Baader Bond Markets: "Brüssel und Berlin streiten ums Eingemachte "

stopp+klaus+120x125.jpg
Stopp

26. November 2015. MÜNCHEN (Baader Bank). Es war wohl auch der EU-Kommission klar, dass das, was sie da auftischt, besonders in Berlin als schwer verdaulich angesehen wird. So geht Brüssel mit einem Vorschlag zum europaweiten Schutz von Spargeldern auf Konfrontationskurs zu Deutschland. Nach den Vorstellungen der Kommission sollen Europas Kreditinstitute von 2017 an schrittweise in einen gemeinsamen Topf einzahlen, der die Ersparnisse von Bankkunden im Fall einer Bankenpleite europaweit absichern würde. Im Gegensatz zu den beruhigenden Signalen der jüngsten Vergangenheit aber soll es dabei keine Ausnahmen für deutsche Volksbanken und Sparkassen geben. So hat es die EU-Behörde am Dienstag in Straßburg vorgeschlagen.

Jahr für Jahr soll der Sicherungstopf aufgefüllt werden, so dass ab 2024 bei einer Bankenpleite die Einlagen auf Konten und Sparbüchern in Höhe von 100.000 Euro pro Kunde garantiert werden können. Bisher haften die einzelnen Staaten für diese Summe. Die deutschen Bankengruppen verfügen bereits über eigene Sicherungssysteme, die marode Institute innerhalb der jeweiligen Gruppe im Pleitefall auffangen können. Aus diesem Grund läuft die gesamte deutsche Kreditwirtschaft Sturm gegen die Brüsseler Pläne, bei denen es schließlich ums Eingemachte geht. So bezeichnete es der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Georg Fahrenschon, im Deutschlandfunk als „die zentrale Lehre“ der Finanzmarktkrise, damit aufzuhören, dass „die einen“ irgendwo auf der Welt Risiken eingehen, weil sie genau wissen, dass die Steuerzahler oder die Nachbarn sie dann zu Hause rauspauken würden. Der Europaabgeordnete Michael Theurer (FDP) sprach gar von einer „faktischen Enteignung der deutschen Bankkunden“ und einer „Transferunion durch die Hintertür“.

Auch Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat sich in die Debatte eingemischt und die Pläne zum europaweiten Schutz von Spargeldern kritisiert. Die Voraussetzungen für eine europäische Einlagensicherung seien nicht erfüllt, sagte er der „Bild-Zeitung“. Der Zustand der nationalen Bankensysteme hänge noch stark von der nationalen Finanz- und Wirtschaftspolitik ab, argumentiert Weidmann. Zum Beispiel seien Insolvenzen von Unternehmen und Verbrauchern in den einzelnen Ländern unterschiedlich geregelt. Bei einer gemeinsamen Einlagensicherung könnten die Folgen von falschen Politikentscheidungen auf alle Sparer in der Währungsunion abgewälzt werden, so Weidmann.

EU-Kommissar Jonathan Hill sagt indessen, dass die Teilnahme an dem europäischen Topf für alle Banken verpflichtend sei und signalisiert anschließend immerhin ein gewisses Entgegenkommen. Da es in Deutschland und Österreich besondere, historisch gewachsene Bankmodelle gebe, wolle Brüssel dem „Rechnung tragen“. Aus diesem Grund sollen sich die Beiträge der Banken zum Fonds nach dem Risiko ihres Geschäftsmodells richten. Sichere Banken werden demnach geringere Beiträge zahlen und risikoträchtige Banken höhere Beiträge. Unterm Strich sollen auf diese Weise 0,8 Prozent der gesamten Kundengelder von Banken in Europa abgesichert werden, das entspräche einer Summe von 43 Milliarden Euro.

