Auslandsaktien: Gedämpfte Stimmung

5. Mai 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die überschäumende Laune der Börsianer hat einen Dämpfer erhalten. „Die Stimmung der US-Dienstleister gemessen am ISM-Einkaufsmanagerindex hat sich klar verschlechtert, außerdem deuten die jüngsten Zahlen aus China auf ein sich abschwächendes Wachstum hin“, führt Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler als Begründung an. Zudem seien die Erwartungen an die Unternehmenszahlen für die nächsten Quartale mittlerweile so hoch, dass sie nicht immer erfüllt werden könnten. „Die Stimmung ist gedämpft“, meint auch Jan Vrbsky von der Baader Bank. Der gestrige Tag sei bereits von starken Gewinnmitnahmen geprägt gewesen, heute setze sich der Trend fort. „Besonders leiden die Rohstoff- und die Finanzwerte.“

Schlechte Zahlen belasten Bankenwerte

Etwa sind die heute veröffentlichten Zahlen der Société Générale (WKN 873403) deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben, wie Vrbsky berichtet. Die durch die Finanzkrise heftig gebeutelte französische Großbank, die im vergangenen Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben konnte, startete mit einem Gewinnrückgang in das Jahr 2011. „Die Unruhen in Nordafrika, wo die Bank stark vertreten ist, führten zu Filialschließungen und Einnahmerückgängen“, erklärt Vrbsky. Daran habe auch das sehr gute Abschneiden im Investment Banking nichts ändern können. Die Aktie gibt heute rund 4 Prozent ab.

Vrbsky
Vrbsky

Noch mehr Federn lassen muss die britische Lloyds TSB Group (WKN 871784). „Die Aktie ist heute 9 Prozent im Minus“, meldet Vrbsky. Abschreibungen in Milliardenhöhe wegen mangelhafter Beratung beim Verkauf von Versicherungen belasteten das Geschäft der teilverstaatlichten Großbank im ersten Quartal und ließen den Gewinn einbrechen. „Auch der Ausblick hat wegen der schwierigen Lage in Irland enttäuscht“, ergänzt der Händler.

Time Warner fehlt der Blockbuster

Etwas unter die Räder kam auch der Aktienkurs des US-Medienkonzerns Time Warner (WKN A0RGAY) nach der Bekanntgabe der Quartalszahlen, wie Vorhauser berichtet. „Die Investoren waren verschnupft.“ Der Umsatz sei im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zwar um 6 Prozent gestiegen, der Gewinn allerdings um 10 Prozent zurückgegangen. „Das Fernsehgeschäft läuft weiter gut, auch im Printbereich wurde ein solider Gewinn erwirtschaftet, in der Filmsparte fehlten aber die Kassenschlager.“ Trotz der Ausbaupläne für den TV-Bereich – etwa soll die Übertragung von Spielfilmen auf Smart Phones weiter forciert werden – zeigten sich die Investoren überwiegend skeptisch. „In der Filmsparte ist weiterhin nichts Großes in der Pipeline“, erklärt Vorhauser. Der Aktienkurs gab gestern jedenfalls um 3,7 Prozent nach, heute notiert der Dividendentitel bei 24,10 Euro.

Hohe Energiepreise machen Holcim zu schaffen

Vorhauser
Vorhauser

Wenig begeistert waren die Investoren auch vom Quartalsbericht des Schweizer Zementherstellers Holcim (WKN 869898). Wie Vorhauser meldet, gab der Aktienkurs nach Bekanntgabe der Zahlen um 5 Prozent nach, aktuell liegt der Kurs bei 55,35 Euro. „Holcim leidet unter den hohen Energie- und Rohmaterialpreisen sowie der Baukonjunktur in Europa und den USA“, erklärt Vorhauser. Das Unternehmen verdiente im ersten Quartal 10 Millionen Schweizer Franken, Analysten hatten mit viel mehr gerechnet. Der Umsatz sank um knapp 2 Prozent. Da halfen auch die gute Nachfrage aus dem asiatischen Raum und ein Großprojekt in Indonesien nichts, wie Vorhauser bemerkt.

Mastercardmit Gewinnplus

Die am Dienstag veröffentlichten Mastercard-Zahlen (WKN A0F602) für die ersten drei Monate dieses Jahres kamen hingegen an der Börse ausgesprochen gut an. „Hier wirken sich die hohen Benzin- und Lebensmittelpreise aus“, erklärt Vorhauser. Das Umsatzplus von 15 Prozent und der Nettogewinnzuwachs um 23,6 Prozent überzeugten die Anleger, die Aktie des Kreditkartenanbieters kletterte, wie Vorhauser berichtet, in New York auf ein Zwei-Jahreshoch. An der Börse Frankfurt verteuerte sich der Dividendentitel am Dienstag um 3 Prozent auf 188,70 Euro, aktuell wird er zu 187,88 gehandelt.

© 5. Mai 2011 / Anna-Maria Borse