Auslandsaktien: Ende der Nasdaq-Rally?

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23. Juli 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die US-amerikanische Technologiebörse Nasdaq eilt von Rekordhoch zu Rekordhoch. Zwar sorgten am gestrigen Mittwoch Quartalszahlen von Apple und Microsoft für lange Gesichter, seit Jahresanfang liegt der Nasdaq 100 aber immer noch 8,3 Prozent im Plus, Börsenschwergewichte wie Apple, Google und Facebook sind um über 20 Prozent gestiegen.

PayPal mit erfolgreichem Börsengang

Schwung bekam die Rally Anfang der Woche noch durch das gelungene Börsendebüt des Bezahldienstes PayPal nach dessen Trennung vom Mutterkonzern Ebay. An der Börse Frankfurt (WKN A14R7U), wo die Aktie gleich am Montag gehandelt werden konnte, ist die Nachfrage hoch, wie Walter Vorhauser von Oddo Seydler berichtet. „Es wird erwartet, dass PayPal nun neue Partnerschaften eingeht, selbst für Google oder Alibaba könnte PayPal interessant sein“, erklärt der Händler. PayPal, aus einem Zusammenschluss der beiden Unternehmen Confinity und X.Com hervorgegangen, zu deren Gründern illustre Persönlichkeiten wie Peter Thiel und Elon Musk gehören, war 2002 von Ebay übernommen worden. „Die aktuelle Abspaltung erfolgte auf Drängen des Großinvestors Carl Icahn“, berichtet Vorhauser.

Viel heiße Luft?

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Vorhauser

Elon Musk ist auch der Mann, der hinter dem Elektroautobauer Tesla Motors steckt, ebenso hinter dem Solarstromkonzern SolarCity und dem Raumfahrtunternehmen SpaceX. An der Nasdaq ist die Tesla-Aktie zuletzt auf ein Jahreshoch geklettert, an der Börse Frankfurt (WKN A1CX3T), beflügelt durch den starken US-Dollar, sogar auf ein Rekordhoch. „Potenzial gibt es durch den Start des neuen Modells X, außerdem soll das Modell S nun noch variantenreicher angeboten werden“, berichtet Vorhauser.

Diese Woche hat die Aktie allerdings einen Dämpfer bekommen, am Dienstag stufte die UBS den Titel von „Neutral“ auf „Sell“ herunter und reihte sich damit ein in die wachsender Schar der Kritiker. „Tesla erwirtschaftet keine Gewinne“, bemerkt Vorhauser. Daher hielten viele die Bewertung für überzogen. „Die Wachstumsaussichten sind jedenfalls schon eingepreist.“

Apple immer noch nahe Rekordhoch

Ebenfalls einen Dämpfer gab es für Apple am gestrigen Mittwoch, wie Roland Stadler von der Baader Bank berichtet. Der Grund waren die Quartalszahlen. Apple konnte zwar Umsatz und Gewinn kräftig steigern, Analysten hatten aber mit noch besseren Absatzzahlen für das iPhone 6 gerechnet. Dennoch: Die Aktie notiert, sowohl in US-Dollar als auch in Euro (WKN 865985) nahe ihrem Rekordhoch, an der Börse Frankfurt konnten Anleger ihren Einsatz seit Sommer 2013 mehr als verdoppeln.

Ebay: Euro-Anleger profitieren

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Stadler

Ebay hat zuletzt von PayPal profitiert, 2013 und 2014 trat die Aktie an der Nasdaq allerdings eher auf der Stelle. An der Börse Frankfurt (WKN 916529) sind Aktionäre wegen des US-Dollar-Anstiegs aber durchaus gut gefahren, wie Stadler feststellt. Von 16 Euro Ende 2013 über 19 Euro Ende 2014 auf aktuell fast 26 Euro kletterte der Kurs. Auch im Fall von IBM kommt Aktionären an der Börse Frankfurt (WKN 851399) der starke US-Dollar zugute, nach enttäuschenden Quartalszahlen brach der Kurs zwar ein, seit Jahresanfang liegt die Aktie aber immer noch deutlich im Plus. Der US-Computerkonzern gab abermals sinkende Umsätze und Gewinne bekannt.

Kursvervierfachung bei Facebook

Ähnlich sieht es bei Microsoft aus, an der Börse Frankfurt (WKN 870747) treibt der US-Dollar den Kurs nach oben, obwohl es bei dem US-Software-Konzern schon länger nicht mehr rund läuft. Microsoft meldete am Dienstag sogar den bislang größten Quartalsverlust seiner Geschichte. Der Grund: die Übernahme des Mobiltelefongeschäfts von Nokia.

Dass sich der Kurs von Google in Frankfurt (WKN A0B7FY) auf Zweijahressicht fast verdoppelt hat, ist ebenfalls vor allem dem Greenback geschuldet. Den Rückenwind durch die Währung braucht Facebook unterdessen nicht, nach einem verhaltenden Börsenstart 2012 ging es für die Aktie auch an der Nasdaq nach oben, an der Börse Frankfurt (WKN A1JWVX) haben Anleger ihren Einsatz innerhalb von zwei Jahren mehr als vervierfacht.

Blase oder keine Blase?

Die Höhenflüge von Technologieaktien bescheren vielen Beobachtern ein Déjà-vu-Erlebnis, Erinnerungen an die Technologieblase im Jahr 2000 tauchen auf. Allerdings liegen die Kurs-Gewinn-Verhältnisse jetzt deutlich niedriger, wie Analysten betonen. So bekräftigte Morgan Stanley gestern auch die „Overweight“-Einstufung für Apple mit einem Kursziel von 155 US-Dollar (aktuell in US-Dollar: 125,22). Die Absatzerwartungen an das iPhone habe Apple im zweiten Quartal zwar verfehlt, das könne aber zu positiven Überraschungen im zweiten Halbjahr führen.

Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG,

© 23. Juli 2015