Auslandsaktien: Korrektur nicht ausgeschlossen

12. Mai 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Hohe Kursschwankungen sorgen beim Anleger für Zurückhaltung im Handel mit Auslandsaktien, berichten die Skontroführer. Überzeugten bis Mitte der Woche noch die guten Unternehmensergebnisse, so beschäftige den Markt nun der Einbruch bei den Rohstoffpreisen. „Eigentlich lief alles wie am Schnürchen“, berichtet Walter Vorhauser von der Close Brothers Seydler Bank. „Neben den guten Ergebnissen sitzen bei vielen Konzerne auch die Mittel für Übernahmen locker.“ Das deute prinzipiell auf viel versprechende Wachstumsaussichten. Die Einbrüche insbesondere bei Öl und Silber hätten aber erst einmal für Ernüchterung gesorgt. „Berichte aus China, dass das Wirtschaftswachstum niedriger ausfallen wird als zuvor gedacht, haben Wirkung gezeigt“, bemerkt Jan Vrbsky von der Baader Bank. Als große Industrienation sei China ein Treiber für die Nachfrage nach Rohstoffen. Zudem habe es vermutlich Gewinnmitnahmen in größerem Stil gegeben.

Vrbsky
Vrbsky

„Die gewichtigen Ölproduzenten haben zunächst die Indizes in den USA mit nach unten gezogen“, erklärt Vorhauser. Eine Fortsetzung dieser Tendenz zeige sich in Asien und Europa. Nun gelte es zu beobachten, ob eine kleinere Korrektur ins Haus stehe. „Wir sehen derzeit ein Gezänk zwischen Bulle und Bär“, beschreibt der Händler die Situation. „Dabei erscheint der Bulle zuweilen schon etwas müde.“

Das gemischte Bild in Europa trage durchaus zu dem Zickzack-Kurs an den Märkten bei. Beim Export lege Deutschland zwar noch eine Schippe drauf und stelle damit Rekordausfuhren im Wert von über eine Billionen Euro in Aussicht. Allein im März könnten hiesige Unternehmen auf ein Plus von 15,8 Prozent im Außenhandel zurückblicken. „Andererseits hat Griechenland Schwierigkeiten, seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen“, beschreibt Vorhauser die gegensätzlichen konjunkturellen Richtungen im Euroraum.

Cisco-Ausblick enttäuscht

Einen Beitrag zum Einbruch der US-amerikanischen Börsen habe auch die deutliche Korrektur bei der Cisco-Aktie (WKN 878841) geleistet. „Gewinneinbrüchen folgte ein enttäuschender Ausblick und sorgte nachbörslich für einen Absturz der Aktie um rund 10 Prozent, nachdem sie zunächst um 4 Prozent zugelegt hatte“, weiß Vorhauser. Mit einem Minus von 18 Prozent auf 1,8 Milliarden US-Dollar oder 42 Cent pro Aktie beim Gewinn im dritten Geschäftsquartal habe Cisco Systems zwar über den Erwartungen von 37 Cent gelegen. Der Konzern scheine aber die Kosten schwerlich in den Griff zu bekommen.

Das Kerngeschäft laufe auch eigentlich ganz gut. Cisco stelle vornehmlich Geräte für den Datenverkehr her, so genannte Router und Switches. In vielen Firmen sorge Cisco-Technik dafür, dass das Internet läuft. So überzeuge auch das Umsatzplus von 5 Prozent auf 10,9 Milliarden US-Dollar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die steigenden Ausgaben scheint dem Konzern jedoch Sorgen zu bereiten. „Deshalb stehen nun auch Entlassungen im Raum“, berichtet Vorhauser. Der angekündigte Umbau werde zudem eine einfachere Unternehmensstruktur hervorbringen.

