Auslandsaktien: Zeigt her eure Zahlen

21. April 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Zweifel an der Kreditwürdigkeit der USA, die Debatte um die mögliche Umschuldung der Verbindlichkeiten Griechenlands und überzeugende Ergebnisse vieler Großunternehmen sorgten in dieser Woche den Skontroführern zufolge für das heftige Auf und Ab an den Aktienmärkten rund um den Globus.

Im Handel mit Auslandsaktien gehe es dennoch eher ruhig zu. Die großen Bewegungen seien auch auf die Aktivitäten im elektronischen Handel zurückzuführen. „Viele Anleger haben nach Einbruch der Märkte durch den Warnschuss auf die USA auf weiter sinkende Preise gesetzt und sind durch den schnellen Erholungskurs auf dem falschen Fuß erwischt worden“, vermutet Walter Vorhauser. Um die höheren Risiken abzubauen und mehr oder weniger schadlos durch die Kehrtwendung aus dem Markt zu kommen, hätten Investoren ihre Short-Positionen schnellst möglich deckeln müssen.

Ausgelöst worden sei die Wende durch gute Ergebnisse vieler Großunternehmen. So hätten die Gewinne von Intel, Apple und Co. dafür gesorgt, dass der Dow Jones in dieser Woche mit 12.450 Punkten den höchsten Stand seit Juni 2008 erreichte.

IBM besser als erwartet

Stadler
Stadler

Mehr Umsatz und höhere Gewinne, das sei das Fazit der jüngsten Ergebnisse von International Business Machines Corp. (WKN 851399). Im ersten Quartal habe der weltgrößte Dienstleister von IT-Services die Erwartungen der Analysten übertroffen und jetzt die Prognosen für das laufende Geschäftsjahr angehoben. „Die starke Nachfrage von Geschäftskunden und der gute Produktstart des Serversystems Power7 hat zum ansehnlichen Resultat beigetragen“, weiß Roland Stadler von der Baader Bank. Beim Nettogewinn gibt es ein Plus von 10 Prozent auf 2,86 Milliarden US-Dollar, verglichen mit demselben Zeitraum im Vorjahr.

Der Gewinn pro Aktie liegt bei 2,41 US-Dollar. „Erwartet worden waren lediglich 2,30 US-Dollar“, berichtet Stadler. Auch die Prognosen für das laufende Jahr seien von IBM angehoben worden. Die Ausschüttung pro Aktie soll 13,15 US-Dollar betragen. Nach Veröffentlichung der Zahlen habe die Aktie zunächst über 2 Prozent nachgegeben. Sorgen bereitete Investoren der schlechte Auftragseingang von minus 14 Prozent. Dieser sei durch weniger staatliche Aufträge begründet.

Johnson & Johnson mit höheren Gewinnerwartungen

Knapp ein Viertel weniger Gewinn als im Jahr zuvor, und dennoch seien die Umsätze für Johnson & Johnson (WKN 853260) über den Erwartungen der Analysten ausgefallen. „Der schwache US-Dollar hat dem Konzern geholfen“, berichtet Vorhauser. Bei den Einnahmen hat der Pharma- und Konsumgüterriese um 3,5 Prozent auf 16,2 Milliarden US-Dollar zulegen können. Die Pharmasparte ist um 7,5 Prozent auf 6 Milliarden US-Dollar gewachsen. Mit einem Plus von 3,3 Prozent auf 6,4 Milliarden US-Dollar sind auch die Umsätze der Medizinsparte besser als im selben Zeitraum des Vorjahres ausgefallen. Federn lassen müssen habe der Bereich der Konsumgüter. „Einige Rückrufaktionen bei frei verkäuflichen Medikamenten waren teuer und minderten die Verkaufserlöse“, weiß Vorhauser. 3,7 Milliarden US-Dollar und 2,2 Prozent weniger als zuvor habe der Bereich in die Kassen von Johnson & Johnson gespült.

