Auslandsaktien: Quartalsberichte überzeugen

4. August 2011. FRANKFURT. Nach einer Woche der Kursverluste an den Börsen herrscht weiterhin Ausverkauf im Handel mit internationalen Aktien, berichten die Market Maker. „Die Not der Anleger ist groß“, fasst Walter Vorhauser die Stimmung zusammen. Hohe Verschuldung und Rezessionsängste in den USA auf der einen Seite, steigender Schuldendruck auf Italien und Spanien auf der anderen Seite nennt der Händler der Close Brothers Seydler Bank als Gründe für die derzeitige Abgabenflut. Seit Jahresbeginn ginge es etwa mit dem italienischen Leitindex FTSE MIB und dem spanischen IBEX-35 bergab. Die beiden Indizes hätten in dieser Zeit mit bis zu 20 Prozent quasi doppelt so viel verloren wie der DAX. „Wenn wir dies als Messlatte nehmen, so hat das deutsche Barometer durchaus noch Luft nach unten“, vermutet Vorhauser, der auch für den S&P 500 sowie die anderen viel beachteten US-Indizes weitere Einbußen erwartet.

Anders als nach der Katastrophe in Japan glaubt Vorhauser diesmal nicht an eine schnelle Genesung der Aktienmärkte. „In diesem Jahr wird es mit neuen Hochs vermutlich nicht mehr klappen.“ Für den DAX spiele aus technischer Sicht die markante Unterstützungsmarke von 6.480 Punkten eine tragende Rolle. „Ein Sturz unter den Wert könnte durchaus den Fall bis auf 6.000 Zähler auslösen.“

Axa vervierfacht Nettogewinn


Vrbsky

Der Verkauf von Beteiligungen und Unternehmensteilen lässt den Gewinn von Axa (WKN 855705) im 1. Halbjahr 2011 auf das Vierfache von 944 Millionen auf 3,999 Milliarden Euro anschwellen. Auch der operative Gewinn des französischen Versicherungskonzern habe die Erwartungen der Märkte übertroffen und die Aktie am heutigen Donnerstag 4 Prozent ins Plus geschickt, berichtet Jan Vrbsky von der Baader Bank. Getrennt hätte sich das Unternehmen jüngst von seinen Aktivitäten in Australien und Neuseeland sowie von seiner Beteiligung an der taiwanischen Taikang Life Insurance. Die operativen Einnahmen seien um knapp 5 Prozent auf 46,8 von zuvor 49,2 Milliarden Euro zurückgefallen. „Höhere Einbußen hat Axa im Geschäft mit Lebensversicherungen hinnehmen müssen“, berichtet Vrbsky.

Time Warner überrascht positiv

Erfolgreiche TV-Serien, die Harry Potter Reihe und Apps für Smartphones bescheren dem US-Medienkonzern Time Warner (WKN A0RGAY) gute Ergebnisse im zweiten Quartal, wie Vorhauser berichtet. Mit einem Umsatzplus von rund 10 Prozent auf 7,03 Milliarden US-Dollar und einem Nettogewinn von 638 nach 562 Millionen US-Dollar in der Vorperiode habe das Unternehmen die Erwartungen der Marktteilnehmer übertroffen. Einnahmen von 563 Millionen US-Dollar etwa für den Film „Hangover“ und Einnahmen von über 1 Milliarde US-Dollar für die aktuelle Harry Potter Folge habe Warner erst in diesem Quartal verbucht. „Die Bezahldienste von HBO werden von Abonnenten zudem gut angenommen und beim Unterhaltungssender TNT und dem Nachrichtensender CNN sprudelten die Werbeeinnahmen“, weiß Vorhauser. Nach einem vorbörslichen Plus von 1 Prozent auf 24,10 Euro habe sich die Aktie dem allgemeinen Abwärtssog nicht entziehen können und notiert am heutigen Donnerstag bei 23,34 Euro. Fürs gesamte Jahr habe das New Yorker Unternehmen die Prognose leicht angehoben.

