Anleihen: Zinsentscheid beflügelt Bund-Future

6. Mai 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Das vermutliche Ausbleiben einer frühzeitigen Zinserhöhung im Euroraum habe laut Helaba für eine Aufholjagd bei Bundesanleihen mit kurzer und mittlerer Laufzeit geführt. Im Vorfeld der Beratungen der Euro-Notenbankchefs am Donnerstag hätten diese unter den gestiegenen Zinssorgen gelitten. Die Spekulationen seien aber nun erst einmal vom Tisch. Eine moderate Wortwahl des Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) gegenüber den Medien nach dem Treffen lasse den Schluss zu, dass der nächste Zinsschritt frühestens im Juli auf der Agenda stehe und vermutlich erneut im Oktober mit einer Erhöhung des Leitzins auf dann 1,75 Prozent zu rechnen sei.

Eine verlässliche Prognose für die weitere Richtung der Kapitalmärkte gleiche ohnehin gegenwärtig eher der Kaffeesatzleserei. Auch Anleger scheinen hin- und hergerissen. „Für eine Fortsetzung der Aktienrallye sprechen Rekordgewinne und steigende Dividenden“, analysiert Klaus Stopp. Deshalb hätten viele Marktteilnehmer scheinbar Sorge, bei dem möglichen Gipfelsturm des DAX auf über die 8.000 Punkte nicht dabei zu sein. Auf der anderen Seite könne man die Schuldenkrise in den USA, Europa und Japan nicht ignorieren. „Sie hat das Potenzial die gute Konjunktur wieder abzuwürgen“, glaubt der Bond-Spezialist der Baader Bank.

Die Renditeschere wächst


Brunner

Für die schuldengeplagten Europeripheriestaaten bedeute die Aufschiebung der Zinsanhebung zunächst eine gewisse Erleichterung, berichtet Arthur Brunner. „Gerade die Problemländer sind von steigenden Zinskosten besonders betroffen“, bemerkt der Händler von ICF Kursmakler. Dennoch habe sich die Renditeschere geweitet. Verglichen mit Bundesanleihen sieht die Helaba die Renditen 10-jähriger portugiesischer Bonds um 25 Basispunkte höher, bei griechischen und irischen Anleihen mit vergleichbarer Laufzeit sei die Renditedifferenz um 16 Basispunkte gestiegen. Um jeweils fünf Basispunkte höher lägen die Renditen spanischer und italienischer Bonds.

„Auch die Einigung über das Rettungspaket für Portugal hat die hohen Renditen von Anleihen anderer Peripheriestaaten erneut unterstrichen“, glaubt ein Händler der Hellwig Wertpapierhandelsbank. Im Grunde genommen stehe immer noch die Umschuldung Griechenlands im Raum. Nur so seien die hohen Werte erklärbar. Beispielsweise notiere eine im August 2012 fällige Anleihe (WKN A0LN5U) mit einem Kupon von 4,1 Prozent unterhalb von 79 Prozent.

„Insgesamt zeigten griechischen Anleihen eine krasse inverse Zinsstruktur“, erklärt der Händler. 15-jährige Titel (WKN A1APQ5) etwa mit einer Laufzeit bis 20. März 2026 und einem Kupon von 5,3 Prozent rentierten derzeit bei rund 13 Prozent. Bei knapp 10 Prozent rentierten noch länger laufende Bonds (WKN A0LMFU). Bei einer Fälligkeit im September 2040 und einem Zins von 4,6 Prozent liege der aktuelle Kurs bei 49 Prozent.

Bund-Future gesucht

Weil sich ein höherer Zinssatz im Euroraum auf kurze Sicht vermutlich in Luft aufgelöst habe sei es für die Notierung des richtungsweisenden Euro-Bund-Future in den vergangenen Tagen aufwärts gegangen. Für die Rendite bedeute dies ein Rückgang. Eine 10-jährige Bundesanleihe komme beispielsweise noch auf 3.18 Prozent. Der Renditeabstand zwischen 2- und 10-jährigen Bundesanleihen habe sich der Helaba zufolge auf 145 Basispunkte ausgeweitet. „Gerade die Rendite der zweijährigen Bundesanleihe reagiert sehr sensibel auf Zinsentscheidungen und so fiel diese innerhalb kurzer Zeit um von 2 auf 1,85 Prozent“, erklärt Arthur Brunner von ICF Kursmakler.

Aus technischer Sicht erkennt die HSH Nordbank in diesem kräftigen Impuls eine deutliche Aufhellung der Perspektiven für das Zinsbarometer. Gestern habe es den Widerstand in der Nähe von 123,00 mühelos durchbrochen. Eine Unterstützung von unten gebe es bei 122,80. „Nach oben erwarten wir bei 123,70 erst einmal ein Ende des positiven Kursverlaufs“, sagt die HSH Nordbank voraus. Der Stochastik-Indikator weise auf eine Übergekauft-Situation beim Bund-Future. Ein eindeutiges Verkaufssignal gebe es aber nicht.

Schnäppchenjagd bei Unternehmensanleihen


Daniel

Immer noch mit angezogener Handbremse geht es Gregor Daniel zufolge in der Woche nach Ostern im Handel mit Corporate Bonds zu. Interesse registriert der Händler der Walter Ludwig Wertpapierhandels GmbH dennoch für ein Angebot der Rabobank (WKN A1GQAS). Bei einem Kupon von 3,875 Prozent stoße die im April 2011 ausgegebene fünfjährige Anleihe des bonitätsstarken Emittenten bei Investoren auf Gegenliebe.

Mit Christian Dior sei in dieser Woche ein glanzvolles Unternehmen an die Anleger herangetreten, meldet Brunner. Mit einer fünfjährigen Anleihe (ISIN FR0011044890) und einem Kupon von 4 Prozent plane das Unternehmen 300 Millionen Euro über den Kapitalmarkt einzusammeln. Eine Stückelung von 100.000 Euro lässt darauf schließen, dass dieses Angebot eher professionelle Investoren ansprechen soll.

Ohne weitere nennenswerte Neuemissionen hielten Investoren gezielt Ausschau nach Schnäppchen mit einer ansehnlichen Rendite, bemerkt auch Klaus Stopp von der Baader Bank. Gefragt sei beispielsweise das im April emittierte Angebot von OTE PLC (WKN A1GPR8), deren Kreditwürdigkeit die Note Baa3 erhalte. Die Anleihe mit einem Kupon von 7,25 Prozent laufe über drei Jahre.

© 6. Mai 2011 / Iris Merker