Da der Vorschlag einer gemeinsamen EU-Einlagensicherung nur dann Gesetz wird, wenn EU-Parlament und EU-Staaten zustimmen, ist aufgrund des Widerstands aus Deutschland eine heftige Debatte zu erwarten, in deren Rahmen hoffentlich Brüssel Änderungen abgetrotzt werden. Es könnte aber auch sein, dass anderen Euroländern, wie zum Beispiel Italien, die Pläne nicht weit genug gehen. Dort herrscht in den nationalen Sicherungstöpfen gähnende Leere. Wie voll die deutschen Töpfe sind, wissen wir allerdings auch nicht. Der Bundesverband deutscher Banken hält sich bei der Frage ausdrücklich bedeckt, ähnlich wie die Genossenschaftsbanken oder die Sparkassen, die allein 13 verschiedene solcher Fonds betreiben. Die Information, dass seit seinem Entstehen in den 1970er Jahren noch nie ein Kunde seine Einlagen verlor, soll die Anleger in Sicherheit wiegen.

Rom schließt Milliarden-Lücke bei Banken

Bereits seit 2013 stehen vier italienische Banken unter der Sonderverwaltung der Notenbank. Nun hat Rom die Finanzierungslücke in Höhe von insgesamt 2,2 Milliarden Euro, welche die Institute aufweisen, geschlossen.

Am Sonntagabend beschloss die italienische Regierung ein entsprechendes Gesetzesdekret zur Rettung der vier Banken, dem die EU-Kommission ihr Plazet erteilt hat. Brüssel hatte das ursprüngliche Vorhaben aus Rom abgelehnt, die Banca Marche, die Cassa di Risparmio di Ferrara, die Popolare Etruria und die CariChieti mit einem Bankenfonds zu retten. Die EU-Kommission hatte befürchtet, dass dabei Steuergelder eingesetzt würden.

Entsprechend des Regierungsdekrets müssen nun die großen Banken den vier angeschlagenen Instituten beispringen. Unter Führung der Banca d’Italia sollen Intesa, Unicredit und Ubi per Überbrückungsfinanzierung in zwei Tranchen aushelfen. In der Folge wird ein „Lösungsfonds“ der Notenbank etabliert, der über ein Volumen von rund 3,6 Milliarden Euro verfügen soll.

Damit ist es Rom gelungen, die Bankenrettung der vier betroffenen Institute zu besiegeln, bevor im Januar die Regel zur Gläubigerbeteiligung („Bail-in“) in Kraft tritt – und das ohne öffentliche Beihilfe. Doch das Installieren eines „Lösungsfonds“ bedeutet neue Belastungen für die Großbanken, die jetzt einspringen müssen. Zumal für die faulen Kredite, die darüber hinaus in den Bilanzen liegen, keine Lösung gefunden wurde. Und diese Problemkredite summieren sich inzwischen auf immerhin knapp 200 Milliarden Euro.

Erhöhung der Dosis statt Neumedikation?

Oftmals wird die vorweihnachtliche Zeit auch als die besinnliche Zeit bezeichnet. Als Synonyme für „besinnlich“ werden gemäß Duden auch Worte wie beschaulich, tiefsinnig und gedankenvoll genannt. Diese Worte umschreiben die wünschenswerte Vorgehensweise bei der am kommenden Donnerstag anstehenden Entscheidung der Europäischen Notenbank (EZB).

Obwohl man inzwischen den Eindruck gewinnen kann, dass die Herabsetzung des EZB-Einlagenzinses um 20 Basispunkte bereits beschlossen ist, erinnert vieles an einen wilden Aktionismus. Leitzinsänderungen werden sehr häufig auch als Medizin für die Kapitalmärkte bezeichnet, doch ein Arzt wäre ein schlechter Vertreter seiner Zunft, wenn er für die fehlende Heilung die Dosierung der Medizin und nicht die falsche Medikation verantwortlich machen würde. Viele Medikamente benötigen auch eine gewisse Zeit bis sie wirken und somit sollte man sich geduldig zeigen. Auch besteht durch eine permanente Erhöhung der Dosis bzw. in unserem Fall durch eine wiederholte Senkung des Leitzinses die Gefahr, eine Abhängigkeit bei den Bedürftigen und zu einem späteren Zeitpunkt Entzugserscheinungen zu erzeugen. Diese müssten wiederum mit neuen Medikamenten bekämpft werden. Die Kunst der Geldpolitik besteht also darin, die Maßnahmen zum rechten Zeitpunkt zu beenden und so den angestoßenen Heilungsprozess erfolgreich abzuschließen.

