Auslandsaktien: Technologiebranche lässt die Muskeln spielen

21. Juli 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Nervosität an den Börsen ist ungebrochen. Hüben wie drüben stehen die Staatsschulden einmal mehr im Mittelpunkt. „Da helfen auch erfreuliche Unternehmenszahlen etwa aus der Technologiebranche nicht viel“, verweist Michael Arras auf den EU-Sondergipfel in Brüssel, bei dem die Unterstützung Griechenlands bei der Abwendung einer Staatspleite diskutiert wird, über die sich die Spitzen der Euroländer einigen müssen. Die gemeinsame Position Deutschlands und Frankreichs habe zwar Gewicht, dennoch sei offen, inwieweit eine große Lösung gefunden werden könne. „Der Markt erhofft sich einen grundlegenden Beschluss über weitere Zahlungen“, erklärt der Händler der Close Brothers Seydler Bank.

Noch keinen Konsens gebe es zudem bezüglich der Anhebung der Schuldengrenze für den US-amerikanischen Staatshaushalt. „Mittlerweile bereitet sich die Notenbank mit einem Notfallplan auf einen möglichen technischen Staatsbankrott vor“, weiß Arras. An den asiatischen Märkten dämpfe der aktuelle Wert des chinesischen Einkaufsmanagerindex für den Monat Juli die Stimmung. „Mit einem Einbruch auf 48,9 von zuvor 50,1 Prozent ist dieser Zahl zum ersten Mal seit 12 Monaten geschrumpft“, bemerkt Arras. Zudem sei das Barometer auf den tiefsten Stand seit 28 Monaten gerutscht und notiere unter der Wachstumsschwelle von 50 Zählern.

Apple: besser als erwartet


Vrbsky

iPad, iPhone und Mac bescheren Apple (WKN 865985) einen Rekord für das dritte Quartal und heben die Stimmung der Aktionäre. Mit einem Absatz von über 20,3 Millionen iPhones, nahezu 9,3 Millionen iPads und 4 Millionen Mac-Computer lehre das kalifornische Unternehmen der Konkurrenz derzeit das Fürchten. „Bei manchen Produkten verdreifachte sich die verkaufte Anzahl im Vergleich zum Vorjahreszeitraum“, berichtet Jan Vrbsky. Ein Anstieg um 82 Prozent auf 28 Milliarden US-Dollar beim Umsatz und eine Verdoppelung des Gewinns auf 7,3 Milliarden US-Dollar schickte den Aktienkurs zwischenzeitlich um 8 Prozent nach oben, der erstmals auch an der Marke von 400 US-Dollar kratzte. Die Phantasie beflügelt habe auch der gute Ausblick. So befinde sich ein neue weiterentwickelte Version des iPhone in der Pipeline. „Das 370 Milliarden Dollar schwere Unternehmen ist damit nach wie vor der wertvollste Technologiekonzern der Welt“, bemerkt der Händler der Baader Bank.

Schwellenländer bringen IBM voran

Über Erwarten gut hat sich auch IBM (WKN 851399) in dieser Woche präsentiert. Umsatzsteigerungen im zweistelligen Bereich bei Hardware, Software und Services seien das Ergebnis des 2. Quartals. Mit 26,7 Milliarden US-Dollar blicke der IT-Gigant auf 12 Prozent mehr Einnahmen. Der Gewinn habe sich um 8 Prozent auf 3,7 Milliarden US-Dollar. verbessert. „Besonders wachstumsträchtige Geschäfte macht der Technologiegigant in den Schwellenländern mit seinem Netzwerkservice“, bemerkt Roland Stadler. Denn anders als in Europa könnten die Anbieter bei Aufträgen von Partnern in den aufstrebenden Ländern häufig bei null anfangen und das Gesamtpaket installieren. Mit diesen IT-Dienstleistungen verdiene das Schwergewicht auch am meisten. Der IBM-Aktienkurs habe sich nach Veröffentlichung zeitweise 5 Prozent stärker gezeigt.

Gute Intel-Zahlen verfehlen Wirkung


Stadler

Mit guten Ergebnisse ist auch Intel (WKN 855681) angetreten, wenn auch ohne begleitendes Kursfeuerwerk. „Sowohl Umsatz als auch Gewinn sind besser ausgefallen als erwartet“, berichtet Vrbsky. Anders als bei IBM oder Apple ist der Kurs aber nicht in die Höhe geschnellt. Mit 13,1 Milliarden US-Dollar habe der Chipproduzent rund 22 Prozent mehr umgesetzt als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Auch den Nettogewinn hätte der Konzern um 10 Prozent auf 3,2 Milliarden US-Dollar gesteigert. Nach Ankündigung notierte Intel zwischenzeitlich aber sogar knapp 2 Prozent leichter. „Der Ausblick hat dem Markt missfallen“, erklärt Roland Stadler. Statt der erwarteten über 10 Prozent habe Intel für das Gesamtjahr im PC-Geschäft die Wachstumsprognose auf 8 bis 10 Prozent reduziert.

Cnooc-Deal überzeugt nicht

Von Übernahmeabsichten berichtet Michael Arras bei Cnooc (WKN A0B846). Der größte chinesische Offshore-Ölproduzent habe es auf Opti Canada abgesehen. 34 Millionen US-Dollar in bar lasse sich der Chinese den Kauf des mit Schulden belasteten kanadischen Ölsandspezialisten kosten. Die Verbindlichkeiten von rund zwei Milliarden US-Dollar werde Cnooc mit übernehmen. Mit dem Schritt bekomme der Chinese nach seiner Beteiligung an einem US-amerikanischen Ölschiefer- und Gasfeld ein weiteres Standbein in Nordamerika. Mit dem Schmelzen der herkömmlichen Ölvorräte versuchten Konzerne wie Cnooc die Ölgewinnung aus Quellen wie Ölschiefer und Ölsand voranzutreiben. „Den Börsianern gefällt der Deal aber nicht“, bemerkt der Händler. Innerhalb von zwei Tagen habe die Aktie knapp 10 Prozent an Wert verloren.

Volle Auftragsbücher für Boeing und EADS

Über einen Rekordauftrag könnten sich die Erzrivalen Boeing (WKN 850471) und EADS (WKN 938914) gleichermaßen freuen. Mit 460 Kurz- und Mittelstreckenjets gehe eine der größten Bestellungen in der Geschichte der Luftfahrt gemeinsam an den heimischen und europäischen Flugzeugbauer. Der Auftragswert der American Airlines bewege sich im zweistelligen Milliardenbereich. Zudem habe sich die drittgrößte US-Fluggesellschaft die Option auf weitere 465 Maschinen gesichert. Ein wichtiger Grund für die Runderneuerung der Flotte ist der gestiegene Preis für Kerosin“, weiß Arras. „Viele Maschinen von American Airlines sind veraltet und verbrauchen bis zu 30 Prozent mehr Energie als die neueren Generationen.“ Dadurch habe die Gesellschaft nicht mehr kostendeckend arbeiten können. Mit dieser Megabestellung seien die Auftragsbücher der beiden Flugzeugbauer nun voll. Dem Kurs von Boeing habe die Ankündigung zu einem Plus von zeitweise 5 Prozent verholfen.

© 21. Juli 2011 / Iris Merker

Ausländische Unternehmen im Überblick

Unternehmen Branche Land WKN
Apple Inc. Technologie USA 865985
IBM Corp. Computer USA 851399
Intel Corp. Technologie USA 855681
CNOOC Energie China A0B846
Boeing Co. Transport & Logistik USA 850471
EADS Technologie Niederlande 938914