Auslandsaktien: Hohe Volatilität, niedrige Umsätze

8. September 2011. FRANKFURT. Lieber vorsichtig bleiben: Die
Anleger glauben noch nicht so recht, dass sich die Erholung an den Märkten
fortsetzen wird. Gestern hatten die Börsen mit deutlichen Gewinnen geschlossen,
auch heute setzt sich die freundliche Tendenz fort. „Die Entscheidung des
Bundesverfassungsgerichts in Sachen Euro-Rettungsschirm hat sich auch außerhalb
Deutschlands positiv ausgewirkt“, erklärt Walter Vorhauser von Close Brothers
Seydler. Gut angekommen an den Aktienmärkten sei zudem die Entscheidung der
Schweizer Nationalbank, den Franken an den Euro zu koppeln. „Außerdem wurde
gemeldet, dass Obama die hohe Arbeitslosigkeit mit einem Jobprogramm angehen
will.“ Last but not least sei der jüngste US-Konjunkturbericht, das Beige Book,
„relativ moderat“ ausgefallen. „Der Dow Jones hat gestern mit über 250 Punkten
im Plus geschlossen.“ Nichts desto trotz beherrscht weiter Nervosität die
Märkte: „Die Volatilität ist hoch, die Umsätze sind aber mau“, fasst Vorhauser
die Lage im Handel mit Auslandsaktien zusammen. „Mittel- und langfristig
orientierte Anleger halten sich weiter zurück, nur die Day Trader sind da.“ Auch
laut Jan Vrbsky von der Baader Bank sind die Umsätze derzeit niedrig. „Viele
Investoren schreckt die hohe Unsicherheit ab, sie warten auf bessere
Bedingungen.“

CNOOC-Verluste nach Umweltkatastrophe


Vorhauser

Zu den größten Verlierern in dieser Woche gehörte Vorhauser zufolge
der chinesische Mineralölkonzern China National Offshore Oil Corporation CNOOC
(WKN A0B846). „Der Kurs gab zum Wochenanfang um 15 Prozent nach“, berichtet der
Händler, aktuell wird die Aktie zu 1,28 Euro gehandelt. Nach Unfällen im Juni
musste die Produktion im Ölfeld Penglai nun komplett eingestellt werden. Das
Unternehmen betreibt die betroffene Ölbohrplattform gemeinsam mit dem US-Konzern
ConocoPhillips. „Der tägliche Förderverlust beläuft sich auf 22.000 Barrel“,
erklärt Vorhauser. Das ist ein weiterer Schlag ins Kontor für die Chinesen: Die
Halbjahreszahlen von CNOOC, die vor kurzem bekannt gegeben wurden, hatten
nämlich auch schon nicht überzeugt. „Das Produktionsziel wurde um 6,8 Prozent
revidiert. Jetzt muss mit weiteren Einbußen gerechnet werden.“

Anleger von Verifone überzeugt

Sehr gut angenommen wurden hingegen die Quartalszahlen von Verifone
(WKN A0EADN), einem der weltweit größten Anbieter sicherer elektronischer
Zahlungssysteme, wie Vorhauser weiter meldet. „Verifone konnte im dritten
Quartal das fünfte Mal in Folge ein Umsatzplus von über 20 Prozent erzielen“,
berichtet der Händler. Die stärksten Zuwächse habe das Unternehmen in Südafrika
verzeichnet, dort und auf dem afrikanischen Kontinent generell sehe man große
Chancen. Weiteres Potenzial könne sich darüber hinaus durch die jüngste
Übernahme des Rivalen Hypercom ergeben. Durch die Akquisition will Verifone
seine Marktposition in Europa und Nordamerika weiter ausbauen. „Mit dem Zukauf
wird der Direktvertrieb eigener Produkte in Europa möglich“, erläutert
Vorhauser. Die Aktie legte nach Bekanntgabe der Zahlen jedenfalls deutlich zu,
aktuell wird sie zu 25,90 Euro gehandelt.

Yara profitiert von Übernahmegerüchten


Vrbsky

Gestern verdichteten sich zudem Gerüchte in Sachen Übernahme der
BASF-Düngemittelsparte durch den norwegischen Düngemittelkonzern Yara
International, wie Vrbsky weiß. Eine Bestätigung von Unternehmensseite habe es
allerdings noch nicht gegeben. Die Yara-Aktie (WKN A0BL7F) legte in einem sehr
freundlichen Marktumfeld um 1 Prozent zu. „Das ist vergleichsweise viel,
normalerweise verlieren Unternehmen vor einer Übernahme an Wert“, erläutert der
Händler. „Die Märkte sehen das BASF-Geschäft offenbar als gute Ergänzung. Yara
käme mit dem Kauf näher an K+S heran.“ Die Gespräche über die Veräußerung der
Düngemittelsparte laufen schon länger, zuletzt waren nur noch Yara und die
ägyptische Orascom-Gruppe als mögliche Käufer im Rennen.

Rosige Aussichten für Nvidia

Mit Kursgewinnen von 10 Prozent reagierte der Markt auf den äußerst
positiven Ausblick von Nvidia (WKN 918422), wie Vrbsky außerdem meldet. Das
US-Unternehmen, das Grafikprozessoren und Chipsätze für PCs und Spielkonsolen
herstellt, hob in diese Woche seine Prognosen an. Für das Geschäftsjahr 2013
wurde ein Umsatz von 4,7 bis 5,0 Milliarden US-Dollar in Aussicht gestellt, was
deutlich über den Konsensschätzungen lag. „Das ist vor dem Hintergrund der
Konjunktureintrübung überraschend“, kommentiert Vrbsky. „Die Investoren
vertrauen offenbar dem Unternehmen“, meint der Händler mit Blick auf den
Kursanstieg. In Frankfurt wird die Aktie aktuell zu 10,16 Euro gehandelt.

Hoffnung auf neues Management

Den Abgang der Yahoo-Chefin Carol Bartz begrüßten die Börsianer
ebenfalls, die Aktie (WKN 900103) legte Vrbsky zufolge nach der Bekanntgabe um 5
Prozent zu. „Bartz hat es in den zwei Jahren an der Spitze nicht geschafft, die
Marktanteilsverluste an Google einzudämmen“, erklärt der Spezialist. Außerdem
habe es Ärger mit dem chinesischen Partner gegeben. Bejubelt wurde auch der
Austausch des Managements bei der Bank of America (WKN 858388). „Die
Führungsriege für das Privatkundengeschäft und die Vermögensverwaltung wird
ausgetauscht.“ Die Aktie legte um 7 Prozent zu. Für Anleger ist das aber nur ein
Tropfen auf dem heißen Stein: „Der Dividendentitel hat seit Jahresanfang rund 50
Prozent an Wert verloren.“

© 8. September 2011 / Anna-Maria Borse

Ausländische Unternehmen im Überblick

Unternehmen Branche Land WKN
CNOOC LTD SUBDIV. Öl und Gas China A0B846
VERIFONE SYS.INC. Elektrotechnologie USA A0EADN
YARA INTERNATIONAL Spezialchemie Norwegen A0BL7F
NVIDIA Corp. Spezialsoftware USA 918422
Yahoo! Inc. Internetservice USA 900103
Bank of America Corp. Banken USA 858388