Baader Bonds Markets: "Internationale Steuerehrlichkeit als Visiont"

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Stopp

13. November 2014. München (Baader Bank). Kein Wunder, dass nahezu die Hälfte der Deutschen Angst davor hat, im Alter vermögensfrei zu sein. Seit dem Ausbruch der Finanzkrise und der ungebremsten Schuldenpolitik der Staatsregierungen gibt es nur noch wenige Berufsoptimisten, die meinen, es wäre noch Zeit zum Handeln vorhanden.

Handlungsoptionen haben die Länder tatsächlich nur noch, wenn sie sich schleunigst einigen und rasch zur Tat schreiten. Denn die weltweiten Schuldenberge sind so hoch, dass ein Abtragen für viele Regierungen aus eigener Kraft von Tag zu Tag schwerer wird – wenn es in manchen Fällen nicht gar schon unmöglich geworden sein sollte. Vor diesem Hintergrund können wir uns einen internationalen Wettbewerb der Steuersätze nicht mehr leisten – ja selbst die bestehenden Steuerschulden nur halbherzig einzufordern, wird nicht ausreichen

Fakt ist, dass sich einzelne Staaten zu Lasten anderer durch die Gewährung von Steuervorteilen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen und dadurch die Steuerehrlichkeit der Bürger untergraben. Sicherlich werden oftmals nur die vorhandenen gesetzlichen Vorgaben optimal ausgenutzt. Aber genau darin liegt das Grundübel und daher muss derjenige von einer finanziellen Unterstützung ausgeschlossen werden, der mittels Steueranreizen der Gemeinschaft schadet. Denn es darf nicht sein, dass Staaten über ihre Verhältnisse leben, die Haushaltslücke zu Lasten anderer schließen und sich zusätzlich sicher sein können, in dem von der Gemeinschaft geschaffenen Sicherungsnetz notfalls aufgefangen zu werden.

Das Ideal einer internationalen Steuerehrlichkeit kann sicher nur als eine Vision dienen – auch auf nationaler Ebene. Aber entschlossene Schritte in diese Richtung würden zumindest manche Probleme lösen. Freilich verdeutlichen die jüngsten Beispiele aus Luxemburg und Irland immer noch die egoistische Denkweise von Politikern. Gemäß dem Motto „Wenn wir es nicht machen, dann machen es die anderen. Und daher ist sinnvoll, dass wir es machen“. So wird ein knallharter Verdrängungswettbewerb gefördert.

Vor diesem Hintergrund ist es also höchste Zeit, dass die Europäische Union nun gegen den Missbrauch umstrittener Steuersparmodelle für Großkonzerne vorgeht, indem sie bei Steuerabsprachen für Konzerne („tax rulings“) einen automatischen Informationsaustausch unter EU-Staaten organisieren will. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass sich hier nun ausgerechnet EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker kraft Amtes an die Spitze der Bewegung setzen muss, hat er doch als früherer Luxemburger Premier und Finanzminister kräftig an Steuersparmodellen mitgebastelt. Und so klingt es schon fast wie Heuchelei, wenn er nun verklausuliert bedauert, dass Wechselwirkungen verschiedener Steuersysteme in Europa zu einer Nicht-Besteuerung von Unternehmen geführt hätten.

Der Mangel an Alternativen lässt Corporate Bonds neue Höhen erklimmen

Angesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase greifen Anleger weiterhin bei Unternehmensanleihen mit überschaubarem Risiko zu. Darunter befinden sich auch Titel von Emittenten mit sehr guter Bonität. Dies sorgt dafür, dass die Kurse von Corporate Bonds immer wieder neue Jahreshochs erklimmen.

Gefragt war in dieser Woche unter anderem eine Anleihe von Thyssen-Krupp (WKN: A1R041) mit Laufzeit 10/2019, die mit ca. 1,98 Prozent rentiert. Der Bond notiert momentan bei rund 105,35 Prozent und damit auf seinem Jahreshoch. Ähnlich verläuft die Entwicklung bei einem Bond von Hochtief A12TZ9), der 5/2019 fällig wird und eine Rendite von ca. 1,67 Prozent abwirft. Der aktuelle Kurs von ca. 103,90 Prozent hat das bisherige Jahreshoch von 103,625 Prozent nochmals getoppt. Neue Höhen hat auch ein bis 1/2022 laufender Titel von Daimler A1R04X) erklommen, der eine Rendite von ca. 0,94 Prozent abwirft und nun auf einem Niveau von 109,12 Prozent notiert. Gesucht war auch ein zehnjähriger Bond von Linde A1ZJJS), der 5/2024 ausläuft und ein Kursniveau von 106,80 Prozent aufweist. Die Rendite liegt bei ca. 1,12 Prozent.

