Auslandsaktien: Großkonzerne zum Wohlfühlen

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18. September 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Geldanlagen unter Einbeziehung nachhaltiger Aspekte gewinnen seit Jahren an Bedeutung. Allein in Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden laut „Forum nachhaltige Geldanlagen“ im vergangenen Jahr Mittel in Höhe von rund 135 Milliarden Euro gezielt in Unternehmen investiert, deren Verhalten Anleger im Einklang mit ihren eigenen Wertvorstellungen sehen.

Dabei geht es bei der Auswahl der Aktien meist um die Beachtung von Umweltstandards, sozialen Gesichtspunkten und Fragen der Unternehmens- und Mitarbeiterführung. „Die Ansätze sind noch jung und erst in den letzten 15 Jahren stärker in den Fokus gerückt“, bemerkt Jan Vrbsky von der Baader Bank. „Der Anstoß beispielsweise zu mehr Umweltschutz und weniger Korruption ist zunächst von der Politik in die Unternehmen getragen worden.“ Über Indizes seien die Kriterien in der Investitionswelt angekommen. „Damit ist für Anleger die Auswahl einfacher geworden.“

Die unterschiedlichen kulturellen, historischen, rechtlichen und natürlichen Rahmenbedingungen in den verschiedenen Regionen der Welt erschwerten allerdings eine einheitliche Herangehensweise an die Verhaltenskriterien. Dies sei auch ein Grund dafür, dass die Anzahl der Konzepte im Markt stetig steigt.

Wettbewerbsvorteil möglich

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Vrbsky

Für ein Unternehmen ist die Umstellung erst einmal mit Investitionen verbunden, wie Vrbsky erklärt. „Dennoch muss nachhaltiges Verhalten keinen finanziellen Nachteil bedeuten.“ Über die Aufnahme in entsprechende Indizes würden oftmals Geschäftspartner, Kunden und Investoren auf das Unternehmen und seine Nachhaltigkeitspolitik erst aufmerksam. „Daraus können durchaus Vorteile etwa bei Ausschreibungen oder Verhandlungen zu Preiserhöhungen entstehen.“ Eine generelle Aussage zur Wettbewerbsfähigkeit einer der Nachhaltigkeit verpflichteten Firma sei allerdings nicht angebracht. 

Energias de Portugal steigt, Alcatel Lucent fällt

Im global aufgestellten Dow Jones Sustainability Index“ (DJSI) gehört mit EDP Energias de Portugal (WKN 906980) ein sehr erfolgreiches Unternehmen zu den Klassenbesten in seiner Branche. Seit Jahresbeginn konnte die Aktie um 34 Prozent auf 3,45 Euro zulegen. „Mit der Dividendenrendite von 5,3 Prozent liegt der portugiesische Versorger im Vergleich zu Iberdrola (WKN A0M46B) oder Endesa (WKN 871028) ganz vorn.“ Das Unternehmen ist eines der größten im portugiesischen Leitindex mit einem guten Handelsvolumen.

Weniger gut entwickelte sich aber Alcatel Lucent (WKN 884199) als Klassenbester in der Rubrik Technology Hardware & Equipment. Die Aktie sackte seit Januar von 3,20 auf knapp 2,60 Euro.

Roche mit Überfliegerqualitäten

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Vorhauser

Pharmahersteller Roche (WKN 851311) führt in der DJSI- Kategorie „Pharma, Biotechnologie & Biowissenschaften“ die Gruppe an. „Hier stimmen auch die Zahlen, die Aktie steht so hoch wie noch nie“, meint Walter Vorhauser von der Close Brothers Seydler Bank. Seit August hat der Kurs um 10 Prozent auf derzeit 25 Euro zugelegt.

Der Schweizer Konzern habe im vergangenen Monat die Übernahme des US-Biotechnologieunternehmens Intermune zum Preis von 8,3 Milliarden US-Dollar (6,3 Milliarden Euro) bekannt gegeben. Dessen Aktie (WKN 936428) hat sich seit Jahresbeginn von 10,70 Euro auf knapp 60 Euro mehr als verfünffacht.

Abbott mit neuem Rekord

Zu den Klassenbesten in Sachen Nachhaltigkeit im DJSI gehören unter anderem Großkonzerne wie LG Electronics (WKN 576798), Kao Corporation (WKN 857031) und Sodexo (WKN 870935) aus dem Konsumgüterbereich, die Swiss Re (WKN A1H81M) aus der Finanzbranche und Abbott Laboratories (WKN 850103) aus dem Gesundheitssektor. „Das Traditionsunternehmen Abbott zahlt seit 1924 durchgehend eine Dividende“, bemerkt Vorhauser. So ein Unternehmen müsse man mit der Lupe suchen. Die Aktie ist seit Mai um 30 Prozent auf einen Rekord von 33,50 Euro nach oben geklettert.

von Iris Merker, Deutsche Börse AG
© 18. September 2014