Auslandsaktien: Gemischtes Bild

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11. Oktober 2012. FRANKFURT. Den vierten Tag in Folge gingen die internationalen Börsen mit einem, wenn auch leichtem, Minus aus dem Handel. Die Korrektur ist für Jan Vrbsky Ausdruck der Unsicherheit über die Entwicklung der Weltwirtschaft. „Hinzu kommt die ein oder andere enttäuschende Bilanz zum Auftakt der US-Berichtssaison.“ Eindeutig sei das Bild aber nicht, es gebe auch positive Trends. Etwa überzeugten die Zahlen der US-Supermarktketten Walmart und Costco, die besser als erwartete „End of Holiday“-Geschäfte verkündet hätten. „Das signalisiert steigendes Verbrauchervertrauen“, deutet der Händler der Baader Bank.

Auf die Anlegerstimmung drückten auch die wieder stärker im Rampenlicht stehenden Schuldenprobleme Spaniens und Griechenlands, wie Michael Arras von der Close Brothers Seydler Bank ergänzt. „Nach Moody’s hat auch die Ratingagentur Standard & Poor’s die Kreditwürdigkeit des Landes auf BBB-Minus, und damit eine Stufe über Ramschniveau, mit negativem Ausblick zurückgestuft.“

Alcoa schwächelt

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Vrbsky

Mit einem Verlust von 13 Cent pro Aktie und einem verhaltenen Ausblick für die Zukunft habe Alcoa (WKN 850206) die US-Berichtssaison für dieses Quartal eröffnet. „Niedrige Aluminiumpreise und eine schwache Nachfrage drücken auf die Margen“, meint Jan Vrbsky. Statt der bisher prognostizierten 7 Prozent soll die globale Aluminiumnachfrage im Gesamtjahr nun lediglich um 6 Prozent wachsen. Den Grund sieht Vrbsky in der schwächelnden chinesischen Konjunktur. Die chinesischen Produzenten verbrauchten rund 45 Prozent des weltweiten Aluminiums. „Wenn die dortige Wirtschaft nicht läuft, leiden Alcoa und andere Aluminiumproduzenten.“ Der weltweit größte Aluminiumproduzent habe zudem eine unvorteilhafte Kostenstruktur. Die Alcoa-Aktie nach Bekanntgabe der Zahlen um 4,5 Prozent auf aktuell 8,70 US-Dollar nach.

FedEx schwenkt um

Die Abkühlung der Konjunktur bekommt auch FedEx (WKN 912029) zu spüren. Immer mehr Unternehmen gäben sich aus Kostengründen mit dem langsameren Tempo von Transporten auf der Straße und per Schiff zufrieden. „Darunter leidet der relativ teure Expressdienst per Flugzeug“, berichtet Vrbsky. Nun habe der US-Paketdienst ein umfangreiches Kostensenkungsprogramm angekündigt. Das Flugangebot werde gekürzt und fast 5.000 ältere Maschinen ausgemustert. „Innerhalb von drei Jahren soll mit diesen Maßnahmen der Gewinn um 1,7 Milliarden US-Dollar steigen.“ Die FedEx-Aktie reagierte auf diese Meldung mit einem Kurssprung um 5,5 Prozent auf 90 US-Dollar.

Yum! Brands-Menüs schmecken

Bei Schnellrestaurants klingeln hingegen die Kassen. Yum! Brands (WKN 909190) überzeuge die Aktionäre mit einer Steigerung des Gewinns von 0,80 Cent auf 1 US-Dollar pro Aktie für das dritte Quartal. Weltweit über 38.000 Schnellrestaurants der Marke Pizza Hut, Kentucky Fried Chicken und Taco Bell in 120 Ländern hätten gemeinsam eine Umsatzsteigerung auf von 3,27 auf 3,57 Milliarden US-Dollar erreicht. „Durch gutes Kostenmanagement war die Gewinnsteigerung um Einiges höher“, berichtet Vrbsky. Während der US-Markt weitestgehend gesättigt sei, wachse das Geschäft in den Schwellenländern besonders stark. Potenzial erkenne YUM! Brands insbesondere in Indien, wo es mit lediglich knapp 500 Schnellrestaurants Paltz für Steigerungen. „In China sitzt das Unternehmen mit rund 5.000 Filialen und Franchise-Nehmern bereits fest im Sattel.“    

Baidu nicht mehr allein

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Die führende Suchmaschine im chinesischen Markt kämpft mit zunehmendem Wettbewerb und sinkenden Werbeeinnahmen, wie Arras beobachtet. Die geringeren Einnahmen bei der mobilen Internetsuche machten Baidu (WKN A0F5DE) zudem zu schaffen. Mittlerweile liefen rund 30 Prozent der Suchanfragen über mobile Geräte, das Unternehmen generiere aber nur 2 bis 3 Prozent der Erlöse in diesem Bereich. „Innerhalb des kommenden Jahres soll die Quote der Mobilnutzer bereits auf 50 Prozent anwachsen.“ Nachdem sich die Baidu-Aktie nach dem Rückzug von Google aus dem chinesischen Markt im Jahr 2010 innerhalb nur eines Jahres fast verdreifacht hatte, bescheinigt Arras Baidu nun weiteres Abwärtspotenzial von derzeit 108 US-Dollar bis auf 100 US-Dollar.

Boeing: Nutznießer der gescheitern Megafusion

Trotz voller Auftragsbücher geht Arras bei der Aktie des Flugzeugriesen Boeing (WKN 850471) von einem Rückschlagpotenzial bis 60 US-Dollar von derzeit 70 US-Dollar aus. „Durch die schwächelnde Weltwirtschaft kann es zukünftig zu Stornierungen von bereits bestellten Maschinen kommen“, meint der Händler. Von dem Scheitern der geplanten Megafusion zwischen den beiden europäischen Branchenriesen der Rüstungsindustrie EADS (WKN 938914) und BA Systems (WKN 866131) profitiere der US-Rüstungskonzern zunächst aber.

Hewlett-Packard vertagt Genesung

Trotz weitreichender Sparmaßnahmen kommt Hewlett Packard (WKN 851301) nach Berichten von Arras nicht so recht vom Fleck. „Der weltgrößte Computerhersteller stellt das Unternehmen auf eine Verlängerung der Durststrecke ein.“ Erst zum Jahr 2016 plane der Konzern wieder so schnell zu wachsen wie die US-Wirtschaft. Reparaturen und Wiederaufbau stünden in den kommenden zwei Jahren im Vordergrund. „In diesem Zuge sollen rund 29.000 Stellen gestrichen werden.“ Hewlett Packard leide unter dem Erfolg von Smartphones und Table-Computer. „In beiden Segmenten ist HP kaum vertreten.“ Nach Notebooks und Desktop-PCs sinkt die Nachfrage derzeit. Die Aktie des Unternehmens hat seit Mitte August rund 35 Prozent eingebüßt, aktuell steht sie bei 13,50 US-Dollar.

 © 11. Oktober 2012 / Iris Merker