Betrachtet man die Aspekte Bonität und Rendite, so entpuppen sich für manche Anleger einmal mehr Corporate Bonds als die besseren Staatsanleihen.

Fitschen bereitet Sparer auf Tabubruch vor

Immerhin, Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon hat Negativzinsen auf Spareinlagen bei den Sparkassen ausgeschlossen. Auch die Commerzbank hat erklärt, Strafzinsen für ihre Privat- und Firmenkunden seien für sie kein Thema. Dennoch bleibt das Thema akut, wie die jüngsten Äußerungen von Jürgen Fitschen zeigen. Angesichts des negativen Einlagenzinses der Europäischen Zentralbank (EZB) müsse sich jedes einzelne Institut mit dem Thema auseinandersetzen, sagte der Co-Chef der Deutschen Bank in seiner Rolle als Präsident des Bundesverbands Deutscher Banken. Er sei aber sicher, dass alle Banken „sehr verantwortungsvoll“ mit dem Thema umgehen würden – was immer das auch heißen mag. Fitschen deutete an, dass zumindest Sparer mit kleinen Einlagen zunächst von den Belastungen negativer Zinsen verschont bleiben dürften. Das klingt wie die Vorbereitung der Sparer auf einen Tabubruch – nämlich die Einführung von Minuszinsen. Mit seinen Äußerungen versucht Fitschen anscheinend auszuloten, wie die Verbraucher reagieren.

Bevor wir aber für unser Bankguthaben einen Negativzins bezahlen, geben wir unser Geld doch lieber aus, denken sich angesichts solcher Vorahnungen viele Verbraucher. So wollen die Deutschen nach einer Umfrage des Handelsverbandes HDE in diesem Jahr durchschnittlich 447 Euro für Weihnachtsgeschenke ausgeben – so viel wie noch nie. Der HDE prognostiziert für das diesjährige Weihnachtsgeschäft ein Plus von 1,2 Prozent auf 85,5 Milliarden Euro.

London kommt in Genuss von EU-Beitragsrabatt über eine Milliarde Euro

„I want my money back“, polterte Anfang der 1980er Jahre Premierministerin Margaret Thatcher vor der Europäischen Gemeinschaft. Ihr Nachfolger David Cameron setzt dem noch eins drauf: Er will der EU zumindest nicht die vollen 2,1 Milliarden Euro überweisen, die Großbritannien aufgrund der höheren nationalen Steuereinnahmen nachzahlen soll.

Nun sind die anderen EU-Finanzminister Cameron schon dergestalt entgegen gekommen, dass sie einen Zahlungsaufschub bis September 2015 angeboten haben. Unter bestimmten Bedingungen könnten Mitgliedstaaten solche Nachzahlungen zinsfrei bis zum 1. September des Folgejahres überweisen, hatte die EU-Kommission mitgeteilt. Wie die Finanzierungslücke bis dahin überbrückt werden soll, steht auf einem anderen Blatt.

Aber damit gibt sich der rebellische Cameron für sein europaskeptisches Land nicht zufrieden. Er „glaube“ nicht an eine Zahlung in dieser Größenordnung, sagte Cameron, während sein Finanzminister, George Osborne, eine Summe von rund der Hälfte, also 1,1 Milliarden Euro, ins Gespräch brachte. Und danach sieht es inzwischen auch aus. Beim geforderten Betrag von 2,1 Milliarden Euro soll noch der britische „Beitragsrabatt“ angerechnet werden, der nach vorläufigen Berechnungen eine sehr hohe Summe von etwa 1 Milliarden Euro erreichen könnte, heißt es aus Brüssel.

