Auslandsaktien: Run auf Indien

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19. März 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). In diesem Jahr kann der indische Aktienmarkt mit dem DAX zwar nicht mithalten, auf Zwölfmonatssicht hat der Leitindex Sensex mit einem Plus von 34 Prozent gegenüber dem DAX mit 28 Prozent aber eindeutig die Nase vorn. Anfang dieses Monats sprang der Sensex erstmals in seiner Geschichte über die Marke von 30.000 Punkten. Der Auslöser: Die Zentralbank des Landes hatte zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres ihren Leitzins gesenkt.

Neuer Wachstumsmotor Asiens?

Generell hat die Wahl des als Wirtschaftsfachmann geltenden Narendra Modi zum neuen Präsidenten vor knapp einem Jahr der indischen Börse einen gehörigen Schub verliehen. Während manche Analysten schon von einer Überhitzung des Aktienmarktes sprechen und zu Vorsicht raten, rechnet der britische Vermögensverwalter Baring Asset Management mit weiter steigenden Kursen. „Indien befindet sich in einer beeindruckenden Investitions- und Wachstumsphase, die durch die gegenwärtige reformorientierte Regierungspolitik noch weiter verstärkt wird“, erklärt Ajay Argal, Head of Indian Equities bei Baring. „Das Land entwickelt sich zum Wachstumsmotor Asiens.“

Mehr Investitionen

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Vorhauser

Das Leistungsbilanzdefizit sei in den vergangenen 18 Monaten signifikant zurückgegangen, außerdem wirke sich der niedrige Ölpreis positiv aus. „Im Zuge der gedämpften Inflation gehen wir davon aus, dass die Unternehmensgewinne steigen werden, was dem Gesamtmarkt Auftrieb verleihen dürfte“, bemerkt Argal. In der Haushaltserklärung vom 28. Februar seien viele strukturelle Maßnahmen der indischen Regierung hervorgehoben worden. „Die staatliche Planung für den Straßensektor wurde beispielsweise von 300 auf 827 Milliarden Rupien hochgesetzt, die geplanten Ausgaben für das Schienennetz wurden um mehr als 50 Prozent auf 984 Milliarden Rupien erhöht.“ Das sei eine deutliche Verschiebung hin zu Investitionsausgaben.

Walter Vorhauser von Oddo Seydler ist bezüglich Indien ebenfalls optimistisch: „Die Regierung ist ganz auf Wirtschaftswachstum ausgerichtet.“ Das zeige sich auch im Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen zu anderen asiatischen Ländern, etwa Thailand. „Indien wird weiter wachsen, jedenfalls solange es keine politischen Unruhen gibt.“

Wipro mit neuem Allzeithoch

Wissen

ADRs und GDRs sind Austauschscheine für in Deutschland nicht handelbare Aktien. 

Paradebeispiel für den rasanten Aufstieg eines indischen Unternehmens ist der IT-Dienstleister Wipro. „Zusammen mit Infosys und Tata Consultancy Services gehört Wipro zu den drei indischen Software-Konzernen, an die der Großteil der Outsourcing-Aufträge aus den Industrieländern geht“, erläutert der Händler. Das Unternehmen sei weiter auf Expansionskurs. „Gerade wurde eine strategische Partnerschaft mit Drivestream zur Entwicklung eines integrierten Cloud-Lösungs-Stack für Kunden bekannt gegeben.“

Der Kurs der Wipro-ADRs (WKN 578886), also der aktienvertretenden Zertifikate, hat sich an der Börse Frankfurt seit Sommer 2013 mehr als verdoppelt auf aktuell 12,37 Euro –­ ein neues Allzeithoch. Auch die ADRs von Infosys (WKN 919668) kosten zweimal soviel wie im Sommer 2013.

ICICI expandiert weiter

Ebenfalls deutlich nach oben ging es für die Aktie der größten indischen Privatbank ICICI, auch wenn es zuletzt einen kleinen Rücksetzer gab. Aktuell notieren die ADRs an der Börse Frankfurt (WKN 936793) bei 10,34 Euro nach einem Rekordhoch von fast 12 Euro Ende Januar. „Vor einer Woche wurde bekannt, dass ICICI einen Teil seiner Versicherungssparte, einem Joint Venture mit der britischen Versicherung Prudential, verkaufen will“, erklärt Vorhauser. Singapurs Staatsholding Temasek und der französische Vermögensverwalter Carmignac Gestion hätten Interesse angemeldet und 300 Millionen US-Dollar geboten. Das habe den Kurs abermals gestützt.

Suzlon Top-Performer

Zu den Renditespitzenreitern auf Jahressicht gehören unterdessen der Windanlagenbauer Suzlon Energy (WKN A0NJ7L), die GDRs legten um 203 Prozent zu, Axis Bank (WKN A0MY4Z) mit einem Plus von 177 Prozent und die State Bank of India (WKN 903136) mit 112 Prozent. Auch die bei der Baader Bank gehandelten Aktien von Tata Motors (WKN A0DJ9M) kommen noch auf 91 Prozent.

Baring rät zu Banken

Gerade bezüglich der Banken ist Baring sehr zuversichtlich: „Wir gehen davon aus, dass der Bankensektor zukünftig noch wachsen wird, vor allem, weil effiziente Unternehmen des privaten Sektors Marktanteile zu Lasten von öffentlichen Instituten gewinnen“, erläutert Ajay Argal. „Über die kommenden drei bis fünf Jahre erwarten wir ein Wachstum in Höhe von etwa 20 Prozent.“  Zu den Favoriten gehören die HDFC Bank (WKN 694482) und die Axis Bank.

von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG, ©
19. März 2015