Doch in diesem Fall spielen seitens der Notenbanker noch ganz andere Überlegungen eine Rolle. Erstens wird durch das nochmalige Absenken des Einlagenzinses der Spielraum für den Ankauf von Staatsanleihen automatisch erweitert. Denn unter dem Leitzins – von aktuell -0,20 Prozent – rentierende Anleihen sind vom Ankauf durch die Notenbanken ausgeschlossen. Bei einer Absenkung auf -0,40 Prozent würden auch wieder Anleihen mit kurzen Restlaufzeiten angekauft werden können. Und zweitens werden die Banken zur Vermeidung von Strafzinsen gezwungen, ihre liquiden Mittel in Staatsanleihen anzulegen. Damit wird die Masse der zur Verfügung stehenden Anleihen nochmals künstlich verringert, was wiederum zu einer Reduzierung der zu erzielenden Rendite und somit zu geringeren Refinanzierungskosten für die Staatsregierungen führt. Vieles erinnert hierbei an ein Schneeballsystem!

Aber wir müssen uns bis zum kommenden Donnerstag gedulden, denn erst dann werden wir erfahren, ob die EZB-Notenbanker Brillen zum Ausgleich für Kurz- oder Weitsichtigkeit tragen.

Griechische Banken schöpfen Rettungshilfe nicht ganz aus

Man freut sich dieser Tage ja schon über die kleinen Lichtblicke. So werden die 10 Milliarden Euro, die vom Euro-Rettungsschirm ESM zugunsten der griechischen Banken bereitgestellt wurden, voraussichtlich nicht ganz ausgeschöpft werden. Diplomaten sprachen von rund 6 Milliarden Euro, die für Finanzspritzen an die Geldhäuser in Hellas nötig seien.

Insgesamt stellt der ESM für Griechenland bis zu 12 Milliarden Euro zur Verfügung, wovon 2 Milliarden Euro direkt in den Athener Haushalt fließen. Dies stellt freilich nur eine kleine Etappe dar. So wird die Eurogruppe mit Athen über weitere Reformen und über die erste Überprüfung des im Sommer gestarteten Programms sprechen müssen. Laut Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem können Verhandlungen über Schuldenerleichterungen erst Anfang kommenden Jahres beginnen. Der gigantische Schuldenberg Griechenlands droht indessen auf rund 200 Prozent der Wirtschaftsleistung zu wachsen. Erlaubt wären nach den Maastricht-Kriterien aber höchstens 60 Prozent. Ein Autofahrer, der eine solche Tempoüberschreitung begehen würde, wäre seinen Führerschein sicherlich für immer los. Aber Politiker denken anders und erfreuen sich an den kleinen Dingen des Lebens!

Heta-Gläubiger gewähren Kärnten Aufschub

Die Gläubiger der Nachfolgegesellschaft und Bad Bank der einstigen Hypo Alpe Adria, Heta, gewähren dem österreichischen Bundesland Kärnten mehr Zeit, um seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. Kärnten muss demnach seine Garantieverpflichtungen für die Heta nicht sofort in bar begleichen, sondern kann dies auch über einen längeren Zeitraum strecken. Damit reagiert eine Gruppe von zehn internationalen Finanzhäusern, die nach eigenen Angaben noch über Forderungen gegenüber der Heta von mehr als 2,5 Milliarden Euro verfügen, auf die klamme Situation des Bundeslandes.

Kärnten hatte sich selbst als überschuldet bezeichnet, was die Gläubigergruppe als unrichtig zurückweist. Das Bundesland sei mit der angebotenen Unterstützung durch den Bund durchaus in der Lage, alle Verpflichtungen gegenüber den Gläubigern einzuhalten, so die Argumentation. Die Gruppe will zwar weiterhin ihre Forderungen im vollen Umfang aufrechterhalten. Man werde aber nun einen Vorschlag machen, die „Ansprüche gegenüber der Heta und Kärnten auf eine schuldnerfreundliche Art zu restrukturieren“, teilte die Gläubigergemeinschaft mit.