Gute Geschäfte bei Mastercard


Vorhauser

Mit einem satten Gewinnanstieg von rund 33 Prozent auf 608 Millionen US-Dollar überrascht Mastercard (WKN A0F602) die Investoren und schickt die Aktie gegen den allgemeinen Abwärtstrend zwischenzeitlich 6 Prozent ins Plus auf 228,19 Euro. „Insgesamt bezahlen immer mehr Kunden mit einer Kreditkarte“, weiß Walter Vorhauser. Umgerechnet würden Mastercard-Kunden etwa 811 Milliarden US-Dollar umsetzen und die Kreditkarte vermehrt im Ausland einsetzen. Das seien insgesamt 16 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Zuletzt hätten auch Visa (WKN A0NC78) und American Express (WKN 850226) die Erwartungen der Analysten übererfüllt. Anders als American Express betätige Mastercard sich aber als reiner Abwickler von Zahlungsgeschäften etwa für Fluggesellschaften, Autovermieter und Banken und kassiere dafür Gebühren. „Deshalb entfällt das Ausfallrisiko, wie es bei einer Kreditvergabe im Raum steht“, erklärt Walter Vorhauser.

Luxusprodukte von Swatch gefragt

Der feste Schweizer Franken kann Swatch (WKN 865126) offenbar derzeit nichts anhaben. Dank dem florierenden Geschäft mit Nobeluhren habe der Schweizer Konzern seinen Gewinn um 24,2 Prozent auf 579 Millionen Franken steigern können. Beim Umsatz sei der Swatch Group mit 3,36 Milliarden Franken ein Plus von 11,4 Prozent gelungen. Breguet, Blancpain, Jaquet Droz, Léon Hatot, Tiffany, Omega und Glashütte seien Namen, die die Herzen von Uhren-Liebhabern höher schlagen lassen. „In diesem Luxussegment ist Swatch bestens aufgestellt und kann sich deshalb auch mit Preiserhöhungen im Markt durchsetzen“, erklärt Vorhauser.

Der Konzern strebe weiterhin die Umsatzrekordmarke von sieben Milliarden Euro für das gesamte Jahr 2011 an. „Ob das Ziel erreicht werden kann, hängt auch von der weiteren Entwicklung des festen Schweizer Franken ab“, weiß Vorhauser. Swatch produziere und bilanziere in der Schweiz, mache jedoch 95 Prozent seines Umsatzes im Ausland. Nach Bekanntgabe der Ergebnisse erreichte die Aktie mit 383,4 Euro zwischenzeitlich ein neues Jahreshoch. Nachfolgende Gewinnmitnahmen drücken den Kurs dann zeitweise auf 359 Euro. Am Donnerstag notiert sie leicht erholt bei 361,66 Euro.

Rückstellungen belasten Lloyds

Wenig Freude beschert Lloyds (WKN 871784) seinen Aktionären mit den aktuellen Halbjahresergebnissen. Der teilverstaatlichte britische Versicherer habe in den ersten sechs Monaten dieses Jahres Rückstellungen in Höhe von 3.25 Milliarden Pfund für Entschädigungen im Skandal um Restschuldversicherungen vorgenommen. Vor Steuern sei auch deshalb ein Verlust von fast 3,3 Milliarden Pfund angefallen. Vor einem Jahr stand dort noch ein Plus von 1,3 Milliarden Pfund“, berichtet Jan Vrbsky. 7 Prozent hat die Aktie nach Bekanntwerden der Ergebnisse zwischenzeitlich eingebüßt. Derzeit notiert sie bei 0,42 Euro. „Bereits angekündigte Kürzungen von 15.000 Stellen in den kommenden drei Jahren sollen Lloyds wieder auf ein festeres Fundament stellen“, bemerkt Vrbsky.

© 4. August 2011 / Iris Merker