Damit knickt die EU vor London ein und beschert Cameron einen innenpolitischen Erfolg – in der Hoffnung, dass die Bürgerinnen und Bürger Großbritanniens 2017 gegen einen Austritt aus der Gemeinschaft votieren werden. Denn just unter Führung von Camerons konservativen Tories soll die Bevölkerung in drei Jahren in einem Referendum über die EU-Mitgliedschaft abstimmen. Na ja, und bis dahin muss Brüssel Cameron offenbar ein paar „Goodies“ gönnen. Am Ende könnte das Ganze freilich so ausgehen, dass man Großbritannien eine Milliarden Euro erlässt, das Land aber dennoch der EU den Rücken kehrt.

Wirtschaftlicher Druck aus dem pazifischen Raum bringt Streithähne an einen Tisch

Nach zwei Jahren der Eiszeit zwischen China und Japan wegen eines erbitterten Streits um eine Inselgruppe im Pazifik gab es nun wieder eine Annäherung zwischen den beiden Ländern. Auf dem Gipfeltreffen der Pazifik-Anrainer (APEC) empfing der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping erstmals den japanischen Regierungschef Shinzo Abe. Dies dürfte ein Zeichen der Entspannung sein, zumal sich die APEC-Staaten auf einen Fahrplan für eine von China forcierte Freihandelszone Asien-Pazifik (FTAAP) geeinigt haben.

Mit von der Partie waren auch US-Präsident Barack Obama und Russlands Staatschef Wladimir Putin, die den Gipfel zu kurzen Gesprächen genutzt haben. Immerhin belasten die Krisen in der Ukraine und Syrien das Verhältnis zwischen Washington und Moskau schwer.

Vielleicht raufen sich die Streithähne ja zusammen und legen ihre Konflikte bei – angesichts der dynamischen Wirtschaftsentwicklung, die da im pazifischen Raum unter Führung von China in Gang gekommen ist. Immerhin repräsentiert die APEC 40 Prozent der Weltbevölkerung und 57 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung. Als mögliches Datum für den Start von FTAAP hat China das Jahr 2025 angepeilt. Und da können es sich weder die USA, Russland oder Japan leisten, nicht mit von der Partie zu sein. Dass bei dem Prozess China die führende Rolle übernommen hat, zeigt deutlich, wie sich im Moment die globalen Machtverhältnisse verschieben.

Namhafte Emittenten machen sich rar

In dieser Handelswoche erinnerten sich wenigstens zwei namhafte Emittenten wieder an die Privatanleger und legten Anleihen mit einer Mindeststückelung von nominal 1.000 Euro auf.

So begab der Pharmariese Bayer über seine Gesellschaft Bayer Capital Corporation BV eine neunjährige Anleihe A1ZSAC) mit einem jährlichen Kupon von 1,25 Prozent und einem Volumen von 500 Millionen Euro. Bei einem Emissionskurs von 99,586 Prozent ergab sich ein Emissionsspread von +35 bps über Mid Swap.

Aber auch das österreichische internationale Öl- und Gasunternehmen OMV AG, mit Sitz in Wien, nahm am Kapitalmarkt insgesamt 750 Millionen Euro mittels einer Anleihe A1ZSFB) auf. Der Kupon beläuft sich auf jährlich 0,6 Prozent . Bei einem Emissionskurs von 99,972 Prozent entsprach dies einem Emissionsspread von 28 bps über Mid Swap.

Im Herbst fallen nur die Blätter

Nachdem sich in den vergangenen Handelswochen die Herbststürme an den Aktienmärkten in Wohlgefallen auflösten, haben die Rentenmärkte eine kleine Korrektur auf hohem Niveau vollzogen. Mancher Händler hatte sich zwar erhofft, dass im Herbst nicht nur die Blätter von den Bäumen fallen, sondern auch die Notierungen am Rentenmarkt. Aber Gewinnmitnahmen an den Aktienmärkten verliehen dem Rentenbarometer Flügel und so notierte der Euro-Bund-Future gestern in der Spitze bei 151,71 Prozent .

Obwohl es für viele Marktteilnehmer nur schwer vorstellbar ist, so scheint die Reise des Renten-Future noch nicht zu Ende zu sein. Ein erneuter Test des bisherigen Höchststandes bei 152,49 Prozent (15.10.2014) ist wieder im Bereich des Möglichen. Denn aus charttechnischer Sicht ist der langfristige Aufwärtstrend intakt und auch kleine Korrekturen bis auf 151,00 Prozent sind verkraftbar. Dennoch sollte bei aller Analyse nicht vergessen werden, dass wir in Erwartung der „staden Zeit“ schon bald an allen Märkten mit einer erhöhten Volatilität zu rechnen haben. Immer mehr Handelsadressen verabschieden sich aus den Märkten, handeln nur noch unter Zwang und sichern ihre Risiken ab.