Die einstige Krisenbank Hypo Alpe Adria hatte sich jahrzehntelang mit Garantien des Landes Kärnten günstiges Geld besorgt. Nun haftet das Bundesland noch mit rund 11 Milliarden Euro für die Heta. Die Gläubigergruppe verweist mit Blick auf den Rechnungsabschluss 2014 darauf, dass Kärnten über ein verwertbares Vermögen von rund 2,8 Milliarden Euro verfügt und rechnet auch damit, dass die Verwertung des noch bestehenden Heta-Vermögens mindestens 5 bis 6 Milliarden Euro einbringen dürfte.

Allianz sagt der Kohle Adieu

Die Allianz verabschiedet sich von ihren Kohle-Investments. So will sich der Versicherungskonzern nicht mehr in Bergbau- und Energieunternehmen engagieren, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes beziehungsweise ihrer Energieerzeugung aus Kohle generieren. Binnen sechs Monaten will die Allianz sich von entsprechenden Aktien trennen, die Anleihen dieser Emittenten werden allerdings bis zur Endfälligkeit gehalten, aber Neuengagements sollen nicht mehr eingegangen werden. Insgesamt wird das Engagement der Allianz in den betroffenen Bergbau- und Energieunternehmen auf rund 4 Milliarden Euro geschätzt. Etwas unverständlich mutet die Ankündigung an, die betroffenen Papiere innerhalb eines halben Jahres zu verkaufen. Könnte doch genau eine solche Ankündigung die Kurse nach unten drücken. Allerdings soll das Aktien-Engagement des Versicherers in diesem Bereich nicht besonders groß sein, während Corporate Bonds den Löwenanteil der 4 Milliarden Euro ausmachen sollen. Dennoch ist das Signal, das von dem Schritt der Allianz ausgeht, nicht zu unterschätzen.

Denn wenn sich kurz vor Beginn der Klimakonferenz in Paris ein solcher Konzern von Firmenwerten trennt, deren Geschäftsmodell auf fossilen Energieträgern basiert, so erachtet man diese offenbar als unrentabel und somit als nicht mehr zukunftsfähig. Insbesondere einem Versicherer sollte klar sein, dass der Klimawandel und der damit verbundene Versicherungsschaden nur dann zu begrenzen ist, wenn ein Großteil der bekannten Vorräte an Öl, Gas und Kohle im Boden bleiben wird.

Allerdings dürfte sich die Umweltfreundlichkeit der Allianz bei der Entscheidung auch in Grenzen halten. Vielmehr ist anzunehmen, dass hinter dem Schritt reines betriebswirtschaftliches Kalkül steckt und der Konzern bei diesen Investments davon ausgeht, dass aufgrund einer strenger werdenden Regulierung diese Assets zu großen Verlusten führen könnten.

Die Kurse der Corporate Bonds der Kohleerzeuger ficht die Nachricht zunächst nicht an, wie das Beispiel einer RWE-Anleihe (WKN: A1HR28) zeigt. Der Titel mit Laufzeit 1/2024 notiert mit ca. 106,64 Prozent wieder über seinem Jahrestief von 99,75 Prozent, das am 17. September erreicht wurde, allerdings auch deutlich unter dem Zwölfmonatshoch bei 118,35 Prozent vom 11. März.

MasterCard mit Hattrick

Was haben der Kreditkartenriese MasterCard Inc. und der ein oder andere Profifußballer gemeinsam? Nicht viel möchte man auf den ersten Blick vermuten. Doch wie ein guter Mittelstürmer einen Hattrick anstrebt, so netzte MasterCard gleich drei neue Anleihen am Primärmarkt ein und sicherte sich so frisches Kapital für das Weihnachtsgeschäft.

