Auslandsaktien: Mehr Licht als Schatten großer US-Unternehmen

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15. Oktober 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Ob Banken, Technologie- oder Industriewerte, für so manchen US-amerikanischen Konzern entpuppt sich das dritte Quartal als Gewinnbringer. Nach einem schwachen Auftakt von Aluminiumhersteller Alcoa (WKN 850206) legten Banken wie Wells Fargo (WKN 857949), Bank of America (WKN 858388) und JP Morgan (WKN 850628) nach schwierigen Quartalen wieder satte Erträge offen. Etwa hat Wells Fargo erstmals seit drei Quartalen trotz rückläufigem Hypothekengeschäft wieder einen Gewinnzuwachs um knapp 1 Prozent auf 5,44 Milliarden US-Dollar verbucht. Auch Bank of America befindet sich wieder auf Erfolgskurs. „Die Großbank hat in den vergangenen Monaten kräftig an der Kostenschraube gedreht“, meint Roland Stadler von der Baader Bank. „Zudem profitieren Geldhäuser zumindest im Kreditgeschäft generell von den niedrigen Zinsen.

US-Banken gehen mit dem Markt

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Stadler

Aktionäre kommen in diesem Jahr dennoch nicht auf ihre Kosten. Während der Aktienkurs der Bank of America seit Januar ein Minus von 14,79 auf 13,79 Euro ausweist, tritt die Wells Fargo-Aktie um die Marke von 45 Euro mehr oder weniger auf der Stelle. Ein leichtes Plus von 51,85 auf 52,88 Euro gibt es für JP Morgan. „Der US-amerikanische Aktienmarkt ist insgesamt schwach“, begründet Stadler die Anlegerreaktionen auf die jüngsten Ergebnisse. Seit Jahresbeginn verlor der Dow Jones Industrial von 17.832 auf 16.924 Punkte. Gleichzeitig büßte der breit aufgestellte S&P 500 von 2.058 auf 1.994 Zähler ein. Die geringen Umsätze an den Börsen sind für Stadler für die Aktienschwäche mitverantwortlich. „Viele Anleger sind unsicher befinden sich derzeit in Halbachtstellung.“

Anleger glauben an gesunde Zukunft für Intel

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Vorhauser

Intel hat in den vergangenen drei Monaten Produkte im Wert von insgesamt 13,2 Milliarden Dollar verkauft. „Das entspricht einem Rückgang von 5 Prozent“, berechnet Walter Vorhauser von der Oddo Seydler Bank. Auch der Nettogewinn sei von 2,8 auf 2,71 Milliarden US-Dollar zurückgegangen. Dennoch hat die Aktie von 27,15 auf aktuell 28,94 Euro zugelegt. „Der Rückgang war erwartet, weil das PC-Geschäft seit geraumer Zeit schwächelt“, begründet der Händler. „Smartphones und Tablets laufen den PCs den Rang ab.“ Allein in der Berichtsperiode habe der Technologieriese ein Minus von 14 Prozent in der PC-Sparte ausgewiesen.

Die positive Anlegerreaktion – die Aktie machte am Mittwoch einen kräftigen Sprung – führt Vorhauser unter anderem auf den Ausbau des hoch profitablen Geschäfts mit Chips für Rechenzentren zurück. Im Vergleich zum Vorjahr stünde ein Wachstum von 10 Prozent zu Buche. „Genau dieser Geschäftszweig wird mit der geplanten und gestern von den europäischen Wettbewerbshütern genehmigten Übernahme von Altea gestärkt“, meint Vorhauser. Damit schlucke ein Großkonzern in der Halbleiterindustrie einmal mehr einen kleinen Wettbewerber. Vorhauser traut dem der Aktie des Schwergewichts langfristig Wachstum zu, auch wenn der Kurs seit Jahresbeginn rund 10 Prozent im Minus liege. „Eine echte Innovation würde den Weg für neue Geschäftsfelder schaffen.“

Ausblick von Johnson & Johnson überzeugt

Johnson & Johnson (WKN 853260) hat im dritten Quartal hingegen rote Zahlen geschrieben, wie Vorhauser bemerkt. Einem Umsatzrückgang um 7,4 Prozent auf 17,1 Milliarden US-Dollar stünde ein um 9,4 Prozent geschrumpfter Gewinn gegenüber. Zwar habe der Pharmakonzern kräftig in neue Produkte investiert. Der ungünstige Dollarkurs belaste aber das Auslandsgeschäft und mache die damit erzielten Umsätze wieder zunichte. Medikamentenklassiker wie Remicade und Xarelto hätten sich zudem nicht so stark entwickelt wie geplant. „Für das Gesamtjahr ist das Management zuversichtlich, dass sich die Lage verbessert.“

Dazu beitragen würden die rund zwei Milliarden US-Dollar aus dem Verkauf der Tochterfirma Cordis und ein Aktien-Rückkaufprogramm in Höhe von 10 Milliarden US-Dollar. Die Aktie des Unternehmens hat aufgrund des guten Ausblicks „lediglich“ um 1 Prozent nachgegeben, wie Vorhauser nachvollzieht. „Das lag eher an der Schwäche des Gesamtmarktes.“

Dell-Deal verdirbt VMware-Aktionären die Laune

Trotz Umsatzsteigerung um ansehnliche 11 Prozent auf 1,5 Milliarden US-Dollar brach der Aktienkurs von VMware (WKN A0MYC8) ein. Der Wert notiert derzeit bei 58,95 Euro, vor einer Woche lag der Preis noch bei 72,60 Euro. Vorhauser führt die Verluste auf die Übernahme von EMC durch Dell für 67 Milliarden US-Dollar und die damit verbundenen Zahlungsmodalitäten zurück. „EMC ist zu 80 Prozent an dem Virtualisierungs-Spezialisten VMware beteiligt.“ Es sei geplant, EMC-Aktionären 24,05 US-Dollar pro Anteilsschein zu zahlen. Hinzu kämen spezielle Wertpapiere, die an den Marktwert einer EMC-Tochter gebunden sind.

von Iris Merker, Deutsche Börse AG
© 15. Oktober 2015