Sicherheit schlägt Rendite

Eigentlich ist es sinnlos, Geld anzulegen und nach zwei Jahren nur einen Teil des eingesetzten Kapitals zurückzuerhalten. Doch unter dem Aspekt „Sicherheit“ beschreiten immer mehr Investoren diesen Weg. So wurde auch gestern im Tenderverfahren eine neue zweijährige Schatzanweisung der Bundesrepublik Deutschland als 0 Prozenter aufgelegt 113748) und bei einer 1,5-fachen Überzeichnung mit einer Durchschnittsrendite von (minus) 0,05 Prozent zugeteilt. Anscheinend empfinden Investoren diese Kosten inzwischen als eine Art Verwahrungsgebühr analog zu einer Schließfachgebühr.

Doch im Nullzins-Wunderland Europa gibt es auch Staatsregierungen, die von solchen Konditionen nur träumen können. Obwohl Italien infolge der Verlautbarung des EZB-Präsidenten „Whatever it takes…“ inzwischen auf historisch niedrige Refinanzierungskosten blicken kann, wird heute mit Spannung die Aufstockung diverser Anleihen (Laufzeit: 4 / 7 / 16 Jahre) im Volumen von insgesamt 6 Milliarden Euro erwartet.

In den USA hingegen standen bzw. stehen in der aufgrund des Veteranentags verkürzten Handelswoche die Begebung von Geldmarkttiteln in Höhe von 117 Milliarden US-Dollar und darüber hinaus von 64 Milliarden US-Dollar als T-Bonds mit einer Laufzeit von 3, 10 und 30 Jahren an.

Schwacher Euro als Chance?

„Das Spiel ist erst aus, wenn der Schiedsrichter abpfeift“. Diese Sportweisheit, so scheint es, hat sich der Euro in dieser Handelswoche zu Herzen genommen. Zu Beginn sah es für das Fiatgeld der Euroländer alles andere als rosig aus. Nach Äußerungen von EZB-Chef Mario Draghi, die Geldpolitik noch weiter zu lockern, fiel er bis auf 1,2357 US-Dollar. Das war der niedrigste Stand seit dem 21. August 2012.

Doch nach enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten und sich daran anschließenden Gewinnmitnahmen von US-Dollar-Anlegern konnte sich die Gemeinschaftswährung wieder berappeln und schaffte den Sprung über die Marke von 1,25 US-Dollar.

Zum Wochenstart hatte der Euro nochmals einen Durchhänger und fiel knapp unter die Marke von 1,24 US-Dollar. Zur Stunde bewegt er sich jedoch wieder um den Bereich von 1,245 US-Dollar. Vorerst scheint kein weiterer Druck auf den US-Dollar zu lasten, da es auch nach den jüngsten Konjunktur- und Arbeitsmarktdaten nicht im Sinne der Amerikaner sein wird, einen schwachen Euro zu fördern, was eine kurzfristige Gegenreaktion ermöglicht. Aus diesem Grund wird uns die Währungskrieg-Story in den nächsten Wochen noch häufiger beschäftigen und sicherlich bei der Beurteilung der Korrelation zwischen den beiden Währungen eine wichtige Rolle spielen.

Seit Anfang Oktober befindet sich allerdings auch die Gemeinschaftswährung zum Schweizer Franken verstärkt unter Druck. In der aktuellen Handelswoche wurde dieser Trend durch die zukünftige Geldpolitik der EZB beschleunigt und der Euro kam erst 16 Rappen vor dem von der Schweizer Nationalbank ausgerufenen Mindestkurs, von 1,20 Schweizer Franken, zum Stehen.

In dieser Handelswoche waren die meisten Umsätze in Fremdwährungsanleihen auf brasilianische Real, US-amerikanische Dollar, russische Rubel und Schweizer Franken auszumachen.

Autor: Klaus Stopp, stellvertretender Leiter Rentenhandel der Baader Bank.

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© 13. November 2014