Der Hattrick umfasst insgesamt ein Volumen von 1,65 Milliarden Euro. Die erste Tranche ist eine 7-jährige Anleihe (A18VCX) im Volumen von 700 Millionen Euro mit einer Fälligkeit am 01.12.2022. Der Anleger erhält dabei einen jährlichen Kupon in Höhe von 1,10 Prozent. Das Papier wurde mit +70 bps über Mid Swap gepreist, was einen Ausgabepreis von 99,459 Prozent ergab.

Bei der zweiten Tranche handelt es sich um eine 12-jährige Anleihe (A18VCY) im Volumen von 800 Millionen Euro. Das Unternehmen zahlt dem Investor bis zum Laufzeitende am 01.12.2027 jährlich Zinsen in Höhe von 2,10 Prozent. Der Bond wurde mit +107 bps über Mid Swap gepreist, was einem Ausgabepreis von 99,622 Prozent entsprach.

Bei der dritten Anleihe im Bunde handelt es sich um eine 15-jährige Anleihe (A18VCZ) im Volumen von 150 Millionen Euro. Das Papier ist mit einem jährlichen Kupon in Höhe von 2,50 Prozent ausgestattet. Die Anleihe, die am 1.12.2030 endfällig sein wird, wurde mit 99,74 Prozent oder +125 bps über Mid Swap gepreist. Alle hier beschriebenen Anleihen verfügen über ein optionales Sonderkündigungsrecht zu Gunsten des Emittenten (Make-Whole-Option) und zielen wegen des Mindestanlagebetrages von 100.000 Euro insbesondere auf institutionelle Anleger ab.

Aber auch das in der Lebensmittelbranche tätige Unternehmen Danone SA zeigte sich am Primärmarkt aktiv. Das Unternehmen refinanzierte 750 Millionen Euro mittels einer 9-jährigen Anleihe (A18VGF) und zahlt dafür jährlich bis zum Laufzeitende am 30.05.2024 einen Kupon von 1,25 Prozent. Die Anleihe wurde bei 99,228 Prozent gepreist, was einen Emissionsspread von +67 bps über Mid Swap ergab. Der Bond verfügt ebenfalls über ein optionales Sonderkündigungsrecht zu Gunsten des Emittenten (Make-Whole-Option). Auch Danone hat sich bei dieser Anleihe für eine Mindeststückelung von 100.000 Euro entschieden.

Und wöchentlich grüßen neue Krisen und die Notenbanken

Thanksgiving wird traditionell am vierten Donnerstag des Monats November gefeiert und stellt einen der wichtigsten und beliebtesten Feiertage in den USA dar.
Doch nicht nur bei den Feierlichkeiten an diesem Tag treten Unterschiede zwischen den USA und Europa zu Tage, sondern auch in der zukünftigen geldpolitischen Ausrichtung werden diese immer deutlicher. Und genau diese Thematik sorgt permanent für Bewegung am Rentenmarkt. Nach den Gewinnen der vergangenen Tage und Wochen starteten deutsche Staatsanleihen mit Verlusten in die neue Handelswoche, der richtungsweisende Euro-Bund-Future fiel bis auf 157,15 Prozent. Doch dies war nur eine kurzweilige Gegenbewegung, denn im weiteren Handelsverlauf drehte die Stimmung und das Rentenbarometer begann erneut mit seiner Klettertour. Auslöser war zum einen der Abschuss des russischen Flugzeuges. Die daraus resultierende geopolitische Verunsicherung sorgte für erhöhte Nachfrage bei deutschen Bonds als sicherer Hafen. Zum anderen waren es abermals Spekulationen um die künftige Geldpolitik der EZB, die für steigende Bundkurse sorgten und das Zinsbarometer in die Höhe trieben. In der Folge stieg der Euro-Bund-Future bis auf 158,37 Prozent und markierte damit ein neues Novemberhoch. Aufgrund des Feiertages in den USA und im Vorfeld der EZB-Sitzung in der nächsten Woche wäre eine sinkende Umsatztätigkeit nicht verwunderlich. Zur Stunde notiert der Dezember-Kontrakt bei 158,27 Prozent, was einer Bundrendite von 0,47 Prozent entspricht.

