Baader Bank Investmenthema: "Reich der Mitte zündet Rallye "

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1. August 2014. MÜNCHEN (Bader Bank). Zu den größten Überraschungen an den internationalen Aktienmärkten gehört China. Ungeachtet der Spekulationen über eine Wachstumsverlangsamung, eines Credit Crunch oder eine Immobilienkrise stieg der Hang Seng China Enterprises Index (HSCEI) innerhalb von vier Wochen um mehr als 19 Prozent. Experten wie der Fondsmanager Mark Mobius sind optimistisch, dass der chinesische Aktienmarkt Potenzial für weitere 20 Prozent hat. Er steht damit im krassen Gegensatz zu John-Paul Smith, Analyst der Deutschen Bank, der davor warnt, dass die steigende Verschuldung der Volksrepublik eine Gefahr für die wirtschaftliche Stabilität sei. Auch der als einer der besten China-Analysten geschätzte David Cui von Bank of America warnt wegen der steigenden Verschuldung und des Rückgangs des Cashflow vor einem Investment in China.

Trotz des Pessimismus ist der chinesische Aktienmarkt in den vergangenen Wochen stark gestiegen. Als Grund für diesen Turnaround sehen einige Experten die Lockerung der Kreditvergabe durch die chinesische Zentralbank. Die Zentralbank des Landes hat Anfang April den Mindestreservesatz für einige Institute um 50 Basispunkte gesenkt, um zu verhindern, dass das Wachstum im laufenden Jahr unter das Niveau von 7,5 Prozent fällt. Bereits im April hatte sie den Mindestreservesatz für in ländlichen Regionen tätige Geschäftsbanken und Kreditgenossenschaften gesenkt. Nach Ansicht von Mobius sind wegen der niedrigen Bewertungen staatliche Banken und Energiefirmen attraktiv. Der Fondsmanager verweist darauf, dass die Regierung in Peking plane, staatlich dominierte Industriezweige zu öffnen.

Die Regierung in Peking und andere Regionen in China haben die Ausgaben für Infrastrukturprojekte angehoben und die Reserveanforderungen für Banken gesenkt. Außerdem wurde einigen lokalen Regierungen erlaubt, den Kauf von Immobilien zu erleichtern, damit sich eine Korrektur am Immobilienmarkt nicht negativ auf die Realwirtschaft auswirkt.

Auch nach dem Kursanstieg werden die sogenannten H-Aktien, also Dividendenpapiere von Unternehmen vom Festland, die an der Börse in Hongkong notiert sind, auf Sicht von zwölf Monaten mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 7,3 bewertet. Damit weist China nach Angaben von Bloomberg hinter dem russischen Micex Index die niedrigste Bewertung eines Schwellenlandes auf. Auf den Kauflisten der Anleger standen in den vergangenen Wochen Werte wie PetroChina, Industrial & Commercial Bank of China und die Bank of China, die in dem H-Share-Index HSEI besonders hoch gewichtet sind. Anleger versprechen sich eine große Nachfrage von Investoren, nachdem Präsident Xi Jinping angekündigt hat, dass China die börsennotierten Staatsunternehmen auch für Privatinvestoren öffnen wolle.

Investoren vom chinesischen Festland sind allerdings weniger enthusiastisch als die Investoren aus Hongkong oder dem Ausland. So liegt die Bewertung der Aktien von PetroChina in Shanghai um 12 Prozent niedriger als in Hongkong. Mit einem Abstand von 13 Prozent erreichte der Discount unlängst ein neues Rekordniveau. Bewertungsunterschiede sind auch bei anderen Blue Chips zu beobachten. So sind China Petroleum & Chemical auf dem Festland um 17 Prozent preiswerter als in Hongkong. Die Agricultural Bank of China Ltd. wird mit einem Rabatt von 18 Prozent gehandelt.

Nach Ansicht von Mobius ist die Bewertung von Staatsunternehmen sehr attraktiv. PetroChina wird beispielsweise nur mit einem KGV von 12 bewertet, während die Konkurrenten laut Angaben von Bloomberg eine durchschnittliche Bewertung von 20 ausweisen. Die Industrial & Commercial Bank of China, Chinas größtes Kreditinstitut, weise ein Preis-zu-Buchwert-Verhältnis von 1,07 auf. Das sei die Hälfte ihres historischen Durchschnitts. Die Banken sollten auch von den neuen Regeln der chinesischen Finanzmarktaufsicht (CSRC) zur Ausgabe von Vorzugsaktien profitieren. Die neuen Regeln sollen es den Geldinstituten erleichtern, die weltweit geltenden strengeren Kapitalanforderungen nach Basel III zu erfüllen. Die Vorzugsaktien vereinen Elemente von Stammaktien und Anleihen. Die Aktionäre erfahren eine Vorzugsbehandlung bei der Gewinnbeteiligung und im Fall einer Liquidation des Unternehmens.

Anleger haben die Möglichkeit, mit einem Indexzertifikat der Société Générale (WKN 815813) auf den HSCEI diversifiziert in die H-Aktien des chinesischen Aktienmarktes zu investieren. In den zurückliegenden vier Wochen ist der Kurs um etwas mehr als 10 Prozent gestiegen. Binnen eines Jahres liegt das Plus bei 15 Prozent. Bei dem Zertifikat fällt keine Managementgebühr an.

Von der Société Générale Tochter Lyxor wird auch ein Indexfonds (Exchange Traded Fund) auf den HSCEI angeboten. Der Lyxor UCITS ETF China Enterprise (HSCEI) – C-EUR (ISIN FR0010204081) weist Kosten von 0,65 Prozent aus. Innerhalb von vier Wochen kam der ETF auf einen Gewinn von 11,1 Prozent.

Festlandaktien weisen für die zurückliegenden Wochen sogar eine noch bessere Performance auf. So legte das China A-Shares Tracker-Zertifikat der Royal Bank of Scotland NL0000764439) binnen eines Monats mehr als 15 Prozent zu. Das Zertifikat bildet die Entwicklung des iShares FTSE/Xinhua China 25 Basket ETF ab. A-Aktien werden an der Shanghai Stock Exchange oder der Shenzhen Stock Exchange gehandelt und stehen lizensierten ausländischen Anlegern offen. Diese Papiere werden in Renminbi gehandelt. Der ETF ist auch als iShares China Large Cap UCITS ETF (WKN A0DPMY) direkt investierbar. Um 12,5 Prozent hat sich der ETF-Kurs in den zurückliegenden vier Wochen verbessert.

Für Anleger, die gezielt in den chinesischen Finanzsektor investieren wollen, bietet sich bei den Anlagezertifikaten das Hang Seng China H-Financials Index Indexzertifikat der RBS (ISIN NL0000757409) an, das die Blue Chips unter den Finanzwerten abbildet, die an der Börse in Hongkong gehandelt werden. Dazu gehören Schwergewichte wie China Life Insurance, China Minsheng Banking oder auch die Bank of China. Innerhalb von vier Wochen konnte sich der Kurs um 8 Prozent verbessern. Seit Ende Juli 2013 verzeichnet das Zertifikat einen Gewinn von mehr als 19 Prozent.

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von Baader Bank, München
© 1. August 2014

Dies ist ein Ausschnitt aus dem Newsletter „Zertifikate-Börse“ der Baader Bank. Der komplette Newsletter ist über deren Homepage www.baaderbank.de abruf- und abonnierbar.

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