Auslandsaktien: Fast Food mit gesundem Anstrich

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3. September 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Das seit Jahrzehnten anhaltende rasante Wachstum von Fast Food-Restaurants geht in eine neue Runde. Begleitet vom wohlklingenden Namen Fast-Casual treffen Unternehmen wie Chipotle Mexican Grill (WKN A0ESP5) mit Frische und Abwechslung sowie mit Fleisch von Tieren aus artgerechter Haltung derzeit den Geschmack vieler Kunden und bedrängen damit große Ketten wie McDonald’s (WKN 856958). Die hohe Bewertung der Aktie des 1993 gegründeten Unternehmens sieht Morgan Stanley in dem Wachstumspotenzial begründet. Allein in den USA rechnet die Bank in den kommenden Jahren mit einem möglichen 4.000 Chipotle-Standorten, mehr als doppelt so viel wie heute. Auch für Panera Bread (WKN 882047) und Starbucks (WKN 884437) aus dem Fast-Casual-Segment gehe es mit großen Schritten voran.

Effizienzschub trägt Früchte

„Traditionelle Fast-Food-Ketten halten dagegen“, meint Walter Vorhauser von der Oddo Seydler. Etwa spiegele sich ein striktes Kostenmanagement bei Restaurant Brands International (WKN A12GMA) bereits in den jüngsten Zahlen wider. Der im vergangenen Jahr aus der Fusion des US-Unternehmen Burger King Worldwide und der kanadischen Kaffeekette Tim Hortons hervorgegangene Konzern verbuchte im zweiten Quartal ein Umsatzplus von 11,6 Prozent auf 4,4 Milliarden US-Dollar. Auch der Gewinn in Höhe von 278,2 Millionen US-Dollar könne sich sehen lassen. „Das liegt womöglich an dem Mehrheitseigner 3G Capital, der das Unternehmen Ende vergangenen Jahres an die Börse gebracht hat.“ Die Aktie ist im Dezember mit 28 Euro gestartet und notiert aktuell bei 33 Euro. „Den zwischenzeitlichen Spitzenwert von 40 Euro konnte der Wert angesichts der Turbolenzen an den Aktienmärkten nicht halten.“

Den Einbruch am hiesigen Fast Food-Markt begegne Burger King übrigens mit einem Lieferservice, der nach erfolgreicher Testphase nun ausgeweitet werde. „In den kommenden zwei Jahren soll der Dienst in über 200 Restaurants der rund 700 deutschen Filialen etabliert werden.“

McDonald's schmeckt nicht mehr jedem

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Vorhauser

Ohne Auswirkungen bleibt die erstarkende Konkurrenz indes nicht. Der Umsatz des Marktführers McDonald’s sinkt seit Jahren. Nun versuche eine neues Management gegen zu steuern. Weltweit sollen 700 Filialen schließen, in der Zentrale in Illinois würden Arbeitsplätze gestrichen. Selbst der Verkauf konzerneigener Immobilien stünden zur Diskussion. In Ländern wie Venezuela, Peru, Argentinien und Saudi Arabien gehe es hingegen mit dem Unternehmen steil bergauf. Allerdings stuft Euromonitor die Wachstumsaussichten in Schwellenländern generell als begrenzt ein. In Staaten mit sehr großem Kaufkraftgefälle müssten sich Betreiber auf lukrative Standorte in den Innenstädten und Einkaufszentren konzentrieren. Dort sei der Platz allerdings knapp und teuer. Die Aktie hat sich dennoch in den vergangenen zwölf Monaten von 70 auf 85 Euro verteuert.

Papa John's Qualität überzeugt

Wer vor einem Jahr auf Papa John’s International (WKN 896795) gesetzt hat, kann sich über die Verdopplung seines Einsatzes freuen. Die Aktie der drittgrößten Pizzakette in den USA stieg in dem Zeitraum von 29 auf 59 Euro. „Den Höchststand von 71 Euro von Mitte Juli konnte Papa John’s allerdings nicht halten“. bemerkt Vorhauser. „Die Zahlen für das zweite Quartal blieben hinter den Erwartungen zurück.“ Statt prognostizierten 4,9 Prozent stünde lediglich ein Plus von 1,7 Prozent zu Buche. Auch im heißen Kampf um die Teigfladen gehe es um Qualität und Frische der Zutaten. „Papa John’s-Gründer John Schnatter wirbt erfolgreich mit natürlichen Zutaten, frisch geschnittenem Gemüse und niemals eingefrorenem Teig.“

Satte Margen für Yum! Brands

Pizza liegt in den USA voll im Trend. Pro Jahr geben die Amerikaner etwa 37 Milliarden Dollar für das italienische Traditionsgericht aus. Laut US-Landwirtschaftsministerium ist die Pizza unter den bis 39-Jährigen am beliebtesten. Jeder Sechste in dieser Altersklasse esse einmal täglich Pizza. Marktführer weltweit und in den USA ist Pizza Hut, der ebenso wie Taco Bell und Kentucky Fried Chicken zum Fast Food-Giganten Yum! Brands (WKN 909190) gehört. „Der Umsatz von Yum! Brands ist im dritten Quartal um rekordverdächtige 4 Prozent auf 10,07 Milliarden US-Dollar gestiegen“, bemerkt Vorhauser. Gleichzeitig sei der Nettogewinn von 253 auf 343 Millionen US-Dollar um 35 Prozent nach oben geschnellt. „Die Gewinnspannen für Hühnchen- und Fertiggerichte können sich mit 11,4 und 10,9 Prozent sehen lassen.“ Die Aktie verteuerte sich seit Jahresbeginn von 60 auf 71 Euro.

Gewinnbringer Franchising

Ob Fast Food oder Fast Casual, für den weltweiten Siegeszug der schnellen Küche ist mit Franchising ein immer gleiches, einfaches Rezept verantwortlich. Mit dem Konzept gestatten Franchisegeber lokalen Unternehmern die Nutzung ihrer Marke gegen eine Lizenzgebühr. Diese treiben vor Ort mit eigenen Investitionen die Expansion voran und tragen damit gleichzeitig die größten finanziellen Risiken. Mehr als 80 Prozent aller Restaurants von McDonald’s weltweit gehören nicht dem Konzern selbst, sondern seinen Franchisenehmern. Ist ein Franchising erfolgreich, erzielen Lizenzgeber für ihre Aktionäre satte Renditen auf das eingesetztes Kapital.

von Iris Merker, Deutsche Börse AG
© 3. September 2015