Auslandsaktien: Die Wolken verdichten sich

15. Dezember 2011. FRANKFURT. Allgemeine Verunsicherung über den konjunkturellen Fahrplan rund um den Globus sorgen den Spezialisten im Handel mit internationalen Aktien zufolge für eine schlechte Grundstimmung an den Börsen. „Viele Großinvestoren haben verkauft“, meldet Walter Vorhauser. Seit dem Hoch Anfang vergangener Woche hat etwa der DAX über 7 Prozent eingebüßt. Deutliche Preisabschläge gab es zudem bei Rohstoffen.

„Der Enttäuschung über die jüngsten EU-Gipfelbeschlüsse Ende vergangener Woche folgte die Absage der US-Notenbank, die heimische Wirtschaft mit zusätzlichen Konjunkturspritzen zu versorgen“, begründet Walter Vorhauser die sinkende Anlegererwartung. Die Unruhe an den Märkten würde durch den anstehenden vierteljährlichen großen Verfallstag für Optionen und Futures am morgigen Freitag noch verstärkt. „Das Schließen der Positionen verteilt sich in der Regel über die ganze Handelswoche“, erklärt der Händler von der Close Brothers Seydler Bank.

Bergbauriesen im Sog der Rohstoffe

Von den sinkenden Konjunkturerwartungen in den Keller gezogen worden seien Rohstoffe, ganz vorn mit dabei Energie, Industrie- und Edelmetalle mit industriellem Nutzen. „Auch Gold wurde erneut stark verkauft und fiel bei zwischenzeitlich 1.563 auf ein Dreimonatstief“, bemerkt Roland Stadler von der Baader Bank. Zudem seien die Aktien von Rohstoffunternehmen unter Druck. Etwa verbilligte sich der anglo-australische Bergbau-Gigant Rio Tinto (WKN 852147) in der vergangenen Woche um mehr als10 Prozent von 39,80 auf 36 Euro. Die Preise für Eisenerz, Kupfer und Aluminium, den wichtigsten Einnahmequellen für Rio Tinto, seien seit August um fast ein Viertel gesunken. Federn gelassen habe auch der Schweizer Kupfer-Riese Xstrata (WKN 552834), dessen Aktie im gleichen Zeitraum von 12,50 Euro auf nun 11,10 nachgegeben hat. „Für die kommenden Monate erwartet der Bergbaukonzern aufgrund von Angebotsengpässen ein wieder anziehendes Geschäft im Kupferbereich“, meldet der Händler.

Intel – Ende der Lieferengpässe für Festplatten in Sicht


Vorhauser

Weniger Umsatz und Gewinn als erwartet mit verursacht durch einen Mangel an Festplatten werde es für Intel (WKN 855681) im vierten Quartal dieses Jahres geben. „Insbesondere die Überschwemmungen in Thailand machen dem US-Chipproduzent zu schaffen“, weiß Vorhauser. Die fehlenden Festplatten begrenzten die Zahl der herstellbaren PCs, weshalb weniger Prozessoren benötigt würden. Statt eines bisher erwarteten Umsatzes von 14,2 bis 15,2 Milliarden US-Dollar müsse sich Intel im laufenden Quartal mit Verkäufen zwischen 13,4 und 14 Milliarden US-Dollar zufrieden geben. Die Aktie hat daraufhin um rund 5 Prozent auf 23,50 US-Dollar nachgegeben. Bis Mitte kommenden Jahres soll sich die Lage nach Meinung von Intel deutlich entspannen.

General Electric peilt Analysemarkt für Massendaten an

Am lukrativen und rasant wachsenden Geschäft mit der Analyse großer Datenmengen möchte General Electric,, kurz GE, (WKN 851144) in Zukunft teilhaben. Für die Entwicklung entsprechender Analyseprogramme nehme der US-Mischkonzern jährlich Investitionen in Höhe von Hunderten Millionen US-Dollar in die Hand. „Mit der Offensive will General Electric Unternehmen wie SAP und IBM Konkurrenz machen“, berichtet Stadler. 2,5 Milliarden von den insgesamt 150 Milliarden US-Dollar Umsatz im Jahr 2010 entfielen bereits auf den Verkauf von Softwarelizenzen. Bis 2014 soll das Softwaregeschäft auf 5 Milliarden US-Dollar anschwellen. Entgegen der Anlegererwartung äußere sich GE optimistisch hinsichtlich der Aussichten für das Jahr 2012 und stelle ein Plus von 5 Prozent beim Umsatz. Zudem plane GE, seine Marge innerhalb von zwei Jahren um 15 Prozent zu steigern.

Inditex auf Wachstumskurs

Ein Plus von knapp 10 Prozent beim Umsatz und rund 10 Prozent beim Ertrag im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres für den spanischen Einzelhändler Inditex (WKN 756434) kommt bei Anlegern offenbar gut an. Vom jüngsten Kursrückgang während der Euro-Krise Anfang August hat sich die Inditex-Aktie erholt und notiert bei aktuell über 62 Euro. Die Marken Zara und Massimo und Dutti hätten den Spaniern auf Expansionskurs Umsätze von insgesamt 9,7 Milliarden Euro gebracht. „Zara macht davon Zweidrittel aus“, weiß Vorhauser. Hängen geblieben seien 1,3 Milliarden Euro. „Seit Februar hat das Unternehmen 358 neue Läden in 45 Ländern eröffnet“, bemerkt Vorhauser, davon 79 neue Filialen allein in China. In Australien, Taiwan, Südafrika und Aserbaidschan sei der Einzelhändler erstmalig mit eigenen Läden vertreten. Auch das Vorweihnachtsgeschäft laufe erfreulich. Allein für November und Dezember melde Inditex ein Wachstum von 11 Prozent.

Olympus – Ausschluss vom Aktienmarkt vorerst abgewendet


Stadler

Nach Vorlage korrigierter Bilanzen und überfälliger Halbjahreszahlen habe Olympus (WKN 856840) in letzter Minute einen drohenden Rauswurf von der Börse Tokio verhindert. „Das letzte Wort ist in dies bezüglich aber noch nicht gesprochen“, berichtet Stadler, da die revidierten Zahlen ein immenses Ausmaß des Schadens durch Bilanzfälschungen aufdeckten. „Über 13 Jahre ist eine Lücker von umgerechnet 826 US-Dollar entstanden“, bemerkt Stadler. Deshalb könne dem japanischen Kamerahersteller weiterhin ein Ausschluss vom Aktienmarkt drohen. Zudem gebe es Spekulationen über eine mögliche Fusion oder Übernahme als Ausweg aus der Liquiditätsklemme des Unternehmens. Für das erste Halbjahr rechne Olympus nun mit einem Nettoverlust von umgerechnet rund 318 Millionen Euro. Ursprünglich sei der Konzern von einen Gewinn ausgegangen. Die Aktie ist nach Bekanntwerden der korrigierten Ergebnisse um 20 Prozent auf 10,30 Euro eingebrochen.

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© 15. Dezember 2011 / Iris Merker

Ausländische Unternehmen im Überblick

Unternehmen Branche Land WKN
Rio Tinto PLC Rohstoffe GB + Northern Ireland 852147
Xstrata Plc. Mine bzw. Minengesellschaft GB + Northern Ireland 552834
Intel Corp. Halbleiterindustrie USA 855681
General Electric Co. Mischkonzerne USA 851144
Industria de Diseno Textil SA Textilindustrie Spanien 756434
OLYMPUS CORP. Elektroausstattung und Vertrieb Japan 856840