Baader Bonds Markets: "Fed mit der Geldpolitik der "ruhigen Hand""

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Stopp

18. Dezember 2014. München (Baader Bank). Am gestrigen Abend war es wieder soweit. Janet Yellen, die Präsidentin der amerikanischen Notenbank, trat vor die Presse, um die Ergebnisse einer zweitägigen Tagung des Offenmarkt-Ausschusses zu präsentieren. Wurde in der Vergangenheit oftmals auf Äußerlichkeiten der Fed-Präsidenten geachtet, so hat man bei diesem letzten Treffen des Jahres insbesondere die Rhetorik unter die Lupe genommen.

Der Hinweis, dass man die Normalisierung der Geldpolitik geduldig abwarten könne, wird in Fachkreisen als Vorbereitung auf eine wann auch immer anstehende Zinsanhebung gedeutet. Gleichzeitig wurde auch angemerkt, dass das frühe Bekenntnis zu langfristig niedrigen Zinsen diesem Vorsatz nicht entgegensteht. Somit zeichnet sich ab, dass die Notenbanker nichts überstürzen möchten. Zwar ist die Konjunktur durchaus als robust zu bezeichnen und der fallende Ölpreis kommt den Unternehmen zu Gute. Doch alles hat zwei Seiten und so leiden die USA durch „Fracking“ ebenfalls unter dem Ölpreisverfall, nur eben anders. Denn die Fracking-Industrie finanziert sich größtenteils über Anleihen, die als hochriskant zu bezeichnen sind. Um die dafür ausgelobten Zinsen zahlen zu können, müssen Gewinne erzielt werden und diese sind bei Produktionskosten über dem Verkaufspreis nicht möglich. Dadurch kann es zu unkalkulierbaren Folgen für das Finanzsystem kommen, da das Platzen der Frackingblase – in der Phase hin zur Normalisierung der amerikanischen Geldpolitik – Gift wäre.

Somit ist die Fed gut beraten, an der Politik der ruhigen Hand festzuhalten, nichts zu überstürzen und die Bedenken nicht zuletzt mittels der Rhetorik zu bekämpfen. Dies scheint zumindest am gestrigen Abend gelungen zu sein. Eine Fortsetzung der Diskussion ist im nächsten Jahr vorprogrammiert!

US-Dollar-Bonds auf den Wunschzetteln der Anleger

In Erwartung einer baldigen Zinswende in den USA und in Anbetracht des steigenden Währungskurses sind auf US-Dollar lautende Anleihen stark gefragt. Dies gilt sowohl für Staatsanleihen als auch für Corporate Bonds, die alle auf oder nahe ihrer Jahreshöchststände notieren.

Wie am Beispiel eines Titels, der bis 11/2019 läuft (WKN A1APT1), deutlich wird, rentieren die gefragten US-Treasuries im fünfjährigen Bereich derzeit mit ca. 1,56 Prozent. Im langfristigen Bereich mit Laufzeiten von rund 21 Jahren ergibt sich derzeit eine Rendite von ca. 2,43 Prozent – etwa bei einer US-Staatsanleihe, die 2/2036 fällig wird (WKN A0GM7Y). Der Kurs bewegt sich hier mit ca. 134,20 Prozent nahe seinem Jahreshoch.

Bei Unternehmensanleihen stand in dieser Woche unter anderem eine Anleihe von BMW US Capital (WKN A1ZJK1) auf den Wunschzetteln der Anleger. Das Papier, das 1/2020 zurückgezahlt wird, wirft bei einem Kursniveau von derzeit rund 100,85 Prozent eine Rendite von ca. 2,07 Prozent  ab. Gefragt war auch ein Corporate Bond von Goldman Sachs (WKN A1HE59) mit Fälligkeit 1/2023, der sich auf einem Kursniveau von 101,70 Prozent nahe seinem Jahreshoch bewegt. Dies kommt einer Rendite von rund 3,40 Prozent gleich. Ähnlich verhält es sich mit einem Titel von Apple (WKN A1HKKX), der bis 5/2023 läuft und bei ca. 97,15 Prozent notiert. Das Papier wirft eine Rendite von rund 2,80 Prozent ab.

Hinweis: Bitte beachten Sie, dass durch Änderungen der Devisenkurse sich auch zwangsläufig die genannten Renditen sowohl positiv als auch negativ verändern!

