Auslandsaktien: Zeit zum Wiedereinstieg in Griechenland?

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30. Mai 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Niedrige Zinsen und hohe Liquidität haben in den vergangenen Monaten für einen regelrechten Run auf Aktien gesorgt: Der japanische und der US-Markt jagen bereits seit Ende 2012 von einem Hoch zum nächsten, auch der DAX hat mittlerweile seine bisherigen Rekordstände hinter sich gelassen. Doch nicht nur wirtschaftsstarke Regionen erfreuen sich steigender Beliebtheit unter Investoren: Auch gegenüber Griechenland, dem einstigen Epizentrum der europäischen Schuldenkrise, scheinen Anleger mittlerweile auf eine Erholung zu setzen.

„Nachdem hier noch vor gar nicht all zu langer Zeit alle einfach nur raus wollten, ist zuletzt wieder richtig Schwung reingekommen“, kommentiert Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler. Eigentlich kein Wunder, spricht doch kaum noch jemand von der Staatspleite oder dem drohenden „Grexit“ – also einem Austritt Griechenlands aus der Eurozone.

Athener Börse legt kräftig zu

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Stadler

Obwohl das Land schon das sechste Jahr in der Rezession steckt und die Arbeitslosenquote mit fast 30 Prozent die höchste in Europa ist, machen griechische Aktien den Aufwärtstrend der internationalen Märkte mit. „Im ersten Quartal entwickelte sich der griechische Aktienmarkt noch rückläufig, seit Anfang April hat der ASE (Athens Stock Exchange General Index) dann in der Spitze um knapp 40 Prozent zugelegt. Aktuell steht immer noch ein Plus von über 20 Prozent zu Buche“, berichtet Roland Stadler von der Baader Bank. Zum Vergleich: Der DAX hat im gleichen Zeitraum 6 Prozent geschafft. Beim Nikkei waren es in der Spitze 30 Prozent, nach den jüngsten Rücksetzern bleibt seit Anfang April ein Plus von rund 13 Prozent.

Und ganz unbegründet sind die griechischen Kursgewinne nicht, immerhin hat die Ratingagentur Fitch dem Land zuletzt „klare Erfolge“ bei der Neuausrichtung der Wirtschaft bescheinigt und die griechische Bonität um eine Stufe angehoben. Die EU-Kommission traut den Hellenen für das kommende Jahr die Rückkehr zu positivem Wirtschaftswachstum zu. „Der griechische Markt ist natürlich ein zweischneidiges Schwert, weil er aktuell viel von der Eurokrisen-Beruhigungsphase profitiert. Für Anleger mit einem längerfristigen Investitionshorizont könnten die aktuellen Niveaus aber einen attraktiven Einstiegszeitpunkt bieten“, meint Stadler.

Turnaround bei Alpha Bank?

Ein Profiteur der Gesamtmarkterholung ist die Aktie der Alpha Bank (WKN 876116), deren Kurs sich seit Anfang April mehr als verdoppelt hat. Das Institut, dass vor zwei Jahren von Ratingagenturen und Analysten noch kurz vor der Pleite gesehen wurde, hat für das erste Quartal 2013 einen Gewinn von 2,8 Milliarden Euro verbucht, verglichen mit einem Verlust im Vorjahreszeitraum von über 80 Millionen Euro. Hauptgrund für den rasanten Ergebnisanstieg ist zwar ein Sonderertrag im Zusammenhang mit der im vergangenen Jahr von der Credit Agricole für einen symbolischen Euro übernommenen Emporiki Bank. Aber auch ohne diesen Effekt bleibt ein Plus von rund 240 Millionen Euro. Auch die Aktie könnte ihren Boden gefunden haben: Von knapp 13,50 Euro Anfang 2008 ist der Kurs innerhalb von vier Jahren bis auf rund 0,20 Euro abgesackt und konsolidiert seither auf dem stark erniedrigten Niveau. Aktuell kostet der Titel 0,60 Euro.

Buchgewinn verschleiert Piraeus-Verlust

Ein Buchgewinn hat auch dem Wettbewerber Bank of Piraeus (WKN 908158) die Bilanz gerettet. Dank Buchgewinnen durch den Kauf griechischer Sparten zyprischer Banken verdiente das zweitgrößte Geldhaus Griechenlands im ersten Quartal 3,6 Milliarden Euro nach 46 Millionen Euro vor einem Jahr. Ohne diesen Sonderposten hat die Bank jedoch netto 336 Millionen Euro verloren. An der Börse kamen die Zahlen dementsprechend weniger gut an: Im Gegensatz zur Alpha Bank-Aktie ist das Papier von Piraeus hinter dem Gesamtmarkt zurückgeblieben und kostet mit 0,19 Euro aktuell genauso viel wie Anfang April.

Ellaktor wieder im Aufwärtstrend?

Ihren Boden bereits gefunden zu haben scheint indes die Aktie des griechischen Bau-, Abfallwirtschaft,- und Infrastrukturunternehmens Ellaktor (WKN 906021). Bereits seit gut einem Jahr steigt die Aktie wieder. „Das Papier kam 2007 von knapp 11 Euro und fiel bis Mitte vergangenen Jahres auf knapp 0,70 Euro. Seitdem geht es aber wieder aufwärts“, berichtet Stadler. Aktuell kostet die Aktie etwas mehr als 2 Euro. Dank einer breiten Aufstellung und der wachstumsstarken Sparten Erneuerbare Energien und Abfallwirtschaft gilt Ellaktor im Vergleich zu reinen Bauunternehmen als defensive Anlage.

© 30. Mai 2013/Karoline Kopp