Charttechnisch ist der erste nennenswerte Widerstand bei 158,60 Prozent, dem Hoch vom 28.10.2015, zu vermelden. Nach unten blickende Investoren halten einen erneuten Test des Tiefkurses vom Wochenstart bei 157,15 Prozent für möglich.

Bund technisch unterzeichnet

In dieser Handelswoche haben sich in der Eurozone die Neuemissionen und die Rückzahlungen annähernd die Waage gehalten. Einer Rück- und Kuponzahlung i.H.v. ca. 17 Milliarden Euro stehen Mittelaufnahmen von ca. 18 Milliarden Euro gegenüber. So stockten mit Belgien (A1ZUS1 / 2025 ; 230386 / 2028), den Niederlanden (A1ZY9A / 2025), Finnland (A1Z5VZ / 2025), Portugal (A1ZU1M / 2025) und Italien diverse Staaten Altemissionen auf. Aber auch Deutschland erhöhte am gestrigen Mittwoch das Emissionsvolumen der aktuellen 10-jährigen Bundesanleihe (110238) um 3 Milliarden Euro auf insgesamt 23 Milliarden Euro. Hierbei wurden allerdings lediglich Kaufaufträge für nominal 2,367 Milliarden Euro erteilt, so dass die Anleihe technisch unterzeichnet war. Die Zuteilung erfolgte dennoch zu einer Durchschnittsrendite von 0,49 Prozent und die nicht unmittelbar zu platzierende Nominale von 923 Millionen Euro wurde als Marktpflegequote in den Bestand des Bundes eingebucht.

In den USA hingegen wurde in der feiertagsbedingt verkürzten Handelswoche wieder aus dem Vollen geschöpft. Investoren konnten somit insgesamt für 212 Milliarden US-Dollar Wertpapiere tendern und hierbei zwischen Laufzeiten von 4 Wochen, 3 bzw. 6 Monaten sowie 5 und 7 Jahren wählen. Die ebenfalls emittierten T-Notes mit einer Laufzeit von 2 Jahren wurde als Straight Bond und als Floater angeboten.

Rabattaktionen beim Euro

In Amerika ist heute Feiertag und damit Ruhe vor dem morgen anstehenden Sturm, denn dann ist Black Friday. Hierbei handelt es sich um den Beginn der Weihnachtseinkaufssaison, an dem die Geschäfte mit hohen Rabatten und Sonderaktionen werben.

Im Gegensatz dazu hat beim Euro gegenüber dem US-Dollar schon zu Beginn dieser Handelswoche der Ausverkauf begonnen. So verbilligte sich die Gemeinschaftswährung von 1,0762 auf 1,0591 US-Dollar. Der Mann mit den größten Rabatten war in diesem Fall EZB-Chef Mario Draghi, der damit warb, dass alles getan wird, um die Inflationsrate so schnell wie möglich zu beschleunigen.

Die Angst vor weiteren Terroranschlägen brachte zwar etwas Unsicherheit in den Markt, jedoch schlug sich dies nicht negativ auf die Währung der Euroländer nieder. Daher konnte sich diese auch bis gestern wieder vorübergehend auf ein Niveau von 1,0689 US-Dollar berappeln, um anschließend
bis auf 1,0565 US-Dollar zu fallen. So billig war die Gemeinschaftswährung seit April diesen Jahres nicht mehr. Aktuell notiert sie bei 1,0610 US-Dollar.

Aber bereits am 3. Dezember kann es zu weiteren Euro-Rabattaktionen kommen. Dann hat Mario Draghi seinen großen Auftritt und anschließend wird die Fed-Chefin Janet Yellen vor einem Ausschuss des Kongresses sprechen und hierbei möglicherweise Anhaltspunkte zur nächsten Zinssitzung preisgeben.

Auf der Suche nach Weihnachtsschnäppchen griffen Privatanleger in dieser Handelswoche verstärkt bei Anleihen auf US-Dollar, türkischen Lira und russischen Rubel zu.

Klaus Stopp ist Leiter des Market Making Bonds der Baader Bank. Bitte beachten Sie den Disclaimer der Baader Bank.

Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.

Baader Bank AG © 26. November 2015