Rubel-Anleihen sacken auf Jahrestiefstände ab

Der tiefe Fall des Rubels hat sich massiv auf Anleihen ausgewirkt, die auf die Währung der russischen Föderation lauten. Dem Absturz folgte gestern teilweise eine leichte Erholung der Kurse.

Der Kursverfall wird beispielhaft an einer bis 2/2019 laufenden russischen Staatsanleihe deutlich (WKN A1G3F7), die mit ca. 77,00 Prozent nahe an ihrem Jahrestief notiert. Wie riskant eine solche Anlage inzwischen an den Märkten gesehen wird, macht auch die auf ca. 16,27 Prozent gestiegene Rendite deutlich. Auch länger laufende Titel sackten auf ihre Jahrestiefstände ab, wie an einer russischen Staatsanleihe (WKN A1HR1J) mit Fälligkeit 8/2023 abzulesen ist. Der Kurs fiel sogar unter 68 Prozent ab, um sich anschließend auf ein Kursniveau von 71,50 Prozent zu erholen. Die Rendite beträgt auf diesem Niveau rund 12,80 Prozent.

Auch die auf Rubel lautenden Anleihen anderer Emittenten wurden von der Entwicklung mitgerissen. So bewegt sich derzeit eine Rubel-Anleihe der Europäischen Investitionsbank (WKN A0NWU6) mit ca. 86,615 Prozent auf ihrem Jahrestief, was einer Rendite von ca. 13,27 Prozent entspricht. Auch ein Rubel-Bond der Rabobank (WKN A1HDZN) hatte vergangene Woche mit 74,26 Prozent ein neues Jahrestief erreicht, um in dieser Woche wieder auf rund 78 Prozent zurückzukommen. Dies bedeutet eine Rendite von ca. 11,70 Prozent.

Gestern hat die russische Regierung damit begonnen, ihre Devisenreserven zu verkaufen. Der Kurs des Rubels reagierte sofort und legte um knapp 5 Prozent gegenüber dem US-Dollar zu. Ein US-Dollar kostete zuletzt etwa 60 Rubel. Am Vortag war die Währung, die wegen des Ölpreisverfalls seit Monaten unter Druck steht, wegen panikartiger Verkäufe an den Devisenmärkten zeitweise auf fast 80 Rubel zum US-Dollar eingebrochen. Auch nach der Intervention vom Mittwoch ist der Rubel immer noch etwa 12 Prozent weniger wert als zu Wochenbeginn. Eine drastische Leitzinsanhebung der Notenbank um 6,5 Prozent auf 17 Prozent war wirkungslos verpufft.

Schlechtere Zensuren für Frankreich

Frankreich bekommt schlechtere Zensuren. So hat die Ratingagentur Fitch die Bonitätsnote des Landes von „AA+“ auf „AA“ herabgestuft. Die Aussichten für den Staatshaushalt beurteilt Fitch als trübe, Reformen werden vermisst. Die eingeleiteten Reformen würden aber langsam Erfolge zeigen, konterte Finanzminister Michel Sapin.

Analysten gehen davon aus, dass Frankreich dennoch weiterhin zu sehr niedrigen Zinsen Geld aufnehmen kann, da die Europäische Zentralbank (EZB) als „Brandschutz“ wirke. Die Frage ist nur, wie viel Zeit die Märkte dem Land zur Umsetzung seiner Reformen lassen werden. Die EU-Kommission hatte Frankreich, aber auch Italien und Belgien, eine Frist bis März 2015 gewährt. Seit Jahren fordern die Euro-Partner von Paris eine deutliche Erhöhung des Rentenalters, die Senkung der Arbeitskosten und Einsparungen des aufgeblähten Verwaltungsapparats.

Auch wenn drei Viertel der Franzosen finden, dass Deutschland in der EU zu viel Einfluss habe, schätzen doch wiederum rund 72 Prozent der westlichen Nachbarn „Madame No“, Bundeskanzlerin Angela Merkel. Und, eine Mehrzahl bedauert denn auch, dass französische Politiker Deutschland trotz der deutsch-französischen Beziehungen so heftig kritisieren würden.

