Auslandsaktien: Grundtendenz weiterhin positiv

14. April 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Ruhig und abwartend geht es an den Aktienmärkten derzeit zu. „Es ist erst einmal alles mögliche passiert und jetzt beobachten die Anleger, was der Markt daraus macht“, so beschreibt ein Skontroführer der Baader Bank die derzeitige Phase im Handel. In den USA habe das am Mittwoch vorgestellte Beige Book optimistischere Aussichten für alle Regionen im Land preisgegeben. Ob beim Konsum, der Geschäftstätigkeit oder der Schaffung von Arbeitsstellen, der Konjunkturbericht der US-Zentralbank sieht die wirtschaftliche Erholung in allen Bereichen angekommen. „Selbst beim Sorgenkind Job-Motor gibt es ein Aufatmen“, berichtet Walter Vorhauser der Close Brothers Seydler Bank. Die Arbeitslosenquote sei mit derzeit 8,8 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit zwei Jahren. „Bei den angezogenen Energiekosten drückt der Schuh aber weiterhin“, weiß der Händler. Darin sehe der US-Zentralbankchef Bernanke die Gefahr eines möglichen Dämpfers für die derzeit gute Stimmung in der Industrie. Zudem könne man die Auswirkungen der japanischen Krise auf die Hersteller von Elektronikprodukten und Autos zwar noch nicht abschätzen. „Dass viele Elektronikteile aus Japan etwa in Produkten von Apple verbaut werden steht aber außer Frage“, erklärt Vorhauser. Bereits ins Stocken geraten durch fehlende Bauteile sei die iPad-Produktion. Dies liefere eine mögliche Erklärung für das leichte Nachgeben der Aktie von Apple und anderen Technologieunternehmen.

Traditionsgemäß hat Alcoa (WKN 850206) die US-Berichtssaison für dieses Quartal eröffnet. „Leichte Enttäuschung brachten der Umsatz, wobei der Gewinn etwas besser ausfiel als erwartet“, meldet Roland Stadler. „Die Belastungsfaktoren US-Dollar, hohe Materialkosten und hohe Energiepreise könnten auch bei anderen Unternehmen zum Thema dieser Saison werden.“

JP Morgan Chase übertrifft Erwartungen

Stadler
Stadler

Mit guten Zahlen in das Jahr gestartet, den Erholungskurs fortgesetzt und die Analystenerwartungen übertroffen habe J.P. Morgan Chase (WKN 850628) im ersten Quartal 2011. „Einen Gewinn von 1,28 US-Dollar statt der angepeilten 1,16 US-Dollar pro Aktien verdiente das zweitgrößte Bankhaus in Nordamerika“, berichtet Stadler. Im Quartal zuvor seien noch 74 US-Cent ausgewiesen worden. Der Nettogewinn habe um 64 Prozent auf 5,6 Milliarden US-Dollar zugelegt. Die Umsätze im Investment- und Kreditkartengeschäft seien stark bis solide ausgefallen. Auch die Rückstellungen für die Immobilienkredite mit nun 1,17 Milliarden US-Dollar seien deutlich geschmolzen. „Im Jahr 2010 standen dort noch rund 7 Milliarden US-Dollar“, rückt Stadler die aktuelle Zahl ins rechte Licht.

Die Börsianer belohnen die Ergebnisse mit einem Kurszuschlag von knapp einem US-Dollar. Die Aktie steht am Donnerstag bei 47,40 Dollar. Bei den Zahlen von J.P. Morgan werde generell immer etwas genauer hingesehen, denn die Bank berichte als erste und gelte als eine Art Gradmesser für die Ergebnisse der folgenden Geldhäuser.

Cisco – Den Zug verpasst

Vor größeren Herausforderungen steht Cisco Systems (WKN 878841). Der US-amerikanische Technologiekonzern habe sich im Zuge wiederholt schwacher Ergebnisse über die dringende Notwendigkeit von grundlegenden strukturellen Veränderungen im Unternehmen geäußert. Ohne akute Not sei der Vorstandsvorsitzende in dieser Woche an die Aktionäre und Mitarbeiter herangetreten, um gezielte Schritte zur Einleitung eines Umbauprozesses im Unternehmen zu begründen. „Cisco hat ganz einfach den technologischen Zug vieler Produkte verpasst und muss nun die Weichen für die Zukunft neu stellen“, glaubt Walter Vorhauser. „Konkret ist Chambers zwar nicht geworden, aber angedeutet hat er beispielsweise die Veräußerung des Netzwerk-Videogeschäfts.“ Die Sparte sei zwar erst im Jahr 2009 für 590 Millionen US-Dollar ins Boot geholt worden. Zu der Absicht, sich in Zukunft auf das Kerngeschäft zu konzentrieren, passe sie aber nicht mehr. Das Unternehmen wolle sich zum Beispiel mehr um Themen wie Cloud Computing und virtuelle Welten kümmern. Den Börsianern bereitet das Unternehmen keine große Freude. Der Aktienkurs liegt mit unter 12 Euro so niedrig wie nach Ausbruch der Krise und nicht weit vom Allzeittief entfernt.

Intel und Tencent forschen gemeinsam

Vorhauser
Vorhauser

Um verpasste Chancen geht es derzeit auch bei den Lenkern von Intel (WKN 855681). Anders als Cisco habe der US-Chiphersteller die rasante Entwicklung von Tablet-PCs erst einmal verschlafen. Intel wolle dies nun nachholen und entwickle spezielle Prozessoren für den Wachstumsmarkt der flachen portablen Geräte. In diesem Zusammenhang stehe die neue Intel-Plattform Oak Trail. Noch im ersten Halbjahr 2011 sollen zwei verschiedene Chips daraus hervorgehen, die unter anderem mobile Geräte mit stolzen 1,5 Gigahertz versorgen würden und somit anspruchsvolle Multimedia-Anwendung stützten.

Auch werde der US-Riese zusammen mit der Tencent Holdings (WKN A0YAJU) in China eine neue Forschungsinitiative für die Entwicklung von Tablet-PCs einrichten. „Intel soll vorrangig die Entwicklung von Hardware und Betriebssystemen vorantreiben“, weiß Walter Vorhauser. Um Dienste, Nutzererlebnis und Produkte für gemeinsame Projekte kümmere sich der chinesische Internetanbieter. „Bei der Entwicklung der Aktie geht es Intel ähnlich wie Cisco“, beobachtet der Händler. Mit derzeit 13,59 Euro rückt das Unternehmen immer näher an das Tief von rund 10 Euro nach Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008.

Schneider soll Mega-Deal planen

Der Elektrokonzern Schneider (WKN 860180) hegt Pressemeldungen zufolge Übernahmegelüste. Angetan habe es dem Unternehmen der Konkurrent Tyco International (WKN A0RGLT). Erwartet wird eine Transaktion der Superlativen in Höhe von 30 Milliarden US-Dollar. „Das sind zwar reine Spekulationen, dennoch hat es dem Aktienkurs deutlich auf die Sprünge geholfen“, weiß Stadler. Anteile des in der Schweiz sitzenden Mischkonzerns legten um rund 13 Prozent auf 53 US-Dollar zu. Eine Übernahme könnte den größten Hersteller von Sicherheitssystemen hervorbringen.

© 14. April 2011 / Iris Merker