Auslandsaktien: Manche Aktionäre frohlocken

22. Dezember 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Laune an den Börsen bleibt auch in den letzten Handelstagen des alten Jahres gedrückt. Wer auf den richtigen Titel gesetzt hat, kann sich aber trotzdem freuen, etwa Aktionäre von Nike oder EADS. „Insgesamt ist das Jahresende eher durchwachsen“, kommentiert Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler. Die Märkte wären nach wie vor von starker Unsicherheit geprägt. Zwar seien die jüngsten Nachrichten aus der US-Immobilienbranche besser als erwartet ausgefallen. „Bei den Baubeginnen wurden die Prognosen deutlich übertroffen.“ Die jüngste Maßnahme der Europäischen Zentralbank sei aber nur kurzfristig positiv aufgenommen worden.

Die EZB legte am gestrigen Mittwoch den ersten von zwei Drei-Jahres-Tendern auf, mit dem sich die Banken für drei Jahre Geld zum Leitzins ausleihen können. Statt der erwarteten 300 Milliarden Euro waren es knapp 490 Milliarden – ein Geldregen, mit dem niemand gerechnet hatte. „Das zeigt allerdings auch, wie groß das Misstrauen im Interbankenhandel noch ist“, kommentiert Vorhauser. Bei den Auslandsaktien geht es aktuell eher ruhig zu. „Viele Fondsgesellschaften haben ihre Bücher schon geschlossen“, erklärt Vorhauser. „Von Unternehmensseite gibt es traditionell zum Jahresende kaum noch Nachrichten“, ergänzt Jan Vrbsky von der Baader Bank.

Nike überrascht positiv


Vorhauser

Sehr gut an kamen am Markt die aktuellen Quartalszahlen des US-Sportartikelkonzerns Nike, wie Vorhauser berichtet. „Der Umsatz kletterte dank höherer Verkaufspreise sowie gestiegener Nachfrage im zweiten Quartal um 18 Prozent auf 5,7 Milliarden US-Dollar.“ Größter Absatzmarkt blieben die USA, die größten Zuwächse seien allerdings in China erzielt worden. „Die Bruttogewinnmarge ging aber zurück. Grund dafür waren höhere Produktionskosten“, erläutert der Händler. Die Aktie, bei der ohnehin seit August ein beständiger Aufwärtstrend zu beobachten war, legte nochmals zu. Aktuell notiert der Dividendentitel (WKN 866993) bei 74 Euro, im August waren es 54 Euro.

Neuer Rückschlag für CNOOC

Dagegen kam bei Aktionären von CNOOC (WKN A0B846), dem chinesischen Mineralölkonzern, keine vorweihnachtliche Freude auf. „Vor der chinesischen Küste wurde ein Leck in einer Gasleitung gefunden“, berichtet Vorhauser. Die angrenzenden Förderplattformen seien geschlossen worden. CNOOC habe zwar beteuert, die Lage unter Kontrolle zu haben, die Verluste in der Gasproduktion pro Tag seien aber hoch. „Außerdem ist das nicht der erste Vorfall“, ergänzt Vorhauser. In diesem Jahr habe es bereits einige Lecks gegeben. „Das lässt für die Produktion im kommenden Jahr nichts Gutes erwarten.“ Die Aktie, die an der Börse Frankfurt vor zehn Tagen noch zu 1,40 Euro über den Tisch ging, sackte gestern auf 1,35 Euro ab, heute kostet sie sogar nur noch 1,30 Euro. Damit sind seit Jahresanfang Verluste von rund 20 Prozent zu verzeichnen.

Oracle wächst kaum noch


Vrbsky

Ebenfalls unter Druck kam die Aktie des US-Softwareunternehmens Oracle. „Der Konzern legte am Dienstag nach Börsenschluss überraschend schlechte Zahlen für das zweite Geschäftsquartal vor“, berichtet Vrbsky. Die selbst gesteckten Ziele seien nicht erreicht worden. Der Umsatz stieg um lediglich 2 Prozent auf 8,8 Milliarden Dollar, in der Vergangenheit waren ganz andere Größenordnungen erreicht worden. „Das war eine bittere Überraschung für die Anleger.“ In New York stürzte die Aktie ab, an der Börse Frankfurt verlor sie (WKN 871460) von 22 Euro Anfang der Woche auf aktuell nur noch 19,60 Euro.

EADS von Airbus-Entwicklung beflügelt

Der neue Auftragsrekord von Airbus erfreut unterdessen die EADS-Aktionäre. „Airbus kann in diesem Jahr 1.529 Festbestellungen aufweisen, Boeing nur 894“, erklärt Vrbsky. Damit hätten sich die Europäer von Boeing deutlich abgesetzt. Airbus hatte Boeing in den vergangenen Jahren meistens übertrumpft, mit dem modernisierten A320neo wird der Abstand in diesem Jahr aber besonders groß. „Nun wird mit Spannung darauf gewartet, ob Boeing seinen Marktanteil von 40 Prozent halten kann.“ Diese Marke gelte vielen Analysten als Minimum für einen ausgeglichenen Zweikampf. Für die EADS-Aktie (WKN 938914) geht es, trotz widrigem Börsenumfeld, bereits seit Ende November konstant aufwärts. Während der Dividendentitel damals noch bei rund 20 Euro notierte, sind es heute 23,50 Euro.

© 22. Dezember 2011 / Anna-Maria Borse

Ausländische Unternehmen im Überblick

Unternehmen Branche Land WKN
Nike  Sportartikel USA 866993
Oracle  Spezialsoftware USA 871460
EADS Industriegüter/Großmashienenbau Frankreich 938914
CNOOC  Öl China A0B846