Indessen häuft das andere große Sorgenkind der Eurozone, Italien, weiter Schulden an. Im Oktober wuchs der Schuldenberg auf 2,16 Billionen Euro, was einem Anteil von 133,3 Prozent des nominalen Bruttoinlandsprodukts entspricht. Kein Wunder, dass angesichts dieser kritischen Lage, die ja bereits die Herabstufung der Bonität von Italien zur Folge hatte, S&P auch die Ratings von vier Versicherern des Landes reduziert hat – darunter die Generali und eine Tochter der Allianz.

Ungewissheit über die Zukunft der Regierung herrscht auch weiterhin in Griechenland. Gestern Abend hat dort die erste missglückte Abstimmung für die Wahl eines neuen Staatspräsidenten stattgefunden. Aufgrund der herrschenden Stimmenverhältnisse ist bzw. war nicht die Frage, ob die erforderliche Mehrheit im ersten oder zweiten Wahlgang erzielt wird, sondern ob es am 29. Dezember im dritten Wahlgang reichen wird. Denn sollte dann immer noch niemand gewählt worden sein, wird es zu vorgezogenen Wahlen kommen. Damit könnte sich die Krise des Landes weiter verschärfen. Laut Umfragen könnte bei Neuwahlen die Koalitionsregierung unter Ministerpräsident Antonis Samaras abgewählt werden. Demoskopen sehen als Sieger das Linksbündnis von Alexis Tsipras der Syriza-Partei, der die Spar- und Reformpolitik der Regierung und der Geldgeber ablehnt.

Vereinzelt füllen Finanzchefs noch ihre Kassen auf

Obwohl erfahrungsgemäß der Primärmarkt kurz vor Jahresschluss zum Erliegen kommt, kamen in diesem Jahr vereinzelt Finanzchefs diverser Unternehmen auf die Idee, ihre Kassen aufzufüllen.

So legte mit der Publicis Groupe S.A., ein multinationaler Werbedienstleister und Medienkonzern aus Frankreich, der zu den drei größten Werbedienstleistern weltweit zählt, zwei Anleihen auf. Die erste Tranche ist mit einem Kupon von 1,125 Prozent ausgestattet (WKN A1ZTXB / 700 Millionen Euro) und am 16. Dezember 2021 fällig. Der Emissionspreis von 99,40 Prozent entsprach einem Spread von +60 bps über Mid Swap. Die zweite Tranche (WKN A1ZTXC / 600 Millionen Euro) hat eine jährliche Verzinsung von 1,625 Prozent und die Rückzahlung erfolgt am 16.Dezember 2024. Der Emissionspreis von 99,307 Prozent ergab einen Emissionsspread von +75 bps über Mid Swap.

Aber auch die Deutsche Annington refinanzierte am Kapitalmarkt 1 Milliarden Euro über ihr Tochterunternehmen Deutsche Annington Finance B.V. mittels einer Hybridanleihe. Die Anleihe A1ZTXG) ist seitens des Emittenten mit einem Kupon von 4 Prozent versehen und zum 17. Dezember 2021 zu pari kündbar. Auch diese Anleihe zielt wegen einer Mindeststückelung von 100.000 Euro in erster Line auf institutionelle Anleger ab.

Jeden Tag ein höheres Tief

Es ist schon fast nicht mehr mit Worten zu fassen, aber auch nach dem Roll-Over geht der Siegeszug des Euro-Bund-Futures ungebremst weiter. Allerdings gibt es auch weiterhin genügend Gründe, um die Flucht in den sicheren Hafen zu forcieren. Mal liefern die schwachen Aktienmärkte, mal Griechenland oder auch Italien, mal Frankreich und nicht zuletzt die Russlandkrise die Begründungen, um die Kurse der deutschen Bundeswertpapiere weiter nach oben zu treiben.

Bezeichnend ist hierbei insbesondere, dass seit über einer Woche an jedem Handelstag der am Vortag erzielte Tiefstkurs des Sorgenbarometers nicht mehr unterschritten wurde. Das lässt tief blicken, denn schon lange ist nicht mehr nur die Rendite der zugrundeliegenden Anleihen ausschlaggebend. Dass dadurch die Kurse immer in schwindeligere Höhen getrieben werden, ist logisch. The trend is your friend! Das bedeutet immer weiter nach oben mitspielen, bis ein eindeutiges Verkaufssignal die Trendwende verkündet.

