30. Juni 2011. FRANKFURT. Eine wichtige Hürde ist genommen. Gestärkt gehen die internationalen Aktienmärkte und der Euro den Händlern zufolge aus der Verabschiedung des Sparpakets von Seiten des griechischen Parlaments hervor. Am Donnerstag zeige sich der DAX zwar erst einmal weniger beweglich. „Das liegt daran, dass die Aktienmärkte den Erfolg von Giorgos Papandreou bereits vorweggenommen hatten“, vermutet Walter Vorhauser die derzeitige Ruhe nach dem Sturm.
Nun richte sich der Blick über den großen Teich. Denn ob sich der Anschub der Märkte weiter ausbauen lasse, hänge auch von den Konjunkturerwartungen in den USA ab. Erste Aufschlüsse darüber werde der Einkaufsmanagerindex ISM geben, dessen Juni Ergebnisse am morgigen Freitag verkündet würden. Der viel beachtete Indikator gebe Auskunft darüber, wie 400 Einkaufsmanager wichtiger Unternehmen die aktuelle und zukünftige Wirtschaftslage in den USA beurteilen. „Im Mai war der ISM-Wert auf Monatsbasis überraschend deutlich von 60,4 auf 53,3 eingebrochen und hatte die Märkte damit unter Druck gesetzt“, unterstreicht Vorhauser die Bedeutung des Barometers. Bei Werten über 50 seien die Aussichten intakt, unter 50 dagegen deute auf eine negative Tendenz.
Positive Signale empfängt der Händler der Close Brothers Seydler Bank von den Rohstoffmärkten. „Das könnte eine Gegenbewegung bei Aktien auslösen, die in den vergangenen Monaten besonders starke Verluste gesehen haben“, glaubt Vorhauser.
Microsoft Office-Cloud soll Kassenschlager stützen
Stadler
Auf die Office-Programme immer und überall zugreifen und nur die eigentliche Nutzung bezahlen. So stelle Microsoft (WKN 870747) sich die Erweiterung der Geschäftsgrundlage für das lukrative Office Paket von Büroprogrammen vor. „Statt sie lokal auf dem eigenen Server zu installieren, bekommen Anwender mit Office 365 Programme wie E-Mail, Textbearbeitung oder Excel als Service in der Internet-Cloud“, beschreibt Roland Stadler. Vor allem mittlere und kleinere Unternehmen spreche der weltgrößte Softwarekonzern mit diesen Diensten an.
Das Cloud- oder Wolken-Geschäftsmodell unterscheide sich grundsätzlich von der hohen Einmalzahlung, die Lizenznehmer für die Installation der Software zu leisten hätten. „Stattdessen gibt es nutzungsabhängige Entgelte oder Werbeeinnahmen“, beschreibt der Händler der Baader Bank das ergänzende System. Inzwischen bewege sich Microsoft insgesamt konsequent in Richtung Cloud-Dienste. Bei Office gehe es aber um die wichtigste Geldquelle von Microsoft. Im dritten Geschäftsquartal sei etwa der Business-Sparte eine Steigerung des Umsatzes um 21 Prozent auf 5,5 Milliarden US-Dollar gelungen. „Zu diesem Bereich, der mittlerweile mehr Gewinn erzielt als das Betriebssystem Windows, gehört auch das Office-Paket“, weiß Stadler. Der Aktie habe die Produktneuheit zu einer Steigerung von rund 5 Prozent auf 18 Euro in dieser Woche verholfen.
Youku.com beflügelt Aktie
Vorhauser
Eine Partnerschaft zwischen Youku.com (WKN A1CWAY) und Warner Bros. schickt den Aktienkurs des führenden chinesischen Videoportals gen Norden. Mit einem Anstieg des Wertpapiers von 18,8 auf über 25 Euro hätten die Börsianer Zustimmung zu einer Vereinbarung signalisiert, die chinesischen Internet-Nutzern bis zu 450 Filme aus dem Sortiment des Hollywood Studios biete. „Die Chinesen zeigen eine steigende Bereitschaft, für Online-Dienste wie Filme zu bezahlen“, beobachtet Walter Vorhauser. Im Zuge des 3-Jahresvertrags mit dem US-Filmstudio werde Youku.com seinen Kunden neben Neuerscheinungen auch Klassiker aus der Hollywood-Schmiede anbieten können.
Youku.com plane zum YouTube Chinas aufzusteigen. Die chinesische EntGroup, ein Unterhaltungsforschungs- und Beratungsunternehmen, habe beispielsweise der Video-Plattform von Youku.com in den Jahren 2010 und 2011 den En Award für „The Most Valuable New Media Platform“ verliehen. „Die Auszeichnung berücksichtigt Faktoren wie Investitionen, Zuschauerzufriedenheit und den Umgang mit Filmrechten“, erklärt Vorhauser. Damit könne sich Youku.com gegen Wettbewerber durchsetzen, die zunehmend auf den chinesischen Markt für Anbieter von Internetvideos drängten. Zuletzt habe die Online-Plattform 231 Millionen Besucher im Monat registriert.
Lloyds Bank bereitet Weg für die Zukunft
Rund 15.000 weniger Angestellte sollen der Lloyds Banking Group (WKN 871784) zu Einsparungen von rund 1,66 Milliarden Euro verhelfen. Mit diesen Maßnahmen wolle der Konzern für die Ausweitung des Geschäfts Investitionen von rund 2,2 Milliarden Euro bis zum Jahr 2014 freischaufeln. Nach der Ankündigung am heutigen Donnerstag habe die Aktie rund 9,5 Prozent zugelegt. Die teilweise verstaatlichte britische Großbank wolle sich zudem aus der Hälfte der 30 Länder zurückziehen, in denen sie derzeit operiert. „Langfristig soll die Belegschaft bis auf rund 40.000 Mitarbeiter schrumpfen“, berichtet Stadler. Rund 41 Prozent der Anteile des im Zuge der Finanzkrise in die Bredouille geratene Bankhaus halte derzeit der Staat.
Nike überzeugt durch Anhebung der Umsatzprognose
Überraschend gute Geschäftszahlen für das vierte Quartal und die Erhöhung der mittelfristigen Umsatzprognose bescheren der Nike-Aktie (WKN 866993) nach Ankündigung am Dienstag Kurssteigerungen von rund 10 Prozent. „Mit 63 Euro schafft es die Aktie gar, an Jahreshochstände anzuknüpfen“, beobachtet Walter Vorhauser. Der Sportartikelriese wolle bis zum Jahr 2015 beim Umsatz zwischen 28 bis 30 Milliarden US-Dollar zulegen. Bisher habe die Prognose von 27 Milliarden US-Dollar im Raum gestanden. Allein mit der Kernmarke plane der Konzern Verkäufe im Wert von 24-25 Milliarden US-Dollar.
Der Umsatz sei im gesamten abgelaufenen Geschäftsjahr mit einem Anstieg von 10 Prozent auf 20,9 Milliarden US-Dollar üppig ausgefallen. Mit einem Plus von 12 Prozent habe der Gewinn noch stärker zugelegt. „Trotzdem kämpft auch Nike mit steigenden Rohstoff- und Transportkosten“, bemerkt Vorhauser. Deshalb rechne er bis zum Jahresende mit Preiserhöhungen für die Sportartikel. „Als Branchenprimus hat Nike vermutlich weniger Probleme, Preisanpassungen im Markt durchzusetzen als andere Hersteller“, glaubt der Händler.
© 30. Juni 2011 / Iris Merker