
8. April 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Woche war zwar mit der Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank und dem Antrag Portugals auf finanzielle Unterstützung der Euro-Länder alles andere als ereignislos. Beides hatte der Markt aber erwartet. „Portugals Hilferuf war nur eine Frage der Zeit“, kommentiert etwa Gregor Daniel von Walter Ludwig. Arthur Brunner von ICF Kursmakler zufolge sei spätestens am Mittwoch klar gewesen, dass jeder Tag des Wartens den finanziellen Druck nur noch weiter erhöhe. „Zwar konnte sich das Land am Mittwochvormittag noch einen Milliarde Euro am Geldmarkt besorgen, musste dafür aber mit 5,11 Prozent für sechs Monate beziehungsweise 5,9 Prozent für zwölf Monate einen sehr hohen Zins zahlen, der auch weit über dem Zinssatz des Rettungsschirms liegt“, erläutert Brunner.
Euro-Bund setzt Talfahrt fort
So ging man am Markt schnell zum Tagesgeschäft über: „Größere Auswirkungen des gestern offiziell eingereichten Hilfegesuchs Portugals waren nicht auszumachen“, heißt es etwa von der HSH Nordbank. Ähnliches galt für die Zinsentscheidung: „Die Erhöhung des Leitzinses der Europäischen Zentralbank von 1 auf 1,25 Prozent war erwartet worden und löste gestern keinen zusätzlichen Renditeanstieg aus“, schildert die Commerzbank die Lage. Die Renditen seien sogar leicht zurückgegangen, da sich Notenbankchef Trichet mit Äußerungen über weitere Zinserhöhungen zurückgehalten habe. Auf die Woche gerechnet setzte der Euro-Bund-Future aber seine im September begonnen Abwärtsfahrt fort und sank auf aktuell 120,39 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen steigt im Vergleich zur Vorwoche von 3,386 auf 3,42 Prozent.
Reger Umsatz fand übrigens in der sogenannten Euroland-Anleihe der DZ Bank statt, wie Brunner erklärt (WKN DZ1G5T). „Bei der Anleihe handelt es sich um eine Multicredit-Anleihe auf sämtliche Eurostaaten. Pikanterweise läuft diese bis zum 22.03.2013, also sollte, wenn man den Aussagen der Politik glauben mag, bis dahin bei keinem Land der Eurozone ein Kreditereignis eintreten.“ Trotzdem liege die Rendite in diesem Papier im Moment bei 15,5 Prozent, was die momentane Marktmeinung gut widerspiegle.
Heidelberger Druck-Hochzinsanleihe mit vielen Fans

Petz
Die Stimmung am Primärmarkt für Unternehmensanleihen ist unterdessen ausgesprochen erfreulich. „Es gab wichtige Neuemissionen, die Leute kaufen wieder“, berichtet Rainer Petz von Close Brothers Seydler. Etwa hat Heidelberger Druck eine Anleihe mit Laufzeit bis 2018 (WKN A1KQ1E) begeben.„Obwohl der Druckmaschinenhersteller mit Caa1/B- sehr spekulativ benotet wird, fand der hohe Kupon von 9,25 Prozent großen Anklang bei den Investoren“, stellt Klaus Stoppvon der Baader Bank fest. Auch den Händlern von Walter Ludwig und Close Brothers Seydler zufolge ist die Neuemission gut angekommen – trotz einer Stückelung von 50.000 Euro.
Semper idem und Nordex gesucht
Ebenfalls sehr beliebt waren neue Papiere von Underberg (WKN A1H3YJ) und Nordex (WKN A1H3DX), wie Close Brothers Seydler erklärt. Die Anleihe des unter dem Namen semper idem GmbH firmierenden Spirituosen-, Wein- und Sekthauses läuft bis 2016 und hat einen Kupon von 7,125 Prozent. Die Mindestanlagesumme liegt bei 1.000 Euro. „Aktuell notiert die Anleihe bei 102,70 Prozent, das macht eine Rendite von 6,47 Prozent“, erklärt Rainer Petz. Die Neuemission des Windenergieunternehmens Nordex hat eine Laufzeit bis 2016 und einen Kupon von 6,375 Prozent. Sie wird derzeit zu 101 Prozent gehandelt.
Darüber hinaus notiert die Hellwig Wertpapierhandelsbank seit dieser Woche eine 3,125 Prozent-Anleihe der VW-Bank mit einer Stückelung von 1.000 Euro, die im April 2014 fällig ist (WKN A0S73H). „Gerade bei Privatanlegern ist diese sehr gut nachgefragt“, heißt es von Seiten eines Hellwig-Händlers, aktuell werde sie bei 99,71 zu 99,81 gehandelt.
Gute Nachfrage bei Lanxess und Abengoa

Daniel
Kauffreudig zeigten sich Anleger in dieser Woche auch bei einer 2009 emittierten und bis 2014 laufenden Lanxess-Anleihe (WKN A0T8NY) sowie einer Anleihe des unter anderem im Bereich Energieversorgung und Telekommunikation tätigen spanischen Mischkonzerns Abengoa (WKN A1AVGM), wie Gregor Daniel beobachtet hat. Laut Hellwig Wertpapierhandelsbank haben darüber hinaus bei guten Umsätzen die Preise für Hybridanleihen der Depfa Funding (WKN 916788, A0E5U8, A0LPRW) und der Eurohypo (WKN A0DZJZ, 542376) angezogen.
Aufregung herrschte laut Baader Bank bei Anlegern von Commerzbank-Bonds. „Nachdem das Institut die Rückzahlung von Staatshilfen angekündigt hatte, waren die Papiere stark gefragt“, erzählt Klaus Stopp. So habe sich die bis März 2021 laufende Anleihe (WKN CB83CF) mit einem Kupon von 7,75 Prozent von 104,20 auf 104,98 Prozent verteuert. Die noch bis 2019 laufende Anleihe (WKN CB83CE) mit einem Kupon von 6,375 Prozent sei von rund 95,5 auf 97,12 gestiegen.

Stopp
Zeichnungsphase für Golden Gate-Anleihe endet heute
Heute endet im Übrigen die Zeichnungsphase für die Anleihe der Golden Gate AG, der ersten Unternehmensanleihe im Entry Standard an der Börse Frankfurt. Das Papier des Immobilienentwicklers hat ein Volumen von bis zu 30 Millionen Euro, läuft bis 2014 und ist mit 6,5 Prozent verzinst. Die nominale Stückelung beträgt 1.000 Euro.Die Handelsaufnahme ist für den kommenden Montag geplant.
© 8. April 2011 / Anna-Maria Borse