Auslandsaktien: Unternehmenszahlen werden ignoriert

17. November 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Auch im Handel mit Auslandsaktien bleibt die Anspannung groß. „Von den üblichen Kursgewinnen zum Jahresende ist im Moment nichts zu sehen“, bemerkt Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler. 2011 sei aufgrund der Schuldenkrise eben ein „Ausnahmejahr“. Zuletzt sorgten Äußerungen der Ratingagentur Fitch für neue Unruhe an den Märkten. Diese hatte vor Risiken für US-Banken im Zusammenhang mit der Schuldenkrise in Europa gewarnt. „Die Befürchtungen wachsen, dass sich die Euroschuldenkrise auf das globale Wachstum auswirken wird“, erklärt Vorhauser. Die Umsätze im Handel mit Auslandsaktien bezeichnet er als „mau“. „Die Börse bewegt sich seit Wochen seitwärts. Zwar keimt immer mal wieder Hoffnung auf eine Lösung der Krise durch die Politik auf, von Dauer ist das aber nicht.“

Roland Stadler von der Baader Bank hatte eigentlich erwartet, dass sich die Märkte durch die Regierungsumbildung in Italien etwas besänftigen lassen. „Dem ganzen Euroraum wird aber nicht mehr getraut.“ Positive Meldungen setzten sich im Moment einfach nicht durch.

Home Depot auf Erfolgsspur


Vorhauser

Die Nachrichten von Unternehmensseite bleiben unterdessen gut. Erfreulich fielen etwa die Quartalszahlen der US-Baumarktkette Home Depot aus, wie Vorhauser berichtet: „Der Umsatz stieg von August bis Oktober gegenüber dem Vorquartal um 4,4 Prozent, der Nettogewinn sogar um 12 Prozent.“ Vor allem verbesserte Serviceleistungen, etwa im Online-Vertrieb, hätten zum Gewinnsprung geführt. „Home Depot profitierte dabei auch vom Hurrikan Irene.“

Der Ausblick für das kommende Geschäftsjahr sei allerdings verhalten ausgefallen, wie Vorhauser ergänzt. „Die Lager sind voll, die Preise könnten unter Druck geraten.“ Der Aktie (WKN 866953) kommen die Zahlen nicht zugute, der Kurs gab gestern nach. Beschweren können sich Aktionäre aber nicht: Seit August ist der Dividendentitel von 19,70 auf 28,00 Euro geklettert – und das in einem äußert schwierigen Börsenumfeld.

Dell verliert Marktanteile

Besser als erwartet fielen die Quartalszahlen des US-Computerherstellers Dell aus. Nichts desto trotz gehörte die Aktie (WKN 121092) gestern zu den größten Verlierern an der Börse, wie Vorhauser weiter meldet. „Der Umsatz ging leicht zurück, der Gewinn konnte aber um 9 Prozent gesteigert werden“, berichtet der Händler. Gut habe sich vor allem der Servicebereich entwickelt, bei PCs und Notebooks habe Dell hingegen Einbußen verzeichnet. „Trotz der Bemühungen im Service hat der chinesische Computerhersteller Lenovo Dell im dritten Quartal den Rang als zweitgrößter PC-Hersteller hinter Hewlett-Packard abgelaufen“, erklärt Vorhauser. Dell sei beim Marktanteil von 12,2 auf 11,6 Prozent abgerutscht. Dem Händler zufolge reagierte die Aktie nach Bekanntgabe der Zahlen am Dienstag nachbörslich mit Kursgewinnen, gestern ging es aber deutlich nach unten. Aktuell notiert Dell an der Börse Frankfurt bei 11,21 Euro, vor drei Monaten waren es 9,50 Euro.

Kurssprung bei Glencore


Stadler

Auch der weltgrößte Rohstoffhändler Glencore konnte mit Positivem aufwarten, wie Stadler weiß: „Das Handelsgeschäft hat sich trotz des schwierigen Umfelds im dritten Quartal gut entwickelt. Zudem wird die Strategie der Übernahmen, etwa von Kohleproduzenten, fortgesetzt.“ Die Börse honorierte das mit einem Kurssprung von 2,2 Prozent. Besonders zufrieden können Glencore-Aktionäre aber nicht sein: „Seit dem Börsengang in London und Hongkong im Mai dieses Jahres rutschte der Dividendentitel von 530 auf 350 Pence ab und hat sich seitdem nur leicht auf 400 Pence erholt“, bemerkt Stadler. Aktuell wird die Aktie des Schweizer Unternehmens an der Börse Frankfurt (WKN A1JAGV) zu 5,097 Euro gehandelt.

Rambus im freien Fall

Die schwere juristische Niederlage von Rambus schickte den Kurs der Aktie der US-Chiptechnikfirma in den Keller. Rambus unterlag am gestrigen Mittwoch in einem über sieben Jahre währenden Rechtsstreit gegen die Speicherchip-Hersteller Micron und Hynix. Im Mai 2004 hatte Rambus diese wegen angeblicher Preisabsprachen auf Schadensersatz verklagt, die Rede war von 4 Milliarden US-Dollar. Das Gericht in Kalifornien entschied nun gegen Rambus. Der Kurs der Aktie hat sich daraufhin mehr als halbiert, erklärt Stadler (WKN 906870). „Am Dienstag wurde Rambus noch zu 18 US-Dollar gehandelt und fiel am Mittwoch auf ein Tief von 4, erholte sich dann aber auf 7,50 US-Dollar.“ Micron (WKN 869020) und Hynix legten hingegen deutlich zu.

© 17. November 2011 / Anna-Maria Borse