Den bereinigten Gewinn des ersten Quartals 2011 gibt das Unternehmen mit 1,35 US-Dollar pro Aktie an. Die Erträge für das gesamte Jahr prognostiziert der Gesundheitskonzern auf 4,90 bis 5,00 US-Dollar pro Aktie. Zudem machten Gerüchte um eine Übernahme des Schweizer Medizinausrüstungs-Herstellers Synthes die Runde. „Sollte der Kauf zustande kommen, rechnen Analysten mit einem Transaktionsvolumen von rund 20 Milliarden US-Dollar. Seit Bekanntgabe der Ergebnisse konnte der Kurs der Aktie um 4-5 Prozent nach oben klettern.

Novartis schwimmt gegen den Strom

Vorhauser
Vorhauser

Der Erfolg neuer Medikamente verhelfen Novartis (WKN 904278) zu überdurchschnittlichen Aussichten. Der Schweizer Pharmakonzern hat seinen Umsatz um 16 Prozent im ersten Quartal 2011 steigern können. „Das ist gegen den allgemeinen Trend in der Branche“, erklärt Walter Vorhauser. Denn der Pharmaindustrie machten derzeit die Sparmaßnahmen vieler Länder bei den Gesundheitskosten zu schaffen. „Auch die Nachahmerprodukte setzen den Unternehmen zu“, beobachtet der Händler. Novartis ernte nun die Früchte der zuletzt eingeführten Arzneimittel. Rund ein Viertel des Umsatzes würden bereits neue Mittel wie Gilenya gegen Multiple Sklerose, der Blutdrucksenker Exforge und das Krebsmittel Tasigna zum Ergebnis beisteuern.

Freude bereiten würde dem Basler Unternehmen zudem die Übernahme des Augenheil-Weltmarktführers Alcon. „Der US-Zuwachs steuert neben guten Produktumsätzen ansehnliche Währungsgewinne zum Ergebnis dazu“, meint Vorhauser. Deutlich weniger als im Vorjahr habe Novartis mit Grippeimpfstoffen verdient. „Eine Schweinegrippe diesen Ausmaßes gab es in diesem Jahr halt nicht“, erklärt Vorhauser. Mit 2,82 Milliarden US-Dollar hat der Konzern zwar 4 Prozent weniger Gewinn gemacht als im gleichen Zeitraum 2010. Entgegen den Erwartungen der Analysten sei der Ertrag mit 2,82 Milliarden US-Dollar dennoch um zwei Prozent höher als erwartet. Der Aktienkurs kletterte nach Veröffentlichung der Ergebnisse um mehr als fünf Prozent nach oben und notiert am Donnerstag bei 40,50 Euro.

Unglück in Japan drückt auf Ergebnisse von Texas Instruments

Mehr Umsatz, weniger Gewinn. So könne man die Ergebnisse von Texas Instruments, kurz TI (WKN 852654), für das erste Quartal zusammenfassen. Dem US-Chiphersteller mache das japanische Unglück zu schaffen. „Zwei Fabriken von TI sind von dem Erdbeben betroffen und produzieren derzeit nicht“, erklärt Roland Stadler. „Davon soll eine demnächst aber wieder anlaufen.“ Zwar seien rund 6 Prozent mehr Umsatz im ersten Quartal erzielt worden, die Gewinne hätten sich aber auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums bei fast 666 Millionen US-Dollar bewegt. Die Katastrophe werde auch im laufenden Quartal ihre Spuren hinterlassen. Viele Fabriken in Japan stünden weiterhin still oder liefen nur auf halber Kraft. Gründe seien die Beschädigung von Werken, Stromausfall, Wassermangel oder das Fehlen von Bauteilen für die Fertigung. Deshalb könne der Konzern keine Prognose für das aktuelle Geschäft abgeben. Die Aktie von TI hatte zwar zunächst um zwei Prozent nachgegeben, konnte sich aber wieder erholen. „Der Markt glaubt offensichtlich an eine nur kurzfristige Schwäche des Konzerns“, vermutet Stadler.

© 21. April 2011 / Iris Merker