Auslandsaktien: Im Hintertreffen

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22. August 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Während der DAX seit Mitte Juli auf der Stelle tritt, sieht es jenseits des Atlantiks düsterer aus. So hat der Dow Jones seit Anfang August fast 5 Prozent verloren. „Die nun so gut wie beendete Berichtssaison reflektiert die Schwächephase, in der sich die Weltkonjunktur im ersten Halbjahr befunden hat“, bemerkt Berndt Fernow von der Landesbank Baden-Württemberg. „Die US-Industrie hat, auf Basis des S&P 500 ohne Finanzsektor, ihre Gewinne im zweiten Quartal gerade einmal um 1,3 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode steigern können.“ Verständlicherweise hielten sich die Unternehmen auch in ihren Ausblicken bedeckt. „Vor allem optimistische Zukunftsäußerungen blieben Mangelware.“

Nach Einschätzung von Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler ist die aktuelle Schwäche am US-Markt allerdings vor allem Folge der Sorgen um steigende Zinsen. „Die geldpolitische Stimmung ist gedrückt.“ Am Markt werde zunehmend davon ausgegangen, dass die US-Notenbank ihre Anleihekäufe bald zurückfährt. „Das belastet insbesondere Rohstoff-, Finanz- und Versorgerwerte.“

Goldman auf Tauchkurs

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Vorhauser

Stark betroffen ist etwa Goldman Sachs (WKN 920332). „Die Aktie kostete Anfang des Monats an der Börse Frankfurt noch 127,60 Euro, heute wird sie zu 116 Euro gehandelt“, berichtet Vorhauser. Die Bank habe allerdings auch noch andere Probleme: „Durch einen Computerfehler hat Goldman den Markt am Dienstag dieser Woche versehentlich mit Optionsgeschäften geflutet. Der Bank könnte daraus ein Schaden von über 100 Millionen US-Dollar entstehen.“ Nach Einschätzung von Vorhauser dürfte die Aktie weiter unter Druck bleiben. Bislang fällt die Jahresbilanz der Goldman-Aktie an der Börse Frankfurt noch positiv aus: Seit Jahresanfang ist der Dividendentitel immer noch mit 18 Prozent im Plus.

Kursrücksetzer bei Xcel Energy

Ebenfalls unter die Räder gekommen ist in diesem Monat die Aktie von Xcel Energy, einem US-Stromversorger mit Firmensitz in Minneapolis, Minnesota. „Das im S&P 500 gelistete Unternehmen hat 3,3 Millionen Strom- und 1,8 Millionen Gaskunden, außerdem ist Xcel einer der größten Windenergiebetreiber“, erklärt Vorhauser. Die Aktie (WKN 855009) habe im August um 10 Prozent nachgegeben. „Grund ist auch ein Streit über die Anhebung der Preise.“ Xcel habe beim Bundesstaat Minnesota eine Preisanpassung um 8 Prozent beantragt, was zu großen Protesten innerhalb der Bevölkerung geführt habe. „Nun wollen einige Bürger von Minneapolis einen eigenen Versorger aufbauen.“ An der Börse Frankfurt wird die Aktie aktuell zu 20,36 Euro und damit auf dem Niveau vom Jahresanfang gehandelt. Anfang August waren es noch 22,74 Euro, im April sogar über 24 Euro.

Nicht nur Verlierer

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Stadler

Doch es gibt nicht nur Verlierer. Ziemlich gut entwickelt haben sich etwa die Aktien von Nvidia, CSC und Lockheed Martin, wie Roland Stadler von der Baader Bank feststellt. Für Nvidia, Anbieter von Grafikprozessoren und Chipsätzen für PCs, ging es auch zuletzt nach oben, seit Jahresanfang kann die Aktie an der Börse Frankfurt (WKN 918422) mit einem Plus von 17 Prozent punkten. „Die Quartalszahlen sind besser ausgefallen als erwartet. Besonders gut verkauft sich der Grafikkartentreiber Geforce“, erklärt der Händler.

CSC: Kursplus von einem Drittel

Freuen können sich auch Aktionäre von CSC, kurz für Computer Science Corp. Die Aktie des Computerdienstleisters (WKN 855862) hatte an der Börse Frankfurt von Januar bis zum 8. August um ein Drittel zugelegt, zuletzt gab es allerdings einen kleinen Rücksetzer. „Der Gewinn je Aktie im abgelaufenen Quartal lag mit 0,91 US-Dollar deutlich über den erwarteten 0,67 US-Dollar“, bemerkt Stadler. Ebenfalls um rund ein Drittel gestiegen ist in diesem Jahr die Aktie des Rüstungskonzerns Lockheed Martin (WKN 894648), wie Stadler außerdem berichtet. Zum Jahresausklang kostete der Dividendentitel noch weniger als 70 Euro, jetzt sind es fast 92 Euro. Im zweiten Quartal war der Gewinn des Konzerns um 10 Prozent gestiegen – trotz der Einschnitte im US-Militärhaushalt. Für das Gesamtjahr hat Lockheed-Martin sogar seine Gewinnprognose angehoben.

Nur kleine Delle

Vorhauser ist übrigens davon überzeugt, dass die Schwäche bei Dow Jones und S&P 500 nur vorrübergehender Natur ist. „Es wird noch lange genügend Geld da sein. Die Ziele, die die Notenbank verfolgt, etwa eine Arbeitslosenquote von 6,5 Prozent, sind noch längst nicht erreicht.“ Im vierten Quartal dürften Vorhauser zufolge in den USA schon wieder neue Hochs am Aktienmarkt erreicht werden. „Auch der DAX wird auf neue Rekordstände klettern.“

von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
© 22. August 2013

 

Name
Branche  WKN Tendenz
Goldman Sachs Finanzen 920332 Verkauf
Xcel Energy Versorger 855009 Verkauf
NVIDIA Corp. Technologie 918422 Kauf
Computer Science Corp. Technologie 855862 Kauf
Lockheed Martin Rüstungsindustrie 894648 Kauf