Auslandsaktien: Inditex schlägt alle

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19. Februar 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Während es im äußersten Südosten der Eurozone weiter kriselt und der „Grexit“ noch längst nicht vom Tisch ist, scheint sich der Südwesten Europas zu berappeln: Spaniens BIP legte im vierten Quartal 2014 um 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu. Damit zogen die Iberer mit Deutschland gleich, wie das europäische Statistikamt Eurostat vor knapp einer Woche bekanntgab. Die Arbeitslosenquote in Spanien ist mit 24 Prozent zwar immer noch extrem hoch, ist zuletzt aber etwas zurückgegangen.

Der Madrider Leitindex Ibex hat sich zwischen Sommer 2012 und Sommer 2014 fast verdoppelt. In der zweiten Jahreshälfte 2014 kam es zwar zu Verlusten, seit Anfang dieses Jahres hat der Ibex aber wieder um 5,4 Prozent zugelegt.

H&M-Konkurrent mit neuem Rekordhoch

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Vorhauser

Mit einem Plus von fast 30 Prozent in den letzten zwölf Monaten bleibt Inditex Shooting-Star an der Madrider Börse. Dabei ging es für den Kurs des Modekonzerns – bekannt durch Zara- sowie Massimo Dutti-Geschäfte und größter Konkurrent von H&M – nach einer Kursverdreifachung zwischen 2009 und 2013 in der zweiten Jahreshälfte 2014 nach unten. Seit Anfang 2015 klettert der Kurs (WKN A11873), wie der Ibex, aber wieder in die Höhe. Aktuell kostet Inditex 27,09 Euro nach 23,69 Euro Ende Dezember.

„Die Aktie eilt von Rekordhoch zu Rekordhoch“, erklärt Walter Vorhauser von Oddo Seydler. Begrüßt worden sei zuletzt die Strategie in den USA: „Inditex hat in New York ein 4.400 Quadratmeter großes Gebäude gekauft, das als Flagship Store fungieren soll.“ Das sei ein bedeutender Meilenstein in der US-Expansionsstrategie. „Gesetzt wird zwar auch auf den Online-Shop, es ist aber auch wichtig, Präsenz zu zeigen.“ Die Aussichten bleiben Vorhauser zufolge gut: „Für 2015 wird ein Umsatz von 18 Milliarden und ein Gewinn von 2,51 Milliarden Euro erwartet, nach 16,7 und 2,38 Milliarden in 2014.“

Lebenszeichen in der Bauindustrie

Nummer zwei mit einem Kursplus von über 29 Prozent auf Sicht von zwölf Monaten ist der spanische Baukonzern ACS (WKN A0CBA2), zu dem auch Hochtief gehört. „Allerdings hat die Bauindustrie in der Finanzkrise besonders stark gelitten“, bemerkt Jan Vrbsky von der Baader Bank. Die Aktie wird an der Börse Frankfurt am heutigen Donnerstag zu 33,41 Euro gehandelt, vor einem Jahr waren es nur 25 Euro, im Tief 2012 sogar nur rund 10 Euro.

Iberdrola: profitieren vom Niedrigzinsumfeld

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Vrbsky

Auf dem dritten Platz findet sich der spanische Stromkonzern Iberdrola (WKN A0M46B) „Iberdrola hat zwar Probleme mit seinem Geschäftsmodell und leidet unter den gekürzten Förderungen für Ökostrom, dem Konzern kommt wegen seiner hohen Verschuldung aber die Niedrigzinspolitik der EZB zugute“, berichtet Vorhauser. „Das Finanzergebnis im vierten Quartal war positiv.“ Im Gesamtjahr 2014 sank der Umsatz von Iberdrola um mehr als 3 Prozent auf 30 Milliarden Euro, der Konzerngewinn um knapp 10 Prozent auf 2,33 Milliarden Euro, wie am gestrigen Mittwoch bekannt wurde.

Santander enttäuscht

In diesem Jahr zeigen sich vor allem die spanischen Banken angeschlagen. „Dabei waren Adressen wie Banco Santander (WKN 858872) vergleichsweise gut durch die Finanzkrise gekommen“, meint Vrbsky. Die im Januar angekündigte Kapitalerhöhung sorgte aber für wenig Begeisterung, die Aktie gab deutlich nach. Banco Popular (WKN A1W0MG) und Bankia (WKN A1T9L9) gerieten in Mitleidenschaft. „Das zeigte, dass der Bankensektor immer noch anfällig ist.“

Wer auf Spanien setzen möchte, aber ein Engagement in Einzelwerten scheut, kann auch Indexfonds kaufen: ETFs wie der Amundi MSCI Spain (WKN A0REJT) bilden den ganzen spanischen Markt ab. „Europa kommt wieder auf die Füße“, glaubt Vorhauser. „Das braucht einfach Zeit.“ Anleger sollten aber vorsichtig bleiben, im Herbst stehen Wahlen in Madrid an, die Protestpartei Podemos schneidet in Umfragen derzeit sehr gut ab. Rücksetzer sind also nicht ausgeschlossen.

von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG

© 19. Februar 2015