren Häfen waren auch in dieser Woche die Gewinner am Anleihemarkt. „Die Sorge darüber, ob die Schwäche der Schwellenländer anhält und die Weltwirtschaft ihren Erholungspfad fortsetzen kann, hat unverändert zu Umschichtungen in sichere Anlagen geführt“, kommentieren Cyrus de la Rubia und Stefan Gäde von der HSH Nordbank.

Noch verstärkt wurde der Renditerückgang von zunehmenden Erwartungen, die EZB könnte angesichts einer rückläufigen Inflation – im Januar ist die Teuerungsrate auf 0,7 Prozent gesunken – an der Zinsschraube drehen oder weitere unkonventionelle geldpolitische Maßnahmen beschließen. „Die EZB hat bei ihrer Sitzung am Donnerstag aber die Füße still gehalten und damit offenbar einige Anleger auf dem falschen Fuß erwischt. Zumindest ist der Bund-Future im Gefolge der Sitzung unter Druck geraten“, merkt Arthur Brunner von der ICF AG an.

Bundesverfassungsgericht stützt sichere Häfen

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Daniel

Diese Korrektur war jedoch nur von kurzer Dauer: Am heutigen Freitagvormittag hat schon wieder eine Erholungsbewegung eingesetzt. Das liegt nach Einschätzung von Gregor Daniel, Spezialist der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft, unter anderem an den jüngsten Meldungen zur Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über die Anleihekäufe der EZB. Die höchsten deutschen Richter halten die Politik der EZB bei den Anleihekäufen offenbar für fragwürdig. Es sprächen „gewichtige Gründe“ dafür, dass das sogenannte OMT-Programm zum unbegrenzten Ankauf solcher Anleihen die souveränen Rechte der EU-Mitgliedstaaten verletzt, erklärte das Gericht an diesem Freitag. Wegen dieser Einschätzung muss das Gericht den Fall nun an den Europäischen Gerichtshof abgeben, da die EZB als EU-Organ nur der Rechtsprechung des Luxemburger Gerichts unterliegt. Die Aktienmärkte und der Euro reagierten mit Abgaben auf den Schritt, während der vermeintlich sichere Anleihehafen profitierte.

„Jetzt wartet erst mal alles auf den Arbeitsmarktbericht der USA für Januar, der am Nachmittag veröffentlicht wird. Da will sich im Vorfeld eigentlich keiner richtig positionieren, so dass es aktuell ziemlich ruhig ist“, ergänzt Brunner. Die HSH Nordbank bescheinigt der Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichtes richtungsweisenden Charakter: „Nachdem im Vormonat nur ein Stellenplus außerhalb der Landwirtschaft von 74 Tausend zu Buche stand, müsste der Beschäftigungszuwachs dieses Mal deutlich höher ausfallen, damit die Diskussion um ein Aussetzen des Taperings durch die Fed keine neue Nahrung erhält“, erläutern die Analysten de la Rubia und Gäde. Erwartet wird ein Stellenaufbau in Höhe von 183 Tausend.

Nachdem der Euro-Bund-Future bis zur Wochenmitte auf über 144,40 Punkte angestiegen war, fiel der Indikator für langfristige Zinserwartungen am gestrigen Donnerstag im Tief auf rund 143,30 Punkte zurück. Aktuell notiert der Index bei 143,74 Prozent, nach 143,4 vor einer Woche. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen tauchte zur Wochenmitte zeitweise auf bis zu 1,60 Prozent, aktuell sind es 1,69.

Entspannung in Griechenland und Mexiko

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Brunner

Meldungen über ein möglicherweise geplantes drittes Hilfspaket für Griechenland und eine mögliche Verlängerung der Rückzahlungsfristen für Hilfskredite, die das Land im Zuge der Finanzkrise erhalten hat, haben nach Auskunft von Brunner für steigende Kurse bei den Staatsanleihen des Landes gesorgt. Nachdem die Rendite der zehnjährigen Papiere Mitte Januar wieder über die als nicht mehr refinanzierbar geltende Schwelle von 8 Prozent gestiegen war, rentieren die Titel aktuell wieder bei 7,66 Prozent.

