Anleihen: Verluste beim Bund-Future

1. Juli 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach der Zustimmung zum Sparprogramm durch das griechische Parlament war nicht nur an den Aktien-, sondern auch an den Anleihemärkten Aufatmen angesagt. Die Kurse von Staatsanleihen der Peripherieländer erholten sich, Bundesanleihen verloren in der Gunst. Auch Unternehmensanleihen überzeugten die Anleger wieder mehr. „Alles, was mit Risiko behaftet ist, geht wieder besser“, erklärt Rainer Petz von Close Brothers Seydler. Zuvor hatten sich Investoren extrem risikoscheu gezeigt und lieber auf die als sicher geltenden deutschen Staatsanleihen gesetzt. Die Risikoaufschläge für die Wackelkandidaten waren zum Teil auf neue Höchststände geklettert, etwa hatte der Renditeabstand zwischen zehnjährigen italienischen und deutschen Staatsanleihen den höchsten Stand seit Einführung des Euro markiert.


Petz

In trockenen Tüchern ist die Rettung Griechenlands aber noch lange nicht. Die Euro-Finanzminister müssen am kommenden Sonntag noch die Mittelfreigabe aus dem alten Hilfsprogramm beschließen und sich auf die Einzelheiten eines neuen Pakets einigen. Darüber hinaus ist noch nicht klar, wie die Beteiligung privater Gläubiger im Detail aussehen wird, auch wenn diese immer konkreter wird. „Demnach werden die Banken Gelder aus fälligen, bis 2014 laufenden griechischen Staatsanleihen in neue griechische Anleihen reinvestieren“, erläutert die Commerzbank. Einzelheiten des Plans sollen am Wochenende vorgestellt werden. „Offen ist, ob die Rating-Agenturen ihn billigen und diesen „Roll-over“ nicht als Zahlungsausfall werten werden.“ Der Euro-Bund-Future hat gegenüber der Vorwoche den Rückwärtsgang eingelegt und notiert aktuell bei 125,46 nach 126,97 Punkten am vergangenen Freitag, die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen kletterte wieder über die Marke von 3 Prozent, zuletzt lag sie bei 3,02 Prozent.

Weitere Kursgewinne bei Peripherieländern unwahrscheinlich

Auch bei den US-Staatsanleihen setzte sich der Anstieg der Zinsen fort. „Binnen vier Tagen ist die Rendite der marktführenden 10jährigen T-Notes um 30 Renditestellen gestiegen“, berichtet die HSH Nordbank. Mit 3,15 Prozent liege sie aber immer noch weit unter ihrem diesjährigen Höchststand von 3,74 Prozent aus dem Februar. Ob sich der Trend steigender Renditen für Bundesanleihen und Treasuries auf der einen und sinkender Zinsen für Wackelkandidaten auf der anderen noch fortsetzen wird, ist aber unklar: „Weitere merkliche Kursgewinne bei Staatstiteln der EWU-Peripherie sind unseres Erachtens zunächst wenig wahrscheinlich, da noch Unsicherheit über die Ausgestaltung des zweiten Hilfspakets besteht“, meint die Commerzbank. Viola Stork und Ulrich Wortberg von der Helaba sehen das offenbar ähnlich: „Zwar scheint Griechenland einem unmittelbar bevorstehenden Zahlungsausfall entkommen zu sein, das Ereignisrisiko bleibt aber hoch und die Kursverluste des Bund-Futures in Folge der nachlassenden Risikoaversion könnten zum Teil wieder wettgemacht werden.“

Vor allem Altemittenten


Stopp

Auch bei den Unternehmensanleihen machen sich die Fortschritte bei der Abwehr der Griechenland-Pleite bemerkbar. „Die Umsätze sind wieder besser“, berichtet Petz. Bei den Neuemissionen herrscht allerdings eher Flaute. „Aufgrund der weiterhin nicht gelösten Schuldenkrise und der zunehmenden Nervosität an den Anleihemärkten ist die Emissionstätigkeit am Primärmarkt fast zum Erliegen gekommen“, berichtet Klaus Stopp von der Baader Bank. Momentan wagten sich nur noch „Altemittenten“ mit kurzen Entscheidungswegen vor. Stopp nennt als Beispiel die Deutsche Bahn, die sich kürzlich erfolgreich refinanziert hat (WKN A1GS24). Die Anleihe läuft bis 2016, der Kupon liegt bei 2,875 Prozent. Die Suche nach Alternativen zum Euro geht zudem weiter. „Diese werden häufig in Anleihen auf norwegische und schwedische Kronen, türkische Lira, neuseeländische und australische Dollar sowie südafrikanische Rand gesehen“, erklärt Stopp. Gefragt sind etwa Anleihen von Mercedes Benz Australien/Pazifik in australischen Dollar (WKN A1GPR3), Volkswagen Financial Services in norwegischen Kronen (WKN A1GP33) und BMW Finance in schwedischen Kronen (WKN A1GSPY).

Zahlreiche neue Mittelstandsanleihen

Unterdessen floriert der relativ neue Markt für Mittelstandsanleihen. Rainer Petz verweist auf die Anleihe der Maschinenfabrik Spaichingen (WKN A1KQZL), die seit Mittwoch gezeichnet werden kann. Diese läuft bis 2016 und wird zu 7,25 Prozent verzinst. Darüber hinaus bietet der Zulieferer für die Windenergiebranche SIAG Schaaf Industrie AG (A1KRAS) eine fünfjährige Anleihe mit einem Zinskupon von 9 Prozent, hier läuft die Zeichnungsfrist bis zum 8. Juli. Zudem will sich der Photovoltaik-Anlagenbauer S.A.G. Solarstrom (WKN A1K0K5) zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit frisches Kapital besorgen, die Anleihe, die bis zum 7. Juli gezeichnet werden kann, läuft bis 2017 und weist einen Kupon von 7,5 Prozent auf. Alle drei Papiere werden in den Entry Standard für Unternehmensanleihen der Börse Frankfurt aufgenommen, die Stückelung liegt bei jeweils 1.000 Euro.

© 1. Juli 2011/Anna-Maria Borse