Auslandsaktien: Kaufgelegenheit bei Biotech?

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27. März 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Viele Jahre kannten Biotech-Aktien nur eine Richtung: bergauf. Allein zwischen Anfang 2012 und Ende 2013 hat der Nasdaq Biotechnology-Index seinen Wert mehr als verdoppelt. Ende Februar dieses Jahres kletterte das Branchenbarometer auf einen Rekordwert, dann ging es jedoch um 14 Prozent nach unten.

„Investoren werden in Sachen Bewertung angesichts des schwachen weltweiten Wirtschaftswachstums vorsichtig“, erklärte etwa Jeff Yu von der UBS dem „Wall Street Journal“. Yu zufolge haben sich Hedgefonds zuletzt von Aktien aus den Bereichen Biotechnologie, 3D-Druck und Sonnenenergie getrennt – genau den Branchen also, die bis Ende Februar noch zu den Treibern des Kursanstiegs gehört hatten.

Zukunftsträchtige Branche

„Die Kurse der im S&P 500 gelisteten Biotech-Unternehmen sind seit 2009 um 400 Prozent gestiegen“, bemerkt Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler. „Da gibt es schon Anzeichen einer Blase.“ Hinzu komme Unsicherheit wegen des Krim-Konflikts. Viele Anleger nähmen Gewinne mit. Grundsätzlich bleibe die Branche aber vielversprechend: „Medikamente werden immer nachgefragt.“ Nach Ansicht von Roland Stadler von der Baader Bank sind Biotech-Aktien für viele Anleger ohnehin ein „Basisinvestment“.

Treibende Faktoren sind für Harald Kober die Überalterung der Gesellschaft, andauernde Innovationen bei Medikamenten, mögliche Übernahmen in der Branche und ein jährliches Umsatzplus der Unternehmen von 10 bis 15 Prozent sowie Gewinnzuwächse von 20 bis 25 Prozent, wie der Fondsmanager der österreichischen Kapitalanlagegesellschaft Erste-Sparinvest erläutert. Bis zum Jahr 2060 werde die Weltbevölkerung auf 9,9 Milliarden Menschen steigen, die Alterung der Gesellschaft ziehe eine zunehmende Nachfrage nach Medikamenten und Gesundheitsdienstleistungen nach sich. „Die Kosten für das Gesundheitswesen werden explodieren. Der Anteil der Biotech-Produkte könnte den Umsatz mit konventionellen Medikamenten schon im Jahr 2018 überholen.“

Höhenflieger Biogen Idec

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Vorhauser

Paradebeispiel für ein auch an der Börse extrem erfolgreiches Biotech-Unternehmen ist Biogen Idec (WKN 789617): Im vergangenen Jahr hat sich der Aktienkurs fast verdoppelt, seit 2010 nahezu versiebenfacht. Das US-Unternehmen, das 2003 aus der Fusion von Biogen und Idec Pharmaceuticals entstanden ist, hat seinen Schwerpunkt bei Medikamenten für Multiple Sklerose-Patienten. „Hoffnungsträger ist das relativ neue MS-Mittel Tecfidera, das sehr gut ankommt“, berichtet Vorhauser. Im vierten Quartal 2013 erwirtschaftete der Konzern damit bereits Umsätze von 398 Millionen US-Dollar, Analysten trauen Tecfidera Umsätze von mehr als drei Milliarden US-Dollar im Jahr zu. „Wenn sich die Unsicherheit an den Märkten wieder gelegt hat, dürfte es für Biogen Idec auch wieder nach oben gehen“, meint der Händler.

Amgen, Gilead, Celgene: mindestens Kursverdopplung

Nicht ganz so explodiert ist die Aktie von Amgen (WKN 867900), beschweren können sich Aktionäre dennoch nicht: 2013 kletterte der Kurs um 25 Prozent in die Höhe, seit 2010 hat sich der Wert verdoppelt. Auch mit anderen Biotechunternehmen konnten Anleger in den vergangenen Jahren viel Geld machen, wie Stadler bemerkt: Gilead Sciences (WKN 885823) stieg zwischen Anfang 2012 und Ende 2013 an der Börse Frankfurt von 16 auf 54 Euro, von Celgene (WKN 881244) von 52 auf 124 Euro und von Vertex Pharmaceuticals (WKN 882807) von 25 auf 54 Euro.

Ariad zeigt Risiken der Branche auf

Allerdings ist die Branche nicht nur zukunftsträchtig und gewinnversprechend, sondern auch höchst volatil. Bis ein Produkt marktreif ist, gibt es viele Unwägbarkeiten, etwa durch die wichtigen klinischen Studien, Zulassungen oder Verbote durch die US-Gesundheitsbehörde FDA sowie mögliche Schadenersatzklagen bei Nebenwirkungen. Das bekamen Aktionäre von Ariad Pharmaceuticals zu spüren, wie Vorhauser berichtet: „Der Kurs (WKN 895301) stürzte vergangenen Oktober von 14 Euro auf unter 1,50 Euro ab, weil das Krebsmedikament Iclusig auf Anordnung der FDA vom Markt genommen werden musste.“

Mittlerweile hat sich die Aktie etwas erholt, am heutigen Donnerstag wird sie an der Börse Frankfurt zu 5,47 Euro gehandelt. „Es gibt wieder Zuversicht unter Anlegern. Ariad hat diese Woche den Start einer weltweiten Phase-2-Zulassungsstudie für ein Lungenkrebsmedikament bekannt gegeben“, erklärt Vorhauser.

Breiter aufstellen

Wem Einzelunternehmen zu riskant sind, kann auf Aktienfonds setzen, zum Beispiel den DWS Biotech (WKN 976997) und den Dexia Equities L Biotechnology (WKN 939838). Auch die sind in den vergangenen Jahren sehr gut gelaufen, etwa kommt der DWS Biotech auf Sicht von drei Jahren auf ein Plus von 137 Prozent, der Dexia-Fonds auf 134 Prozent. Die BB Biotech-Aktie (WKN A0NFN3) ist ebenfalls eine Alternative, wie Vorhauser erklärt: „Die Beteiligungsgesellschaft investiert weltweit in Biotech-Unternehmen. Damit können Anleger sich breiter aufstellen.“ BB Biotech hat Aktionären auf Sicht von drei Jahren ein Plus von 153 Prozent beschert.

von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG

© 27. März 2014