Somit bleibt uns nur der Blick auf die Charttechnik. Nach oben ist lediglich der bisherige Höchststand als Widerstand zu bezeichnen. Das bedeutet momentan 155,45 Prozent. Die erste Unterstützungslinie, die diesen Namen auch verdient, verläuft aktuell bei 153,86 Prozent, dem Hoch vom 1. Dezember und verlangt nach einem Test. Dieser verhältnismäßig breite Bereich ist in den nächsten Tagen der Spielplatz für die Rentenhändler, denn der Markt ist reif für eine Konsolidierung auf hohem Niveau, und das ist auch gut so!

Im Zeichen der Emissionsplanung des Bundes

Auch in diesem Jahr ist auf die Deutschen Verlass! Am Kapitalmarkt schätzen die Investoren diese Zuverlässigkeit der Deutschen Finanzagentur, die am gestrigen Mittwoch den Anlegern Einblick in ihre Emissionsplanung gewährte. So werden im kommenden Jahr voraussichtlich nur noch 185,5 Milliarden Euro an nominalverzinslichen Bundeswertpapieren begeben. Dies bedeutet einen weiteren Rückgang der Emissionstätigkeit gegenüber den Vorjahren. Zusätzlich ist geplant, 10 bis 14 Milliarden Euro als inflationsindexierte Anleihen aufzulegen. Die Tilgungen des Bundes und seiner Sondervermögen hingegen belaufen sich auf insgesamt 185,3 Milliarden Euro. Darüber hinaus spart man aufgrund seit Jahren fallender Marktzinsen auch in diesem Jahr erneut Geld bei der Begleichung der Zinsen. Im Jahr 2015 sind „nur“ noch 27,5 Milliarden Euro an Zinszahlungen zu leisten, verglichen mit 29,3 Milliarden Euro in 2014 und 33,5 Milliarden Euro in 2013.

Ansonsten wird lediglich am heutigen Donnerstag Spanien mittels diverser Aufstockungen insgesamt bis zu 3 Milliarden Euro am Kapitalmarkt aufnehmen. Dabei handelt es sich um drei Altemissionen (WKNs A0T6KX (2019), A1HK7W (2023) und A1ZKWJ (2024)).

Der Rubel rollte talwärts

Das Jahr 2014 neigt sich langsam dem Ende zu und damit schließt sich auch ein schwieriges Kapitel für die Währung der Euroländer. Startete die Gemeinschaftswährung noch bei einem Niveau von ca.1,375 US-Dollar in das Jahr, so wurde das Tief am 08.12. bei 1,2245 US-Dollar markiert.

Zumindest in dieser Handelswoche schickt sich der Euro an, einen etwas versöhnlichen Jahresabschluss zu finden. Begünstigt wurde dies unter anderem dadurch, dass US-Dollar -Anleger Kasse machten und der ZEW-Index überraschend stark anstieg. So konnte die Gemeinschaftswährung von 1,2368 US-Dollar auf bis 1,2569 US-Dollar, einem neuen Drei-Wochen-Hoch, klettern. Zur Stunde pendelt die Gemeinschaftswährung um die Marke von 1,23 US-Dollar.

Wesentlich mehr Aufmerksamkeit zog in dieser Woche allerdings das Währungspaar Euro-Rubel auf sich. Hier drückte die Angst vor einer nochmaligen Verschärfung der US-Sanktionen sowie der weiter rückläufige Ölpreis den russischen Rubel erheblich. Die Währung der Euroländer profitierte hiervon und stieg von 67,98 Rubel bis auf 100,27 Rubel, was ein neues Allzeithoch darstellt. Selbst eine Leitzinserhöhung auf 17 Prozent und Stützungskäufe der russischen Zentralbank konnten den Euro nur bedingt stoppen. Aktuell hat sich das Geschehen wieder etwas beruhigt und die Gemeinschaftswährung notiert wieder im Bereich von 73,00 Rubel.

Um gut gerüstet in das neue Jahr 2015 zu starten, haben Privatanleger in dieser Handelswoche vornehmlich Fremdwährungsanleihen auf US-Dollar, russische Rubel, brasilianische Real und Schweizer Franken nachgefragt.

Autor: Klaus Stopp, stellvertretender Leiter Rentenhandel der Baader Bank.

Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.

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© 18. Dezember 2014