Auslandsaktien: Es muss nicht immer China sein

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7. Februar 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Während in Europa in dieser Woche das große Zittern wieder losging, herrscht anderenorts weiter beste Laune: „In den USA lässt man sich von Europa nicht beirren. Der Dow Jones ist am Dienstag auf ein neues Fünf-Jahres-Hoch geklettert“, berichtet Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler. Auslöser seien erfreuliche Konjunkturzahlen, etwa der gestiegene ISM-Index. Zudem stimmten die Quartalszahlen der Unternehmen. „Von den 300 Adressen im S&P 500, die schon berichtet haben, lagen 68 Prozent über den Erwartungen.“

Auch am japanischen Aktienmarkt sehe es gut aus. „Der Nikkei hat den höchsten Stand seit 2009 markiert. Mit der neuen Regierung tut sich einiges.“ In Europa schürten hingegen die anstehenden Wahlen in Italien Ängste um den Euro. „Grundsätzlich bleibt die Stimmung aber positiv“, meint Jan Vrbsky von der Baader Bank. Auch schlechtere Quartalszahlen, wie etwa von Alcatel-Lucent oder Credit Suisse, würden gut weggesteckt.

Alcatel-Kursplus trotz tiefroter Zahlen

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Vrbsky

Auf das Ergebnis des angeschlagenen Netzwerkkonzerns Alcatel-Lucent reagierten Anleger in der Tat eher gelassen: „Die Aktie ist am heutigen Donnerstag deutlich im Plus, dabei weist der Konzern für 2012 einen Verlust von 1,4 Milliarden Euro aus“, meldet Vrbsky. Der Vorstandsvorsitzende Ben Verwaayen wolle nun seinen Hut nehmen. „Dabei hat er gar keinen schlechten Job gemacht, die Restrukturierung geht schneller voran als geplant.“ Der Ausblick für 2013 sei positiv. „Investoren glauben offenbar an die Story.“ Der Aktienkurs (WKN 873102) hat sich in den vergangenen vier Monaten an der Börse Frankfurt fast verdoppelt, heute liegt er bei 1,37 Euro.

Sparpläne stützen Credit Suisse

Auch die Credit Suisse-Aktie (WKN 876800) zeigt sich trotz wenig überzeugender Zahlen fester. „Der Nettogewinn liegt mit knapp 400 Millionen Franken weit unter den erwarteten 645 Millionen“, kommentiert Vrbsky. Im Investment Banking sei weniger verdient worden, nun wolle die Schweizer Großbank ihre Kosten nochmals senken. „Große Versprechungen für 2013 gibt es nicht, der Start ins neue Jahr ist aber gut verlaufen.“ Die Aktie notiert inzwischen bei 22,37 Euro, Anfang der Woche waren es nur 21,10 Euro. Damit setzt der Dividendentitel seinen Aufwärtstrend fort: Im vergangenen Sommer lag der Preis noch bei 13 Euro.

Baidu: Gut, aber nicht gut genug

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Vorhauser

Davon können Aktionäre von Chinas größtem Suchmaschinenkonzern Baidu nur träumen. „Zwar sind die Zahlen für das vierte Quartals sehr gut ausgefallen, der Umsatz stieg auf umgerechnet 1 Milliarde US-Dollar, der Nettogewinn auf 449 Millionen US-Dollar“, erläutert Vorhauer. Zudem habe sich die Diversifikation in andere Bereiche, etwa Musik-Downloads und Cloud-Dienste, bewährt. Allerdings seien die Wachstumsraten von Baidu rückläufig. Die Aktie (WKN A0F5DE) brach am Dienstag um 10 Prozent ein. Heute geht der Dividendentitel an der Börse Frankfurt zu 72,30 Euro über den Tisch, im April 2012 kostete Baidu noch 114 Euro.

Swatch so teuer wie noch nie

Gegen den durchaus heftigen Kurseinbruch am Montag behaupten konnte sich unterdessen die Aktie der Schweizer Swatch Group (WKN 865126), wie Vorhauser beobachtet hat. „Swatch legte um 4 Prozent zu und erreichte ein Allzeithoch von 444 Euro.“ Der Umsatz des Uhren- und Luxusgüterkonzerns, auch bekannt durch Marken wie Breguet, Blancpain und Longines, sei im Gesamtjahr 2012 um 14 Prozent, das operative Ergebnis um 23 Prozent gestiegen. „Die Gewinnmarge verbesserte sich von 23,9 auf 25,4 Prozent.“ Am gestrigen Mittwoch gab der Kurs allerdings nach. „Swatch plant die Abkehr von der internationalen Rechnungslegung IFRS. Damit könnte die Aktie aus dem Schweizer Aktienindex SMI fallen.“ Aktuell kostet der Dividendentitel 426 Euro, im Oktober waren es nur 304 Euro.

Rekordhoch bei Walt Disney

Ebenfalls auf ein Rekordhoch kletterte die Walt Disney-Aktie (WKN 855686), wie Vorhauser außerdem erklärt. „Dabei waren die Zahlen für das erste Quartal 2012/2013 gar nicht so gut, der Überschuss ist geschrumpft.“ Das Filmgeschäft habe nicht mehr so viel abgeworfen. „Am profitabelsten ist das TV-Geschäft mit dem Sender ABC und den Disney-Familienprogrammen.“ Erfreulich sei, dass im zuletzt verlustträchtigen Bereich Videospiele wieder schwarze Zahlen geschrieben würden. Aktionäre glauben offenbar weiter an den Konzern: Die Aktie verteuerte sich um 2 Prozent, aktuell kostet sie 40,30 Euro. Damit hat sich der Kurs seit Oktober 2011 fast verdoppelt.

© 7. Februar 2013/Anna-Maria Borse