Macy’s schwimmt gegen den Strom

Maßgeschneiderte Angebote für den regionalen Geschmack und exklusivere Produkte im Regal sei ein Teil des Rezepts, das den Marktanteil für Macy’s (WKN A0MS7Y) ausbauen soll. Der Ausbau etwa der Internetverkäufe und Einstieg in neue Geschäftsfelder wie Gartenmöbel gehörten ebenfalls zum Erfolgskonzept. „Und diese Rechnung scheint aufzugehen“, beobachtet Vrbsky. Überzeugende Quartalsergebnisse und eine positive Prognose für den Rest des Jahres lassen den größten Kaufhausbetreiber in den USA gegen den Börsenstrom fließen. Die Aktie hat gestern zeitweise bei 28,53 US-Dollar ein Plus von 8,4 Prozent gesehen. „Macy’s hat mit einem Gewinn von 131 Millionen US-Dollar oder 30 Cent pro Aktie die besten Quartalsergebnisse sei 2005 präsentiert”, berichtet Vrbsky. Erwartet worden seien 18 Cent pro Aktie.

Tencent steigt ins Filmgeschäft ein

Der Verkauf neuer Onlinespiele und der Schritt in die chinesische Filmwelt sorgt bei Tencent Holdings (WKN A0YAJU) für festere Kurse. Ein Anstieg von 61 Prozent auf auf 2,87 Milliarden Yuan bei Umsatz und 50 Prozent auf 6,34 Milliarden Yuan beim Gewinn im ersten Quartal bescherten dem chinesischen IT-Riesen Standfestigkeit. „Damit hat die Aktie sich dem allgemeinen Sog nach unten entgegengestellt“, beobachtet Vorhauser.

Vorhauser
Vorhauser

Mit dem Einkauf beim chinesischen Filmproduzenten Huayi Brothers Media Co Ltd plane das Unternehmen den Schritt in das Filmgeschäft. Umgerechnet 65,6 Millionen US-Dollar gebe Tencent für einen Anteil von 4,6 Prozent aus, um einen Fuß in die Tür des als strategisch wichtig geltenden Bereichs zu bekommen. „Der Deal ist die erste große Investition eines IT- Unternehmens in die chinesischen Filmwelt“, bemerkt Walter Vorhauser. Für weitere Zukäufe hätte Tencent zu Beginn des Jahres eigens einen Investmentfonds in Höhe von umgerechnet 770 Millionen US-Dollar aufgelegt.

Dass die chinesische Filmwelt sich mausert, könne man an den Ergebnissen des Filmstudios erkennen. Mit umgerechnet 23,42 Millionen US-Dollar sei ein Gewinnanstieg von über 80 Prozent realisiert worden.

Disney Freizeitparks auf Erholungskurs

Die Kinokassen bei The Walt Disney Company (WKN 855686) klingeln derzeit nicht ganz so hell wie gehofft. Der US-Unterhaltungskonzern habe im zweiten Quartal 2011 weniger verdient und beim Umsatz die Erwartungen nicht erfüllt. Zuletzt sei der Zeichentrickfilm „Milo und Mars“ gefloppt. „Die Verluste konnten auch durch die gestiegenen Werbeeinnahmen des Sportkabelsenders ESPN und die höheren Einnahmen in den Themenparks nicht ganz wettgemacht werden“, weiß Vorhauser. Der Umsatz sei zwar mit einem Plus von sechs Prozent auf 9,08 Milliarden US-Dollar gestiegen. Der Gewinn von 942 Millionen US-Dollar sei niedriger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Nach den Auswirkungen der Finanzkrise befinde sich Disney insgesamt mit seinen Freizeitparks wieder auf einem Erholungskurs. „Im März 2012 soll zudem der vierte Luxusliner in See stechen“, bemerkt der Händler der Close Brothers Seydler Bank. „Disney Phantansy“ habe Platz für 4.000 Passagiere. Die Aktie, die an der New York Stock Exchange gehandelt wird, hat dort nach der Ankündigung über sechs Prozent auf 41,50 US-Dollar nachgegeben. In Euro sei der Verlust wegen der Euro-Abgaben nicht ganz so drastisch ausgefallen.

© 12. Mai 2011 / Iris Merker