Auslandsaktien: Auf der Suche nach Genuss

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26. März 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Heute schließt die weltgrößte Messe für Luxusprodukte ihre Tore. Rund 1.500 Aussteller aus 40 Nationen präsentierten auf der Schweizer Baselworld eine Woche lang tickende und glitzernde Prachtstücke. Die Ausstellung ist ein guter Gradmesser für die gesamte Branche. Manch ein Unternehmen macht dort über die Hälfte seiner Jahresumsätze. Ein erstes Fazit der Händler lässt auf ein stabiles Marktumfeld schließen.

Mit zwei Prozent ist der weltweit 223 Milliarden Euro schwere Luxusgütermarkt laut der jüngsten Bain & Company Studie „Luxury Goods Worldwide Market Observatory“ im vergangenen Jahr zwar langsamer als 2013 gewachsen. Vor dem Hintergrund teilweise stärkerer Wechselkursschwankungen, wirtschaftlicher Schwäche in Europa sowie zahlreicher geopolitischer Krisen könne sich das Plus dennoch sehen lassen.

Gleichbleibend gut

Dass die Branche für Investoren zumeist eine verlässliche Größe ist, spiegelt sich laut Jan Vrbsky von der Baader Bank in den Ausschüttungen an die Aktionäre wider. Traditionell beteiligten Konzerne wie LVMH (WKN 853292), Hermès (WKN 886670), Lindt (WKN 859568), Estée Lauder (WKN 897933) und Tiffany (WKN 872811) ihre Anteilseigner großzügig an ihren Gewinnen. Viele hätten über die vergangenen zehn Jahre nicht einmal ihre Dividenden gekürzt.

Umsätze in China rückläufig

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Vrbsky

Die USA sei mit 64,9 Milliarden Euro nach wie vor der weltgrößte Absatzmarkt für Luxusgüter, gefolgt von Japan mit 18 Milliarden Euro. Der Luxuskonsum in China habe sich mit einem Umsatzrückgang von 2 Prozent erstmals negativ entwickelt. „Das liegt unter anderem an den verschärften Korruptionsgesetzen“, erläutert Vrbsky. Peking habe teuren Geschenken an chinesische Amtsinhaber den Kampf angesagt. Um zwei Prozent gewachsen sei hingegen der Luxusgütermarkt in Europa. In Deutschland erreiche er mit einem Plus von 4 Prozent ein Volumen von 10,3 Milliarden Euro.

Teurer Franken bremst Swatch

Rekordumsätze gab es für den Schweizer Uhren- und Schmuckkonzern Swatch (WKN 865126) im abgelaufenen Geschäftsjahr. Mit seinen 20 Marken, darunter wohlklingende Namen wie Breguet, Omega, Longines und Tissot, habe der weltgrößte Uhrenkonzern 2014 so viel Geld eingenommen wie nie zuvor. „Die Gewinne fielen mit 1,8 Millionen Franken allerdings rund ein Viertel geringer aus als im Vorjahr“, weiß Walter Vorhauser von Oddo Seydler. Der Aktienkurs des Unternehmens hat seit Jahresbeginn von 364 auf 391 Euro zugelegt. An den Stand von knapp 445 Euro vor zwölf Monaten könne die Aktie nicht anknüpfen.

Das Asien-Geschäft, mit dem die Swatch Group rund 50 Prozent ihres Umsatzes erwirtschafte, laufe dank ein wachsenden Mittelschicht blendend. Allerdings bekomme auch Swatch Chinas Antikorruptions-Bemühungen zu spüren. Das drücke die Umsätze mit Hongkong, der Exportregion Nummer eins. Rund ein Drittel der Waren für China liefen über Hongkong. „Die hohen Lagerbestände könnten ein Indiz für ein anhaltend schwaches Geschäft in der Region sein.“

Burberry bleibt auf Erfolgsspur

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Vorhauser

Burberry macht seien Aktionären nach wie vor Freude. Seit Anfang Januar hat die Aktie an der Börse Frankfurt (WKN 691197) um über 17 Prozent zugelegt. In den vergangenen zwölf Monaten stieg der Kurs des britischen Kultlabels von 17,48 auf 24 Euro und damit 35 Prozent. Die stärkere Präsenz im Mittleren Osten, Europa und Afrika sowie im Online-Vertrieb macht sich laut Vorhauser bezahlt. Der Umsatz der Gruppe habe sich im dritten Quartal 2014 um 14 Prozent auf 778 Millionen Euro gesteigert. „Burberry hat zudem das erste eigenständige Geschäft in Japan eröffnet.“ Zu einer exklusiven Zubehör-Kollektion für den Laden in Osaka gehörten unter anderem Limited Edition Handtaschen wie die Mini Bee und The Petal für die japanischen Kundinnen.

Starker US-Dollar kommt Richemont entgegen

Nach dem Einbruch aufgrund der Entkoppelung des Franken vom Euro im Januar hat sich die Richemont-Aktie (WKN A1W5CV) zwischenzeitlich bis auf 85 Franken wieder stabilisiert. „Derzeit steht der Wert aufgrund der jüngsten Marktschwäche auf 78 Franken“, begründet Vrbsky. Der Schweizer Luxusgüterkonzern, der für Marken wie Cartier, Piaget und Montblanc steht, profitiere wie alle exportorientierten Schweizer Unternehmen vom starken US-Dollar.

LVMH auf Erholungskurs

Ein schwacher Euro nutze exportorientierten Unternehmen wie LVMH, bekannt für Marken wie Louis Vuitton, Tag Heuer, Givenchy oder Moët & Chandon. Denn Ausfuhren würden beispielsweise in US-Dollar gerechnet und für die Käufer günstiger. Das mache sich beim Aktienkurs bemerkbar. Der Anstieg von 130 auf 170 Euro seit Januar, das entspricht einem Plus von 30 Prozenz, könne sich sehen lassen. „2014 war die LVMH-Aktie recht volatil und hat sich insgesamt aber kaum verändert“, bemerkt Vrbsky.

von Iris Merker, Deutsche Börse AG
© 26. März 2015