Auslandsaktien: Starren nach Brüssel

8. Dezember 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach den jüngsten Kurssprüngen an den internationalen Aktienbörsen stehen mit Beginn des EU-Gipfeltreffens am heutigen Donnerstag die Hoffnungen auf einen Lösungsweg für die Eurokrise im Mittelpunkt der Marktteilnehmer. „Nach den Vorschusslorbeeren ist derzeit eine gewisse Spannung und Zurückhaltung bei Anlegern zu spüren“, beobachtet Roland Stadler von der Baader Bank, die der im Jahresvergleich von unterdurchschnittlichen Aktivitäten im Handel mit Auslandsaktien spricht. Nach dem Warnschuss an die Euroländer stünden innerhalb der kommenden drei Monate nun auch die Bonitätsnoten der Deutschen Bank und der Commerzbank von der Ratingagentur Standard & Poor’s auf dem Prüfstand. „Eine Herabstufung würde die Refinanzierungskosten der Geldhäuser erhöhen und somit die Eigenkapitalquote drücken“, bemerkt Walter Vorhauser von der Close Brothers Seydler Bank.

„Ein Bonbon für die Börsen zum Jahresausklang kann die vorweihnachtliche Kauflust der Konsumenten werden“, glaubt der Händler. Dies vorwegnehmend stehe nach einer Konsolidierung einem versöhnlichen Jahresende 2011 wenig im Weg. „Mit deutlichen Preisnachlässen wollen US-Einzelhändler an das Rekordplus von 16 Prozent am Thanksgiving-Wochenende anknüpfen“, bemerkt der Händler.

Facebook soll Reichweite für Shanda-Spiele erweitern

Ein herber Gewinnrückgang im dritten Quartal auf 10,44 Millionen von zuvor 17,4 Millionen Euro hat kaum Auswirkungen auf den Aktienkurs von Shanda Interactive (WKN A0CAS4) gezeigt. Mit derzeit 29,36 Euro bewege sich der Kurs des chinesischen IT-Unternehmens stabil innerhalb einer Bandbreite zwischen 28,0 und 29,5 Euro. Beim Umsatz habe Shanda von 153 Millionen auf 207,9 Millionen Euro deutlich zulegen können. „Einbrüche gab es bei den Bruttomargen“, berichtet Vorhauser. Analysten bewerteten die Aussichten des Anbieters von Online-Spielen dennoch positiv. „Neues Wachstum soll durch die Zugänglichkeit der Online-Dienste über soziale Netzwerke wie Facebook generiert werden“, weiß der Händler.

Evraz peilt Einschluss in FTSE 100 an


Stadler

Weg vom MSCI Russia und womöglich als erstes russisches Unternehmen hin zum FTSE 100 zieht es den Stahlkonzern Evraz Plc (WKN A1JMT9). Mit der Hauptnotierung an der Londoner Stock Exchange wird auch an der Frankfurter Börse in Zukunft die eigentliche Evraz-Aktie gehandelt statt wie bisher der verbriefte Hinterlegungsschein, der so genannte Global Depositary Receipt (GDR). „Mit dem Gang an eine europäische Börse möchte das Stahlunternehmen auch den traditionell hohen Marktschwankungen in den Schwellenländern, zu den Russland gehört, entgehen“, begründet Stadler. Für hiesige Anleger läuft zurzeit ein formales Umtauschangebot.

Beteiligung an Saab gibt Bank of China Rückenwind


Vorhauser

Die Bank of China (WKN A0M4WZ) soll Berichten zufolge knapp 50 Prozent des insolventen Autobauers Saab übernehmen. Beschlossen hätten dies der holländische Saab-Inhaber und das chinesische Unternehmen Zhejiang Youngman Lotus Automobile. Die viertgrößte chinesische Bank werde den chinesischen Investor Pang Da Automobile Trade Co. Youngman ersetzen. „ Eine 100-prozentige Übernahme durch den chinesischen Autohändler hatte General Motors bisher unter Androhung von Lieferstopps für Komponenten und Technologien abgelehnt“, weiß Vorhauser. Börsianer bewerten die größere Rolle der chinesischen Bank bei Saab und die jüngste Anhebung der Bonitätsnote durch Standard & Poor‘s positiv, die Aktie hat in den vergangenen 10 Handelstagen rund 20 Prozent an Wert gewonnen und notiert derzeit bei 0,277 Euro.

Kauf von Topaz stützt Photovoltaikbranche

Für ein kräftiges Kursplus von 10 Prozent der First Solar-Aktie (WKN A0LEKM) auf 37,69 Euro hat die Übernahme von Topaz durch die Warren Buffet-Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway gesorgt. Das gigantische Photovoltaik-Projekt mit einer Gesamtleistung von 550 Megawatt werde der Energieversorgungssparte Midamerican Energy zugeordnet. „Der Kaufpreis soll sich im Bereich des Projektwertes bewegen“, berichtet Vorhauser. Den Einstieg des bekannten Investors bewerteten Analysten als ein positives Signal für die Aussichten der gesamten Branche. Mit seinen Investments habe Buffets häufig ein glückliches Händchen gehabt. Nach Wachstumsraten von jährlich bis zu 150 Prozent, erwarte die Solarindustrie für das laufende Jahr Steigerungen von „lediglich“ 20 Prozent.

© 8. Dezember 2011 / Iris Merker

Ausländische Unternehmen im Überblick

Unternehmen Branche Land WKN
Shanda Interactive Caiman Islands A0CAS4
EVRAZ PLC GB + Northern Ireland A1JMT9
BANK OF CHINA Finanzdienstleistungen China A0M4WZ
FIRST SOLAR Energie, Rohstoffe, sonstige USA A0LEKM