Für ein wenig Entspannung beim Thema Schwellenländer sorgte laut Brunner die Meldung, dass die Rating-Agentur Moody’s die Bonität Mexikos erhöht hat. Das Land hat nun wieder den begehrten Status „Investment Grade“. Moody’s begründete den Schritt mit vielversprechenden Wirtschaftsreformen, die Präsident Enrique Peña Nieto unlängst durch den Kongress gebracht hat. Diese dürften das Wachstumspotenzial stärken, erklärte die Agentur. Der Ausblick sei stabil. In den vergangenen Wochen hatten die Verwerfungen in vielen Schwellenländern rund um den Globus deren Währungen extrem belastet und auch die weltweiten Börsen unter Druck gesetzt.

Auch Arne Hellwig von der Hellwig Wertpapierhandelsbank beobachtet, dass Turbulenzen an den Devisenmärkten der Schwellenländer zuletzt etwas nachgelassen haben. Am Anleihemarkt jedoch verabschiedeten sich Anleger weiterhin aus Fremdwährungsanleihen: „Besonders Titel in südafrikanischen Rand stehen weiter auf der Abgabeliste. Interessanterweise wurden in dieser Woche per Saldo auch Anleihen in norwegischen Kronen verkauft, die Währung hingegen konnte gegenüber dem Euro leicht zulegen. Allerdings ist auch hier das Wechselkursniveau vom vergangenen Sommer noch weit entfernt“, berichtet der Spezialist.

Doch eine Pleite bei Hypo Alpe Adria?

Am Markt für Unternehmensanleihen sind einmal mehr die Schuldscheine der österreichischen Skandalbank Hypo Alpe Adria (WKN A0G0JA) unter Druck geraten. „Neue Meldungen, dass die Politik eine Insolvenz der notverstaatlichten Bank nicht ausschließt, haben die Scheine von rund 100 Prozent in der vergangenen Woche auf aktuell 94,50 gedrückt“, berichtet Brunner.

Anleihen der Commerzbank (WKNs CB83CE, CK4578) profitierten laut Hellwig zuletzt vom Kursanstieg der Aktie des Hauses. Kursverluste dagegen beobachtet der Spezialist bei einer Emission der (Noch)-Commerzbanktochter Frankfurter Hypothekenbank (WKN A0DZJZ), nachdem sich die jüngsten Spekulationen auf eine vorzeitige Kündigung nicht erfüllt haben.

Gregor Daniel spricht indes von gestiegenen Umsätzen in Anleihen von HeidelbergerDruck (WKN A1KQ1E), nachdem der Druckmaschinenhersteller diese Woche Geschäftsergebnisse vorgelegt hat. Der Konzern schrieb im dritten Quartal seines Geschäftsjahres 2013/14 unter dem Strich schwarze Zahlen und peilt auch für das Gesamtjahr einen Gewinn an. Zur Steigerung der Profitabilität hatte der Konzern Stellen gestrichen, Kosten gedrückt, das Management umgebaut und margenschwache Aufträge nicht mehr in die Bücher genommen. „Eine Richtung lässt sich trotz der gestiegenen Umsätze aber nicht ausmachen, Käufer und Verkäufer halten sich weitestgehend die Waage“, merkt Daniel an.

Mit einem Kursabsturz machte zu Beginn der Woche die Anleihe des Immobilienunternehmens Golden Gate (WKN A1KQXX) auf sich aufmerksam. „Ohne Meldung ist das Papier von rund 97 zeitweise bis auf 80 Prozent gefallen. Mittlerweile liegt der Kurs wieder bei rund 90 Prozent“, meldet Daniel und geht davon aus, dass das Auslösen vieler Stopp-Loss-Marken für den Rücksetzer der im Oktober diesen Jahres fälligen Anleihe verantwortlich war.

von Karoline Kopp, Deutsche Börse AG,
© 7. Februar 2014