Auslandsaktien: Viele Quartalberichte enttäuschen

28. Juli 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der US-Schuldenstreik zerrt weiter an den Nerven der Börsianer, eine Lösung ist wenige Tage vor dem entscheidenden Stichtag am 2. August immer noch nicht abzusehen. Zudem läuft die Quartalssaison nicht wirklich rund und hat bereits mit einigen herben Enttäuschungen aufgewartet. Zu allem Übel trüben sich die konjunkturellen Aussichten in den USA ein.

„Das gestern veröffentlichte Beige Book der US-Notenbank zeigt, dass die wirtschaftliche Dynamik zu Anfang des zweiten Halbjahres in vielen Regionen abgenommen hat“, konkretisiert Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler. „Zudem ist der VIX, der Volatilitätsindex des Chicago Board Options Exchange CBOE, zuletzt deutlich gestiegen“, ergänzt der Händler. Der Markt rechne offenbar zunehmend damit, dass die Kreditwürdigkeit der USA tatsächlich heruntergestuft wird. „Die Stimmung ist relativ schlecht“, meint auch Jan Vrbsky von der Baader Bank.

Eastman Kodak auf Rekordtief


Vorhauser

Regelrecht eingebrochen ist der Aktienkurs des traditionsreichen US-Fotokonzerns Eastman Kodak (WKN 850937). „Die Zahlen für das zweite Quartal waren ein weiterer Rückschlag für das Unternehmen“, berichtet Vorhauser. Der Umsatz schrumpfte – vor allem durch die Schwäche des Fotogeschäfts – um 5 Prozent auf 1,48 Milliarden US-Dollar, der Nettoverlust vergrößerte sich abermals auf nunmehr 179 Millionen. „Der einzige Lichtblick ist die Entwicklung des Segments Tintenstahldrucker.“ Hier sei der Umsatz um 22 Prozent gestiegen. Dennoch wären die Anleger sehr enttäuscht, die Aktie erreichte am Dienstag ein neues Rekordtief von 1,44 Euro. „Anfang des Jahres waren es noch über 4 Euro, vor zehn Jahren noch 50“.

Kursverdopplung bei Biogen

Aktionäre des US-Biotech-Unternehmens Biogen Idec (WKN 789617) können dagegen frohlocken: „Die Quartalszahlen waren passabel“, heißt es von Close Brothers Seydler. Der Umsatz verharrte zwar bei 1,2 Milliarden US-Dollar, der Gewinn gab sogar leicht nach. Für das nächste Quartal stelle Biogen aber wieder ein dynamisches Wachstum in Aussicht – vor allem wegen des erfolgreichen Multiple-Sklerose-Medikaments Tysabri. Das sei, neben Avonex, ebenfalls ein MS-Mittel, im zweiten Quartal wichtigster Umsatzträger gewesen. Der Kurs zeigte sich nach Veröffentlichung der Quartalszahlen mehr oder weniger unverändert, zuletzt gab er bei einem schwachen Marktumfeld etwas nach, wie Vorhauser berichtet. Das könnten die Investoren aber verschmerzen: Innerhalb von rund eineinhalb Jahren hat sich der Wert nämlich verdoppelt auf aktuell 70 Euro. „Vieles ist mittlerweile bereits im Kurs enthalten“, meint Vorhauser.

Schlechte Aussichten für Stahlbranche

Klar nach unten ging es in dieser Woche hingegen für die Aktie von United States Steel (WKN 529498), dem US-Stahlkonzern. „Nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen kam es zu Verlusten von 10 Prozent“, erläutert Vorhauser. US Steel erzielte zwar ein Ergebnisplus, der Ausblick auf das laufende Quartal sorge aber für lange Gesichter. „Die Branche ist eben stark konjunkturabhängig.“ Die Aktie notiert jetzt bei 27,75 Euro, Anfang des Monats waren es noch über 32 Euro, Anfang des Jahres über 44 Euro.

BBVA profitiert von Lateinamerika


Vrbsky

Angesichts des trüben Marktumfelds war das leichte Plus bei der Aktie des Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA) schon „beachtlich“, wie Vrbsky bemerkt. Der Kurs (WKN 875773) legte nach Veröffentlichung der Halbjahreszahlen etwas zu, aktuell kostet die Aktie bei 7,18 Euro. Die Zahlen der zweitgrößten spanischen Bank seien mit einem Nettogewinn von 2,34 Milliarden Euro für die ersten sechs Monate etwas besser als erwartet ausgefallen. „Die Geschäfte in Lateinamerika laufen sehr gut“, erklärt Vrbsky. Überhaupt habe BBVA die Krise in Spanien gut in den Griff bekommen, auch wenn das Finanzinstitut unter dem für spanische Banken verteuerten Zugang zum Kapitalmarkt leide. „BBVA ist eine der solventesten Banken in Europa“, bemerkt Vrbsky und verweist auf den jüngsten Banken-Stresstest.

CS-Zahlen frustrieren

Weniger überzeugend fanden die Anleger offenbar die Quartalszahlen der Credit Suisse Group (WKN 876800), diese wurden mit einem Minus von 2 Prozent quittiert, wie Vrbsky weiter meldet. „Die Zahlen waren überhaupt nicht gut. Außerdem geht die Schweizer Bank davon aus, dass das schwierige Umfeld für das Investment Banking noch bis zum Jahresende anhalten wird.“ Auch umfangreiche Stellenstreichungen seien geplant. „Zudem macht der starke Schweizer Franken der Credit Suisse schwer zu schaffen, dieser schmälert die Gewinne im Euro- und US-Dollar-Raum.“ Die Aktie der Bank, die anders als der Konkurrent UBS eigentlich zu den Gewinnern der Finanzkrise gezählt wird, hat auf Sicht von sechs Monaten 24 Prozent an Wert verloren. © 28. Juli 2011 / Anna-Maria Borse