Anleihen: Weiter Rückenwind für Bundesanleihen

24. Juni 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Auch in dieser Woche ging die Zitterpartie um Griechenland weiter. Die Folge: steigende Risikoaufschläge für die Peripherieländer und anhaltende Unterstützung für Bundesanleihen.

„Sicherheit bleibt gefragt“, meint Arthur Brunner von ICF Kursmakler. Zwar bestätigten die EU-Staats- und Regierungschefs ihre Zusagen für ein zweites Hilfspaket für Griechenland – Voraussetzung ist allerdings, dass das Parlament das Sparprogramm und die Privatisierungsmaßnahmen billigt.


Brunner     

„Der positive Ausgang der Vertrauensfrage hat die Märkte nur kurzfristig beruhigt“, erklärt Brunner. Entscheidend sei nämlich die Abstimmung in der kommenden Woche. „Und da ist die Zustimmung unsicher.“
Die Analysten der HSH Nordbank sehen das ähnlich: „Angesichts des Widerstandes der Bevölkerung gegen den harten Sparkurs und damit die Auflagen von EU und IWF dürfte dies ein steiniger Weg für die Regierung werden.“ Brunner befürchtet bei einer Ablehnung „massive Marktverwerfungen.“
Der Euro-Bund-Future zeigt sich gegenüber der Vorwoche jedenfalls nochmals fester und notiert aktuell bei 126,97 nach 126,28 Punkten am vergangenen Freitag, zwischenzeitlich war er über 127 und damit auf den höchsten Stand seit Dezember 2010 geklettert. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen rutscht weiter ab, zuletzt lag sie bei 2,87 Prozent.

Italien Verlierer der Woche

Wie angespannt die Stimmung in dieser Woche war, ließ sich auch an den Risikoaufschlägen für Spanien und Italien ablesen, die „an ihren Höchstständen seit Beginn der Währungsunion entlang schrammten“, wie die Commerzbank anmerkt. Brunner zufolge war Italien der große Verlierer dieser Woche. „Der Renditeaufschlag zehnjähriger Anleihen Italiens kletterte gegenüber Bundesanleihen im Wochenvergleich von 187 auf 206 Basispunkte.“

Kurzfristig kann sich Griechenland übrigens noch finanzieren, wie Brunner berichtet. Das Land ging diese Woche an den Geldmarkt mit 3-Monats-Papieren zu 4,62 Prozent. „Das Angebot war dreifach überzeichnet.“ Gute Nachfrage hat der Händler im Übrigen auch bei einer bis 2015 laufenden Multi-Credit-Anleihe der DZ-Bank registriert (WKN DZ6Z7E). „Das sind spekulative Käufer. Einer der Schuldner ist nämlich Griechenland“, erklärt er. Aktuell liege die Rendite für die Anleihe bei 22 Prozent.

US-Konjunktursorgen stützen

Die Rentenmärkte insgesamt profitierten außerdem von einem skeptischen Konjunkturausblick der US-Notenbank. Nach Einschätzung der Fed setzt sich die Erholung der US-Wirtschaft zwar fort, allerdings nicht in dem Maße wie erwartet. Auch die jüngsten Arbeitsmarktdaten enttäuschten die Notenbanker. Sie stellten weiterhin eine „ausgedehnte Periode niedriger Leitzinsen“ in Aussicht. „Eine Leitzinswende in den USA ist nicht vor dem zweiten Halbjahr nächsten Jahres zu erwarten“, meint die Commerzbank.

Neue Deutsche Bahn-Anleihe

Im Handel mit Unternehmensanleihen waren die Umsätze zuletzt gut, wie Händler berichten. „Allerdings haben sich die Spreads aufgrund der Unsicherheiten ausgeweitet“, erklärt ICF Kursmakler. Viele Neuemissionen gab es in dieser – durch den gestrigen Feiertag geprägten – Handelswoche nicht.

Die Deutsche Bahn emittiert eine neue Anleihe mit einer Laufzeit von 5 Jahren und einem Kupon von 2,875 Prozent (WKN A1GS24), wie Brunner berichtet.

Ab der kommenden Woche startet im Übrigen die Zeichnungsfrist für eine neue Mittelstandsanleihe im Entry Standard der Deutschen Börse. Ab Mittwoch können die Anleihen der Maschinenfabrik Spaichingen (WKN A1KQZL) gezeichnet werden, die bis 2016 laufen und zu 7,25 Prozent verzinst werden. Die Stückelung beträgt 1.000 Euro. Bislang gibt es in dem neuen Segment unter anderem Anleihen von DIC Asset (WKN A1KQ1N), Golden Gate (WKN A1KQXX), KTG Agrar (WKN A1H3VN) und S.A.G. Solarstrom (WKN A1E84A).

© 24. Juni 2011/Anna-Maria Borse