25. August 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach dem Sturm an den Aktienmärkten in den ersten beiden Augustwochen geht es mittlerweile wieder gemächlicher zu. „Es ist etwas Ruhe eingekehrt“, berichtet Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler. Zum einen hätten die jüngsten Konjunkturzahlen aus den USA für Erleichterung gesorgt: „Die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter sind im Juli deutlich stärker als prognostiziert gestiegen.“ Zum anderen warteten die Marktteilnehmer jetzt die Rede von Ben Bernanke auf dem Notenbanker-Treffen in Jackson Hole ab. „Es wird auf eine weitere Geldspritze gehofft.“
Jan Vrbsky von der Baader Bank spricht ebenfalls von einer Beruhigung, die Umsätze seien aber noch relativ niedrig. „Die Käufer sind noch nicht wieder da.“ Vorhauser verweist auch auf Asien, wo nach wie vor der Verkaufsdruck überwiege: „Die Herabstufung der japanischen Kreditwürdigkeit durch Moody`s und die hohen Inflationsraten in China belasten“, erklärt der Händler. Der Hang Seng Index aus Hongkong sei gestern wieder in die Nähe des Jahrestief gefallen.
Kursabschläge nach Rücktritt von Apple-Chef
Deutlich abwärts ging es für die Aktien von Apple (WKN 865985) heute Morgen in Frankfurt, und das bei einem insgesamt freundlichen Marktumfeld. Der schwerkranke Apple-CEO Steve Jobs hatte gestern nachbörslich seinen Rücktritt bekannt gegeben. „Ganz unerwartet war das nicht“, bemerkt Vrbsky. Die Aktie verbilligte sich dem Händler zufolge um 4 Prozent. „Entscheidend ist jetzt die Kontinuität“, glaubt Vrbsky. Die scheine mit dem Nachfolger Tim Cook, der bereits für das Tagesgeschäft verantwortlich war, gegeben zu sein. Zudem wechsle Jobs in den Verwaltungsrat. „So mancher Investor wird den Kursrückgang zum Einstieg nutzen.“
Blackberry-Anbieter im Aufwind
Vrbsky
Etwa Frühlingsluft schnuppert zurzeit der Blackberry-Anbieter Research in Motion (WKN 909607), wie Vrbsky außerdem berichtet. „Das Unternehmen will mit einem neuen Online-Musikdienst den Konkurrenten Apple angreifen.“ Research in Motion war zuletzt ins Hintertreffen geraten, dem Unternehmen wurde vorgeworfen, sich zu stark auf Geschäftskunden zu konzentrieren. Die Aktie hatte seit Jahresanfang kräftig an Wert verloren. „In den vergangenen zwei Wochen stieg der Kurs aber wieder von rund 15 auf 20 US-Dollar“, berichtet der Händler. „Die Investoren sehen offenbar durchaus noch Chancen.“
Glencore trotzt den Kritikern
Nicht so recht geglaubt hatten Anleger hingegen an den Schweizer Rohstoffhändler Glencore (WKN A1JAGV) bei dessen Börsengang im Mai dieses Jahres. „Es wurde kritisiert, dass die IPO-Erlöse nicht in die Unternehmensentwicklung fließen sollten, sondern an die alten Gesellschafter“, erklärt Vrbsky. Der Kurs schien den Zweiflern Recht zu geben, Glencore gab über den Sommer deutlich nach – bedingt natürlich auch durch die allgemeine Schwäche am Aktienmarkt. Jetzt geht es aber wieder aufwärts. „Glencore hat sehr gute Zahlen für das erste Halbjahr vorgelegt“, sagt Vrbsky, der Vorsteuergewinn sei um 50 Prozent gestiegen. Zudem sehe das Unternehmen noch weitere Wachstumschancen, etwa im Bereich des Eisenerzhandels. „Glencore rechnet mit weiter volatilen Märkten und einer wachsenden Nachfrage nach Rohstoffen. Davon sollte das Unternehmen profitieren.“ Die Aktie, die Anfang der Woche in Frankfurt noch knapp über 4 Euro gehandelt wurde, geht heute zu 4,53 Euro über den Tisch.
Heineken leidet unter schlechtem Sommerwetter
Vorhauser
Lange Gesichter machten die Anleger gestern nach der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen von Heineken (WKN A0CA0G). „Der Aktienkurs gab um 14 Prozent auf 31,80 Euro nach“, meldet Vorhauser. Aktuell wird die Aktie zu 33,70 gehandelt. Dem holländischen Brauereikonzern, hierzulande durch die Marken Paulaner und Kulmbacher bekannt, hat der verregnete Sommer die Bilanz verhagelt, der Bierabsatz sackte ab. Zudem machten höhere Marketing- und Rohstoffkosten Heineken zu schaffen. Zwar hat das gut laufende Geschäft in Lateinamerika und Asien/Pazifik noch für ein kleines Umsatzplus von 3,3 Prozent im ersten Halbjahr gesorgt. „Der Gewinn ging im Vergleich zum Vorjahr aber um 14 Prozent zurück“, erklärt Vorhauser. Darüber hinaus wurden die Gewinnprognosen für das Gesamtjahr zurückgeschraubt: Statt 1,68 Milliarden Euro rechnet Heineken jetzt nur noch mit 1,45.
BHP Billiton mit glänzendem Ergebnis
„Superzahlen“ gab es hingegen von BHP Billiton (WKN 850524), wie Vorhauser weiter berichtet. Dank des Höhenflugs der Rohstoffpreise konnte der weltgrößte Bergbaukonzern in dem im Juni zu Ende gegangenen Geschäftsjahr den Umsatz um mehr als ein Drittel auf 71,74 Milliarden und den Gewinn um 86 Prozent auf 23,65 Milliarden US-Dollar steigern. Für das laufende Jahr sind die Aussichten aber nicht mehr so rosig, der Konzern hat mit steigenden Material- und Personalkosten zu kämpfen, wie Vorhauser erläutert. Der Aktienkurs gab daher auf 27,25 Euro nach, aktuell notiert BHP Billiton wieder bei 28,31 Euro.
Want Want im Abwärtssog
Dem taiwanesischen Nahrungsmittelkonzern Want Want (WKN A0NFF4), Hersteller von Reiscrackern und aromatisierten Getränken, nutzten seine guten Zahlen ebenfalls nichts. Want Want hat Vorhauser zufolge seinen Umsatz im ersten Halbjahr um knapp 28 und den Gewinn um 3,6 Prozent steigern können. „Die Aktie konnte sich dem Abwärtstrend nicht entziehen und gab um 15 Prozent nach“, meldet Vorhauser.
© 25. August 2011 / Anna-Maria Borse
Ausländische Unternehmen im Überblick
Unternehmen | Branche | Land | WKN |
---|---|---|---|
Apple Inc. | Technologie | USA | 865985 |
Research in Motion | Industrie | Kanada | 909607 |
Glencore | Rohstoffe | Schweiz | A1JAGV |
Heineken | Getränke / Tabak | Niederlande | A0CA0G |
BHP Billiton | Bergbau | Australien | 850524 |
Want Want | Nahrungsmittel + Getränke | Taiwand | A0CA0G |